Doris Pacchiaffo

Doris Pacchiaffo wurde am 12. Februar 1930 in Cilli (slow. Celje) geboren. Sie erlebte während des Zweiten Weltkrieges die Aussiedlung und Verschleppung der slowenischen MitbürgerInnen in ihrem Geburtsort, den Regierungswechsel zu Kriegsende sowie die Vertreibung der deutschsprachigen Minderheiten in der Nachkriegszeit. Frau Pacchiaffo, selber betroffen von den Vertreibungen, gelangte mit ihrer Mutter in das Lager Tüchern und später in das ab Mai 1945 erstellte Konzentrationslager Sterntal; sie wurden jedoch als Familie aufgrund von glücklichen Umständen aus der Gefangenschaft entlassen und konnten nach Österreich/Graz ausreisen.

  • Sterntal
  • Vertreibung
  • Lager
  • Sloweniendeutsche
  • Gottschee
  • Yugoslawien

Doris Pacchiaffo

Frau Pacchiaffo erzählt von ihrer Kindheit in Cilli (Celje), wo sie in einem gut-bürgerlichen Elternhaus aufgewachsen ist. Dabei kann sie sich noch lebhaft an die Kriegszeit erinnern, in der slowenisch stämmige MitbürgerInnen zur Zeit der Besetzung Jugoslawiens (durch Deutschland, Italien und Ungarn) verschleppt wurden. Sie erzählt, wie sich ihre Mutter immer wieder versuchte für slowenisch-stämmige Bekannte einzusetzen, jedoch schnell an ihre Grenzen stieß. Nachdem der Krieg beendet wurde und die Regierung wiederum wechselte, erzählt Pacchiaffo von dem ihr in Erinnerung gebliebenen Erlebnis, wie sie den jungen jugoslawischen Staatsführer Tito durch das Dorf fahren sah. Die Villa in der Frau Pacchiaffo und ihrer Familie wohnten, war nach ihr die sogenannte "Offiziersmesse" der jugoslawischen Generäle - dort wurde gekocht und gespeist. Doch schon bald veranlasste die neu errichtete jugoslawische Regierung die Aussiedlung der ethnisch Deutschen und österreichischen BürgerInnen. Frau Pachiaffo erlebte so die Überführung in das Lager Tüchern und gelangte dann wenig später in das Arbeitslager Sterntal, dass im Mai 1945 unter der Leitung Aleksander Rankovićs von einem Zwangsarbeiterlager zu einem Konzentrationslager umfunktioniert wurde. Aufgrund einer vorherigen Bekanntschaft ihrer Mutter mit einem jugoslawischen Offizier wurden sie aus Sterntal entlassen. Nachdem ihre Mutter kurz darauf, ihre zwei Söhne aus dem Kinderlager in Cilli abgeholt hatte, fuhren sie mit der Bahn nach Österreich/Graz.
In Graz konnte die Familie bei ihren nahen Verwandten unterkommen, woraufhin Frau Pacchiaffo nach kurzer Zeit eine Haushaltsschule besuchte und abschloss. Als sogenannte "Staatenlose" war es ihr jedoch nicht möglich in Österreich zu arbeiten. Sie entschloss sich nach Großbritannien zu gehen, wo sie in Manchester und London schließlich als Haushälterin arbeitete. Aufgrund der Gesundheit ihrer Mutter kehrte sie nach Graz zurück, wo sie bis heute noch lebt.

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