Josef Schicho

Herr Schicho ist in Kaplice (deut. Kaplitz) geboren und erlebte als achtjähriges Kind den Einmarsch der Deutschen. Er selber war während seiner Schulzeit vom Nationalsozialismus beeinflusst in der Hitlerjugend und nahm als Fünfzehnjähriger am Volkssturm teil. Herr Schicho und seine Mitschüler sowie die Eltern wurden zudem vom Schulleiter zur sogenannten ,Mühlviertler‘ Hasenjagd aufgefordert, bei dem im Februar 1945 nationalsozialistische Verbände sowie Soldaten und Zivilisten sowjetische Häftlinge nach einem Ausbruch aus dem KZ Mauthausen verfolgten.
Nach dem Kriegsende erlebt Herr Schicho wie seine Familie enteignet wurde und eine Vertreibung der deutschsprachigen Minderheiten von Seiten der Tschechen stattfand. Er selber gerät auf seiner Flucht nach Österreich in ein Arbeitslager, kam jedoch frühzeitig - aufgrund der Unterstützung seiner Mutter - frei und gelangte nach Österreich, wo er und seine Familie sich ein neues Leben aufbauen konnten.

Josef Schicho

Herr Schicho erlebte als achtjähriger Schüler den Einmarsch der Deutschen in Kaplice (deut. Kaplitz). Sein Vater war Ortsbauernführer und er erinnert sich wie er viele Botengänge für ihn erledigen musste. Herr Schicho beschreibt wie er als Junge von der Propaganda der Nazis beeinflusst war. Er war in der Hitlerjugend und wurde in der Schule als Melder abgestellt. Er berichtet wie sein Vater ausländische Nachrichten hörte und sie so die „realitätsnahen“ Meldungen mitbekamen. Er nahm schließlich als Fünfzehnjähriger teil am Volkssturm, kontrollierte unter anderem Flüchtlinge und sich zurückziehende Militärs. Er berichtet zudem wie er von seinem Hauptschuldirektor zur sogenannten ,Hasenjagd‘ aufgefordert wurde. Gemeinsam mit 120 anderen Bewohner der Stadt Kaplice wurde er schließlich nach Ebelsberg kommandiert, wo sie als SSler eingekleidet wurden (SS-/ Afrika-Uniformen).
Er berichtet von ‚wilden Vertreibungen‘ nach Kriegsende durch die Tschechen. Bevor er vertrieben wurde, versuchte er heimlich mit einer Gruppe Bauern und mit Hilfe eines Schleuserpaares am 28. Oktober 1945 die Grenze nach Österreich zu überqueren, scheitert allerdings. Stattdessen wird er gefasst, woraufhin er von Ende Oktober 1945 bis Mitte November interniert wird und unter anderem in einem Steinbruch arbeiten muss. Er bezeichnet die Hafteinrichtung als „KZ“. Seine Mutter konnte schließlich über Behördengänge seine Freilassung erwirken.
Am 30. Oktober wird das Haus der Familie enteignet. Sie kommt zunächst bei den Großeltern unter, bis die Mutter für Herrn Schicho und seinen Vater eine Erlaubnis erwirken kann nach Österreich zu gehen. Am 30. November überquert er zunächst mit seinem Vater die Grenze. Der Rest der Familie folgt später nach. Die Familie bekommt 1950 die österreichische Staatsbürgerschaft, pachtet ein Haus und bezieht Beihilfen von einer amerikanischen Quäker-Organisation und durch den Marshallplan. Auf diese Weise kann Herr Schicho schließlich ein Haus kaufen, in dem er bis heute lebt.

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