WEBVTT 00:00:07.000 --> 00:00:11.005 Für die Geschichte der Österreichischen Exilbibliothek muss man ein bisschen weiter ausholen 00:00:11.205 --> 00:00:19.872 Die Dokumentationsstelle für neuere Österreichische Literatur ist schon 1965 von Viktor Suchy gegründet worden 00:00:20.072 --> 00:00:26.070 Er war selbst ein Verfolgter und hat dadurch schon bei der Dokumentationsstelle  00:00:26.100 --> 00:00:30.072 den Sammelschwerpunkt den Sammelschwerpunkt der Bücher stark auf Exilliteratur fokussiert. 00:00:30.242 --> 00:00:35.040 Und dieser Schwerpunkt wurde dann auch vom nachfolgenden Leiter des Literaturhauses 00:00:35.240 --> 00:00:45.129 Heinz Lunzer fortgesetzt. Und dann das es dann wirklich dazu gekommen ist geht eigentlich auf ein Projekt zurück 00:00:45.329 --> 00:00:50.830 und zwar hat Ursula Seeber, Germanistin, die schon länger in der Dokumentationsstelle gearbeitet hat 00:00:51.030 --> 00:00:59.016 gemeinsam mit der Fotografin Alisa Duerr 1992 eine Ausstellung konzipiert 00:00:59.216 --> 00:01:04.494 "Die Zeit gibt die Bilder. Schriftsteller, die Österreich zur Heimat hatten." 00:01:04.694 --> 00:01:12.896 Und für dieses Projekt ist Alisa Duerr um die ganze Welt gereist, hat österreichische Exilanten fotografiert, 00:01:13.096 --> 00:01:23.056 interviewt. Und diese Ausstellung wurde dann 1992 im Literaturhaus, das hier 1991 00:01:23.256 --> 00:01:31.550 gegründet wurde im 7. Bezirk gezeigt. Und bei dieser Ausstellungseröffnung wo auch viele Exilanten zu Gast waren 00:01:31.750 --> 00:01:38.207 viele von ihnen das erste Mal wieder in Österreich, hat Klaus Amann, der die Eröffnungsrede gehalten hat 00:01:38.407 --> 00:01:46.742 angeregt, es wäre doch sinnvoll für Österreich eine österreichische Exilbibliothek zu gründen 00:01:46.942 --> 00:01:56.942 ähnlich zum Modell des Exilarchivs in Deutschland.  Das hat es bis dahin so nicht gegeben. 00:01:57.142 --> 00:02:03.439 Und der damalige Minister Rudolf Scholten hat diese Idee aufgegriffen 00:02:03.639 --> 00:02:09.281 und so ist es gelungen dann tatsächlich Anfang 1993 die Österreichische Exilbibliothek 00:02:09.481 --> 00:02:16.481 als eine Abteilung der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur hier einzurichten. 00:02:23.899 --> 00:02:33.172 Österreich meint - also wir konzentrieren uns auf jene Exilanten 00:02:33.372 --> 00:02:41.045 vielleicht erst zum Exilbegriff: die 1938 ins Exil gegangen sind 00:02:41.245 --> 00:02:45.458 das heisst wirklich die Verfolgten vom Nazionalsozialismus 00:02:45.658 --> 00:02:54.559 und nicht Exil jetzt z.B. aus der heutigen Zeit. Wir versuchen das zwar in Vermittlungsprogrammen 00:02:54.759 --> 00:02:59.988 den Bogen zur Gegenwart zu spannen. Aber gemeint und Sammlungsschwerpunkt ist 00:03:00.188 --> 00:03:11.370 tatsächlich nur dieses Exil. Und Österreich: Klarer Schwerpunkt liegt auf Österreichern 00:03:11.570 --> 00:03:17.847 die ins Exil gegangen sind. Allerdings sind daunter auch jene, die in Österreich-Ungarn geboren sind 00:03:18.047 --> 00:03:25.639 das heisst, wenn sie zu Monarchiezeiten geboren sind nicht auf heutigem Gebiet Österreich 00:03:25.839 --> 00:03:32.279 sind sie trotzdem bei uns vertreten.  Genauso gibts dann andere Ausnahmen 00:03:32.479 --> 00:03:39.288 wie wenn jemand von z.B. Deutschland 1933 nach Österreich ins Exil gegangen ist 00:03:39.488 --> 00:03:45.861 und dann 38 von hier weiter geflohen ist. Dann haben wir auch zu diesen Personen was in den Sammlungen. 00:03:53.245 --> 00:04:02.200 Während in der Dokumentationsstelle tatsächlich nur Literatur gesammelt wird oder nur zu Autoren, 00:04:02.400 --> 00:04:10.036 haben wir Sammelbestände auch zu Personen aus anderen künstlerischen Bereichen 00:04:10.236 --> 00:04:24.735 von Tänzern über Architekten. Wir haben wirklich Schwerpunkt auch Theater 00:04:24.935 --> 00:04:32.343 Bildhauer und so weiter. Das heisst:  Schwerpunkt ist nicht nur Schriftsteller 00:04:32.543 --> 00:04:36.337 und das sieht man dann auch ganz klar in den Sammlungen. 00:04:36.537 --> 00:04:42.407 Das heisst wir haben von Kostümen über Puppen, Schmuck alles in unseren Beständen 00:04:42.607 --> 00:04:50.265 und nicht nur Papier-Flachware. Andererseits auch von Schriftstellern haben wir dann natürlich 00:04:50.465 --> 00:04:56.532 das ist dann auch für die Vermittlung immer ein ganz gutes Beispiel wir haben zum Beispiel, 00:04:56.732 --> 00:04:59.462 einen ganz umfangreichen Nachlass von Mimi Grossberg 00:04:59.662 --> 00:05:03.624 die hier im 7. Bezirk gelebt hat und 1938 mit ihrem Mann nach New York gegangen ist 00:05:03.824 --> 00:05:14.797 Sie war Lyrikerin, hat sich aber dann in New York  damit beschäftigt 00:05:14.997 --> 00:05:19.521 mit anderen österreichischen Exilanten.  Und hat sehr viel Material dazu gesammelt, 00:05:19.721 --> 00:05:24.019 hat auch eigentlich die erste Exilausstellung  in den 1970er Jahren gemacht. 00:05:24.219 --> 00:05:32.287 Sie hat aber auch das Modisten-Handwerk gelernt  und in ihrer ersten Zeit in New York 00:05:32.487 --> 00:05:40.657 hat sie von der Hutmacherei gelebt. Und so kommt es, dass wir auch ungefähr 50 Hüte in unseren Beständen haben 00:05:40.857 --> 00:05:44.040 Was uns manchmal vor konservatorische Herausforderungen stellt  00:05:44.100 --> 00:05:49.000 mit diesen Materialien umzugehen.  Aber auch das haben wir hier. 00:05:49.100 --> 00:05:52.967  Und gerade das sind die Dinge, die sich gut in Ausstellungen machen 00:05:53.050 --> 00:05:56.500 oder über die man dann in Workshops  einiges vermitteln kann.  00:06:07.600 --> 00:06:12.013 Ja, wir versuchen von Anfang an diese Vermittlungsarbeit 00:06:12.213 --> 00:06:16.222 wie ich vorher bei der Geschichte schon erwähnt habe, gab es 00:06:16.422 --> 00:06:20.048 zuerst eine Ausstellung und dann wurde erst die Institution gegründet. 00:06:20.248 --> 00:06:26.712 Und seitdem haben wir viele Ausstellungen gemacht aus unseren Beständen 00:06:26.912 --> 00:06:34.431 eine ganze Reihe von Publikationen sowohl von autobiograpischen Texten 00:06:34.631 --> 00:06:45.266 als auch Sammelbände zu Kabaret und Exil in Österreich und ähnliches 00:06:45.466 --> 00:06:52.653 Wir haben eine eigene Veranstaltungsreihe - wir machen ungefähr 5-10 Abendveranstaltungen im Jahr 00:06:52.853 --> 00:07:00.968 mit Exilanten. Wir hatten erst vor Kurzem  Egon Schwarz hier zu Gast. 00:07:01.168 --> 00:07:12.895 Oder neue Buchpräsentationen. Wir haben immer wieder Führungen für Universitäten 00:07:13.095 --> 00:07:16.500 und Schülergruppen, oder Workshops eben. 00:07:27.500 --> 00:07:32.801 Ich glaub dass es wirklich wichtig wäre, die Vermittlung stärker auszubauen 00:07:33.001 --> 00:07:42.821 und gerade bei den Schülern dann anzusetzen, dass eben auch dieser Bogen in die Gegenwart gespannt wird. 00:07:43.021 --> 00:07:50.642 Indem man die Geschichte von damals vermittelt anhand unserer Archivalien. 00:07:50.842 --> 00:07:56.336 Und was wir auch immer wieder versuchen - bei Studentenführungen gelingt das auch immer wieder 00:07:56.536 --> 00:08:00.428 wir haben ja sehr viele Bestände die zwar aufgenommen sind 00:08:00.628 --> 00:08:05.626 vielleicht ganz kurz zu den Zahlen: wir haben ungefähr zu 120 Personen Nachlassbestände 00:08:05.826 --> 00:08:11.027 das geht von Einzelmanuskripten bis hin zu  Nachlässen mit 100 Boxen. 00:08:11.227 --> 00:08:15.195 Und da gibt es sehr viel Material das noch gar nicht bearbeitet ist 00:08:15.395 --> 00:08:20.429 Und da wär sowohl für die Wissenschaft noch einiges zu entdecken als auch so für die Öffentlichkeit 00:08:20.629 --> 00:08:25.376 und es ist immer besonders schön, wenn man dann Studenten dafür interessieren kann 00:08:25.576 --> 00:08:30.621 und es ist erst jetzt, dieses Jahr, gelungen dass z.B. eine Studentin 00:08:30.821 --> 00:08:39.713 als Masterarbeit einen bis jetzt unpublizierten  Roman von Alice Penkala, 00:08:39.913 --> 00:08:48.207 die in Marokko im Exil war, ediert hat. Und das ist  jetzt auch im Herbst erschienen 00:08:48.407 --> 00:08:54.502 und das ist natürlich der Idealfall. Aber ich habe  jetzt gerade drei weitere Studenten, 00:08:54.702 --> 00:08:59.569 die auch hier an ihrer Masterarbeit arbeiten.  Aber ich glaube es ist auch wichtig, da 00:08:59.769 --> 00:09:05.380 noch früher anzusetzen und wirklich mit  Schülergruppen zu arbeiten. 00:09:05.580 --> 00:09:09.756 Und das ein bisschen aktiver auszubauen, das Vermittlungsangebot. 00:09:09.956 --> 00:09:11.956