WEBVTT - https://subtitletools.com 00:00:11.400 --> 00:00:26.400 Ich bin am Vortag des Independence Day, dem 3. Juli 1947 in Linz geboren. Linz war damals eine insofern 00:00:26.400 --> 00:00:34.040 interessante Stadt, als die Donau die Zonen geteilt hat. Wir haben in Linz im amerikanischen Sektor 00:00:34.040 --> 00:00:40.520 gewohnt, aber z.B. meine Großeltern haben über der Donau drüber gewohnt, und das war der russische 00:00:40.520 --> 00:00:46.680 Sektor, das heißt, wenn wir dort zu Besuch gingen, dann haben die Russen mich als Kleinkind aus dem Auto 00:00:46.680 --> 00:00:54.920 gehoben und geherzt und das hat ihnen sehr gefallen und dann durftsen wir weiterfahren. Das Amerikanische 00:00:54.920 --> 00:01:03.240 hat in meinem früheren Leben schon eine große Rolle gespielt. Warum? Erstens war Österreich besetzt - und 00:01:03.240 --> 00:01:13.240 es war eine Besatzungsmacht, und die Amerikaner waren eine Präsenz auf den Straßen, im gesellschaftlichen 00:01:13.240 --> 00:01:22.400 Leben und das hat eine Wirkung gehabt. Das Zweite oder unterstützend war natürlich, dass die Care-Packages 00:01:22.400 --> 00:01:30.360 angekommen sind, das heißt wir waren bereits mit amerikanischen Produkten konfrontiert. Ich erinnere 00:01:30.360 --> 00:01:37.320 mich sehr gut –natürlich, Bubblegum haben wir geliebt. Unsere Väter natürlich überhaupt nicht, es war ja 00:01:37.320 --> 00:01:44.160 furchtbar diese Blasen, die man da gemacht hat vor seinem Mund. Aber dann gab‘s natürlich auch Peanut 00:01:44.160 --> 00:01:50.320 Butter, und Peanut Butter war etwas vollkommen Fremdes, und eigentlich haben es die meisten Kinder 00:01:50.320 --> 00:01:55.400 überhaupt nicht gern gehabt, aber das war so. Und Dosenmilch, natürlich, hat uns auch nicht geschmeckt. 00:01:55.400 --> 00:02:04.520 Aber das war wirklich ein Teil des Aufwachsens nach dem Krieg, dass man gemerkt hat: da hilft jemand. Und 00:02:04.520 --> 00:02:11.840 diese Care-Packages wird man dann sehen, in meinem Leben, haben noch eine Zusatz-Dimension dann erhalten, 00:02:11.840 --> 00:02:20.480 nämlich eine nicht-materielle und mit Essen und Verpflegung zu tun habende. Noch ein Aspekt ist 00:02:20.480 --> 00:02:28.400 wichtig, meine Mutter war in Amerika aufgewachsen. Das heißt, die ging in den 20er Jahren als zweijähriges 00:02:28.400 --> 00:02:36.080 Kind mit ihren schwäbischen Eltern in die USA und die sind echt ausgewandert. Mein Großvater war Architekt, 00:02:36.080 --> 00:02:44.840 hat öffentliche Gebäude in New York gebaut, hat viele Villen gebaut für Middle class Germans, Jewish 00:02:44.840 --> 00:02:56.720 Immigrants in Upstate New Jersey - northern New Jersey. Und dadurch, dass meine Mutter bilingual war, 00:02:56.720 --> 00:03:08.960 war natürlich unser Haus und die ganze gesellschaftliche Situation war eine, wo meine Mutter 00:03:08.960 --> 00:03:16.160 natürlich mühelos sprachlich verkehrt hat. Man muss bedenken, das Englische war ja keinesfalls so eine 00:03:16.160 --> 00:03:21.760 dominante Sprache in Europa. Es war keinesfalls im Schulunterricht das Normale, dass man Englisch gelernt 00:03:21.760 --> 00:03:28.800 hat. Mein Vater hatte z.B. Französisch gelernt. In vielen Schulen wurde Französisch weiter gelehrt, auch 00:03:28.800 --> 00:03:34.920 als wichtige Sprache. Durch den Krieg natürlich hat sich das Ganze verändert und vor allem dann durch die 00:03:34.920 --> 00:03:41.880 Nachkriegszeit, wo das Amerikanische eben sehr stark hineingetragen wurde. Es war eigentlich nicht das 00:03:41.880 --> 00:03:48.520 Britische, sondern es war viel stärker das Amerikanische - außer in einem Bundesland. Ich glaube, 00:03:48.520 --> 00:03:56.240 das war Kärnten, wo die Briten waren. Dort natürlich wurde das Britische sehr stark. Aber da kommt man dann 00:03:56.240 --> 00:04:04.720 eben zu einem Paradox, und jetzt komme ich schon in meine Schulzeit hinein. Ich habe im 00:04:04.720 --> 00:04:11.800 Privat-Realgymnasium und zunächst in der Volksschule der Kreuzschwestern in Linz die Schule gemacht, also 00:04:11.800 --> 00:04:19.520 12 Jahre Klosterschule. Das hat mich natürlich dann überhaupt nicht vorbereitet für die Zeit nach 1968 in 00:04:19.520 --> 00:04:29.040 den USA, wo es ziemlich wild zuging, aber so war es eben. Das war eine sehr gute Schule, die zwei 00:04:29.040 --> 00:04:37.920 Standards in meinem Leben festgelegt hat, die mir eigentlich zur Norm wurden und das führt mich dann zu 00:04:37.920 --> 00:04:47.560 den Idealen auch des Fulbright-Programms hin. Also, ich kann da schon Linien ziehen - nämlich es war 00:04:47.560 --> 00:04:58.120 „rigorous“ - also intellektuell fordernd, streng, anspruchsvoll und andererseits sehr 00:04:58.160 --> 00:05:05.960 gemeinschaftsorientiert, was natürlich unter dem christlichen Aspekt sowieso klar war, aber es hat 00:05:05.960 --> 00:05:13.280 immer geheißen: Also, wenn man diese Schule besucht hat, dann ist man nicht nur interessiert an seiner 00:05:13.280 --> 00:05:20.520 eigenen Karriere und „Fühl ich mich wohl?“ – sondern: „Wie schaut's mit meinem Nächsten aus? Kann ich das, 00:05:20.520 --> 00:05:28.520 was ich weiß, mitteilen? Ist mir auch wichtig, dass der andere das hört?“ Und das glaubt man gar nicht, wie 00:05:28.520 --> 00:05:35.360 wichtig das wird im Leben, wenn man dann hinaustritt und den nächsten Kreis um sich zieht, der dann eben ein 00:05:35.360 --> 00:05:42.600 anderer internationaler Kreis wird, aber im Grunde sind diese beiden Prinzipien auch für eine 00:05:42.600 --> 00:05:53.400 Uni-Karriere, egal wo man sie macht. enorm wichtig. Also, das war die Schulzeit, die war aber wie gesagt 00:05:53.400 --> 00:06:01.880 eine Zeit im Nachkriegsösterreich, was bedeutet hat, es gab also viel Zerstörtes in der Stadt. Das war Teil 00:06:01.880 --> 00:06:09.880 des Täglichen und drum - wir haben nicht gehungert, aber es gab durchaus arme Leute. Es gab Leute, die aus 00:06:09.880 --> 00:06:17.600 dem Krieg gekommen sind als Kriegsversehrte, die waren auch ein Teil des Stadtbildes und man fühlte sich sehr 00:06:17.600 --> 00:06:26.480 gut, wenn man also Mittelklasse war und gut versorgt und gut bekleidet, aber das hieß nicht, dass man 00:06:26.480 --> 00:06:34.240 ständig nur Gucci-Taschen getragen hätte oder Joop-T-Shirts. Das war nicht die Zeit. Es war alles 00:06:34.240 --> 00:06:46.840 bescheidener, sagen wir mal so. Aber das war normal, das war völlig normal und… Jetzt kommt ein Punkt, wo 00:06:46.840 --> 00:06:56.840 Amerika - und ich sage immer wieder Amerika, weil für mich wichtig ist, dass das wohl die USA waren, dass es 00:06:56.840 --> 00:07:02.480 aber immer diesen Mythos Amerika auch gegeben hat - und Amerika war natürlich, und das, was ich jetzt 00:07:02.480 --> 00:07:13.040 sage, kommt gleich relevant rüber - war immer so ein Traum, ein Sehnsuchts-Land/Ort, der weit weg war. Es 00:07:13.040 --> 00:07:22.120 gab Telefone und sonst hat man Briefe geschrieben, das war alles. Ja man konnte telegrafieren, aber das hat 00:07:22.120 --> 00:07:30.080 man nicht gemacht unter Freunden. Also es war ja ein viel begrenzterer Raum. Was eine Tür geöffnet hat, war 00:07:30.080 --> 00:07:35.920 als ich glaube ich in der sechsten Klasse Realgymnasium war - da sind wir ins Amerika-Haus 00:07:35.920 --> 00:07:43.000 gegangen. Die Amerika-Häuser, das war Teil der amerikanischen Kulturpolitik nach dem Krieg: wir 00:07:43.000 --> 00:07:50.640 zeigen unsere Kultur und werden, in den Hauptstädten natürlich, aber auch in großen oder größeren Städten 00:07:50.640 --> 00:08:01.400 in den Ländern Amerika-Häuser errichten. Außer Linz waren das glaube ich 4 - in Österreich 4: Wien, Graz, 00:08:01.400 --> 00:08:10.200 Innsbruck und Salzburg. Ich glaube, von denen wurden dann alle geschlossen, außer Wien. Die Bestände wurden 00:08:10.200 --> 00:08:16.760 zum Teil an Bibliotheken, späteren Anglistik-Amerikanistik-Bibliotheken gegeben, zum Teil 00:08:16.760 --> 00:08:23.800 Österreich-Amerikanischen Gesellschaften und so, aber in Wien war das Amerika-Haus ja noch länger, und davon 00:08:23.800 --> 00:08:29.720 konnte ich auch noch länger profitieren, weil die Kooperation mit den Universitäten sehr gut. war. Was 00:08:29.720 --> 00:08:43.440 war daran besonders? Das war eine Welt, die war hell, sie war voller Glamour, man hatte Hochglanzmagazine. 00:08:43.440 --> 00:08:53.640 Man hatte Ladies‘ Magazines, wo die Damen mit roten Fingernägeln, kurzen Röcken, solchen Stöckelschuhen 00:08:53.640 --> 00:09:02.800 den Haushalt gemacht haben, den Staubsauger so geschoben und man hat sich gedacht: Gibt's das auch? 00:09:02.800 --> 00:09:07.120 Sowas habe ich noch nie gesehen, wie‘s hier ausschaut, bei meiner Mutter und bei meinen Tanten und so weiter 00:09:07.120 --> 00:09:14.040 anders aus. Also nicht, dass wir alle nur in Sack und Asche waren, aber die Welten waren so komplett 00:09:14.040 --> 00:09:21.160 verschieden, dass man gedacht hat: Das ist ein Traumland, das ist das Land - man hat natürlich 00:09:21.160 --> 00:09:26.640 gewusst diesen Begriff „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, vom Tellerwäscher zum Millionär. Mit 00:09:26.640 --> 00:09:33.600 solchen Slogans ist man ja durchaus konfrontiert gewesen, das heißt man hat sich gedacht: Ja, also, 00:09:33.600 --> 00:09:41.760 wenn ich da als Frau in Amerika bin, dann heirate ich natürlich gut und habe eben dieses wunderbare Home und 00:09:41.760 --> 00:09:48.800 werde also da mit zwei Fingern den Staubsauger betätigen und eine amerikanische Küche haben und so 00:09:48.800 --> 00:09:56.640 weiter. Es war also Mode, dann die Filme, die gekommen sind und wir sind ja durchaus von der Schule aus, wir 00:09:56.640 --> 00:10:03.720 hatten mir also mindestens einmal im Monat hatten wir also Film anschauen. Da waren natürlich auch viele 00:10:03.720 --> 00:10:10.080 amerikanische Schauspieler. Wir haben sie allerdings dann, glaube ich, nicht in Englisch gesehen. Es war 00:10:10.080 --> 00:10:18.600 schon also „dubbed“, und im Theater konnte man das auch zeitgenössisches amerikanisches Theater - ich 00:10:18.600 --> 00:10:24.680 erinnere mich an... Thornton Wilder hatte gerade ein Stück geschrieben, das wurde sofort übersetzt und 00:10:24.680 --> 00:10:29.480 wurde am Landestheater Linz gezeigt. Also, das habe ich noch in meiner Schulzeit erlebt, sodass man 00:10:29.480 --> 00:10:37.200 gewusst hat: Aha, das eine ist also die Besatzung, das Militär, die Macht Amerikas, andererseits kam dann 00:10:37.200 --> 00:10:44.160 eben schon die Kultur oder Zivilisation herein mit den Amerika-Häusern, wo natürlich Plattenspieler 00:10:44.160 --> 00:10:54.240 waren, wo natürlich Magazine waren, Bücher, natürlich Filme und große Plakate mit Ansichten des Landes, was 00:10:54.240 --> 00:11:01.360 ja auch sehr schön war. Wir haben ja damals keinesfalls in allen Haushalten Fernseher gehabt, das 00:11:01.360 --> 00:11:07.680 fing erst an und wenn, dann war’s schwarz-weiß. Also dieses Bunte, dieses unendlich Bunte - und etwas muss 00:11:07.680 --> 00:11:14.400 ich auch noch sagen. Es war auch ein Teil. Amerikanischen Kulturpolitik, dass man Amerika als 00:11:14.400 --> 00:11:25.800 Land des Optimismus, der Hoffnung, des Positiven gezeigt hat, und das haben viele auch Militärs, der 00:11:25.800 --> 00:11:30.840 Soldaten und so, die so auf der Straße waren, die haben wahnsinnig viel gelächelt und die Damen haben 00:11:30.840 --> 00:11:37.000 sowieso immer gelächelt und waren immer wahnsinnig schön gepflegt und Kindern zugewandt und so… Und 00:11:37.000 --> 00:11:45.920 dieses - also meine Generation ist praktisch mit einem positiven Amerikabild aufgewachsen - komplett positiv. 00:11:45.920 --> 00:11:57.120 Und das war natürlich schon wichtig für die Perspektive, die Grund-Perspektive, die man hatte. Man 00:11:57.120 --> 00:12:05.360 war nicht nur neugierig, sondern man hat auch gedacht, dass man da in ein wirklich gutes Land kommt. Ich 00:12:05.360 --> 00:12:13.640 werde dann sagen, wie das war, als ich hinüberkam, wie gesagt nach ‘68, da hatte sich schon einiges getan und 00:12:13.640 --> 00:12:22.720 das war dann genau dieser Clash, mit dem man ja immer wieder konfrontiert ist, auch in den Amerikastudien 00:12:22.720 --> 00:12:31.440 dann. Man hat das hohe Ideal, und man hat die Realität und aus dem musste man immer etwas machen, das ist 00:12:31.440 --> 00:12:42.800 klar. So jetzt sind wir dann bei meiner Matura, und nach der Matura - das war 1965 - konnte ich nach 00:12:42.800 --> 00:12:55.960 Salzburg gehen, weil die Uni Salzburg gerade, so ’63, ’64 - offiziell ’62, manche Institute - aber die 00:12:55.960 --> 00:13:03.520 Anglistik, und es hieß damals „Institut für englische Sprache und Literatur“ - so war der Name - hatte 00:13:03.520 --> 00:13:12.320 bereits seine kleinen Anfänge. Da gab es einen Professor, der kam aus Wien. Es waren etliche 00:13:12.320 --> 00:13:17.280 Studenten, die in Wien angefangen hatten, salzburgische oder oberösterreichische, die dann nach 00:13:17.280 --> 00:13:23.720 Salzburg gingen, und es kamen völlig neue Leute so wie ich. Und wir waren damals eine ganze Gruppe aus Linz, 00:13:23.720 --> 00:13:30.640 die nach Salzburg da emigriert ist, weil das war nahe, das war frisch, das war neu, und viele Eltern wollten 00:13:30.640 --> 00:13:36.560 gar nicht, dass die Mädeln alleine nach Wien in diesen Sündenpfuhl gehen. Also, es war ihnen viel lieber so 00:13:36.560 --> 00:13:45.840 eine kleine Stadt, wo alles neu war. Ja, was war Salzburg? Also dort habe ich Anglistik studiert - aber 00:13:45.840 --> 00:13:55.600 bereits in meinem glaube ich 5. Semester kam der erste Fulbright-Gastprofessor. Und das war dann jedes Jahr 00:13:55.600 --> 00:14:08.240 so, bis die Amerikanistik dann institutionalisiert wurde 1974. Und dann ging alles sehr steil bergauf. 00:14:08.240 --> 00:14:15.400 Man hat also Anglistik studiert, das heißt man hat zunächst einmal alles im Britisch English gehabt. Nun 00:14:15.400 --> 00:14:21.240 kam ich aber schon vom amerikanischen Akzent meiner Mutter und diesen ganzen Begegnungen mit vielen 00:14:21.240 --> 00:14:28.480 Freunden und Bekannten und offiziellen Leuten und musste jetzt wirklich British English machen. Ich kann 00:14:28.480 --> 00:14:33.200 mich noch erinnern, wie verwirrt ich war, denn meine Mutter konnte mir natürlich helfen, aber die hat immer 00:14:33.200 --> 00:14:38.240 die Sachen anders gesagt, als ich sie eigentlich gebraucht habe. Und das wurde langsam ein bissel eine 00:14:38.240 --> 00:14:44.960 schwierige Situation. Also jedenfalls, ich musste da durch und das war also in der Schulzeit war das 00:14:44.960 --> 00:14:55.840 British, und das war überall so. Es war auch auf der Uni in Wien so. Nur am Dolmetsch-Institut, so wurde 00:14:55.840 --> 00:15:02.120 mir berichtet, gab es diese Trennung. Man hat gewählt, entweder britisches oder amerikanisches Englisch. Das 00:15:02.120 --> 00:15:08.840 fand ich schon durchaus interessant und über das haben wir noch lange geredet, und es gab immer wieder 00:15:08.840 --> 00:15:18.840 Probleme, das amerikanische Englisch als Sprache im Sprachunterricht zu institutionalisieren. Ich habe 00:15:18.840 --> 00:15:25.680 dann einen Weg gefunden, wie man da anfangen konnte und mittlerweile hat sich das auch geändert. Aber 00:15:25.680 --> 00:15:31.520 jetzt bin ich also bei meinem ersten Studienabschnitt quasi - es gab ja nicht die Teilung wie jetzt nach 00:15:31.520 --> 00:15:39.960 dem Bologna-Prozess, also Bachelor, Master und Doktorat, sondern es war eine Langform, die zur 00:15:39.960 --> 00:15:48.200 Lehramtsprüfung geführt hat, bzw. zum Doktorat. Viele haben Lehramtsprüfung sowieso gemacht und zusätzlich 00:15:48.200 --> 00:15:53.360 noch Doktorat. Ich wollte eigentlich auch Lehramtsprüfung machen und wieder nach Linz zurück in 00:15:53.360 --> 00:16:00.800 meine Schule. Ja, es wurde aber dann ganz anders, was auch sehr gut war. Ja, also ich will sagen die erste 00:16:00.800 --> 00:16:13.000 Konfrontation in diesem wirklich sehr „purely English studies“ literaturmäßig und sprachmäßig, 00:16:13.000 --> 00:16:21.440 linguistikmäßig - und Kulturstudien in dem Sinn gab es ja nicht. Man hat einen Kurs, eine Vorlesung machen 00:16:21.440 --> 00:16:31.480 müssen in Landeskunde von Großbritannien, glaube ich hieß das damals. Da musste jeder durch, natürlich und 00:16:31.480 --> 00:16:38.880 sonst die ganze Literaturgeschichte und natürlich die linguistischen Sachen. Das war ganz normal und wenn 00:16:38.880 --> 00:16:44.920 man Lehramt gemacht hat, musste man natürlich in die Fachdidaktik hinein und so weiter. Da kam allerdings 00:16:44.920 --> 00:16:52.320 dann schon Kacowsky, Walter Kacowsky war der große Papst in Salzburg, der diese Ann & Pat’s, diese 00:16:52.320 --> 00:16:59.320 Lehrbücher geschrieben hat. Und da gab es aber dann für die Oberstufe gab es die „English-Speaking World“ 00:16:59.320 --> 00:17:04.280 und da war natürlich USA, aber auch andere englischsprachige Teile der Welt, sodass das 00:17:04.280 --> 00:17:13.200 Bewusstsein in den Schulen durchaus für mehr als nur das Britische geweckt wurde - und auch Texte natürlich 00:17:13.200 --> 00:17:21.840 da drinnen waren. Also - aber meine Konfrontierung war mit Amerika, und ich sage immer noch Amerika, durch 00:17:21.840 --> 00:17:29.680 diese Gastprofessoren, und das waren bei mir drei, denn dann ging ich ja ins Fulbright-Programm hinein 00:17:29.680 --> 00:17:37.240 und war nicht mehr da, ein Jahr lang. Drei verschiedene, mit denen - das war das Schöne - konnte 00:17:37.240 --> 00:17:43.040 man eigentlich sehr viel Kontakt haben, denn das waren Professoren, die haben ja nur gelehrt, die hatten 00:17:43.040 --> 00:17:49.280 keine Verpflichtungen administrativer Natur. Die waren einfach da, die waren ansprechbar und die haben 00:17:49.280 --> 00:17:56.720 bereits viel mehr vermittelt als nur das Fach, also die Literatur. Es war hauptsächlich Literatur und eben 00:17:56.720 --> 00:18:04.920 „Civilization“ dazu, Geschichte manchmal, doch Geschichte auch - sodass man also gelesen hat und über 00:18:04.920 --> 00:18:12.000 die Werke Interpretationen bekommen hat, aber man hat ja viel mehr mitgekriegt. Man hat ja viel mehr 00:18:12.000 --> 00:18:18.240 beobachtet, denn jeder Mensch - und das habe ich da gelernt - dass jeder Mensch für sein Land steht. Man 00:18:18.240 --> 00:18:25.280 vertritt eigentlich alles mit seiner Person, wenn man vor allem die einzige Person ist, die das Gegenüber 00:18:25.280 --> 00:18:32.920 hat. Das ist auch eine ganz große Verantwortung und man muss sich sehr genau überlegen: Wie verhalte ich 00:18:32.920 --> 00:18:40.760 mich jetzt, ohne dass ich mich verstelle? – und wie vielfältig ist der Eindruck, den ich eigentlich 00:18:40.760 --> 00:18:48.520 vermittle. Es ist die Stimme. Es ist die Sprache, es ist die Art, der Humor, es ist die die Art, wie man an 00:18:48.520 --> 00:18:56.160 ein Thema herangeht, das Pädagogische - wie man etwas aufbaut, wie man auswählt, was man macht, wie viel 00:18:56.160 --> 00:19:02.640 Zeit man sich lässt, etwas vorzutragen. Das habe ich vielleicht damals noch nicht alles so rational 00:19:02.640 --> 00:19:09.920 erkannt, aber im Nachhinein, als ich selber dann Kurse zusammengestellt habe, habe ich mich doch immer wieder 00:19:09.920 --> 00:19:17.960 erinnert an Lehrende und was mir die mitgegeben haben an Anregungen. Aber auf jeden Fall hat man auch 00:19:17.960 --> 00:19:24.720 inhaltlich einiges gelernt. American Realism - plötzlich realistische Literatur - na, ja klar. Und 00:19:24.720 --> 00:19:30.560 jetzt kommt natürlich die europäische oder auch österreichische oder deutschsprachige Perspektive 00:19:30.560 --> 00:19:37.720 herein: natürlich hat man Realismus aus dem Deutschsprachigen gekannt. Das heißt, man hat jetzt 00:19:37.720 --> 00:19:46.320 bereits gemerkt: irgendwie ist man wahrscheinlich immer komparatistisch. Das ist auch das etwas, womit 00:19:46.320 --> 00:19:51.880 sich dann später die American Studies auseinandergesetzt haben - gibt es sowas wie eine 00:19:51.880 --> 00:19:57.600 französische American Studies-Richtung? Oder das britische - gibt es da Dinge, wo der Fokus 00:19:57.600 --> 00:20:04.000 daraufgelegt wird? Ist dann etwas länderspezifisches da? Und was ist mit einer europäischen Perspektive? 00:20:04.000 --> 00:20:11.240 Was natürlich - solange Europa quasi Westeuropa war, denn der Rest war ja abgetrennt - hat man "europäisch" 00:20:11.240 --> 00:20:19.560 gesagt und hat eigentlich "westeuropäisch" gemeint. Da waren wir aber dabei. Und das ist schon interessant, 00:20:19.560 --> 00:20:28.840 wie man dieses Bewusstsein dann entwickelt hat, dass an einem natürlich immer etwas europäisch sein muss, 00:20:28.840 --> 00:20:34.600 weil man mit einer anderen Sprache aufgewachsen ist, weil man in eine andere Kultur hineingewachsen ist, 00:20:34.600 --> 00:20:40.600 weil man andere Bücher gelesen hat, andere Fairytales schon einmal, andere Kinderlieder gesungen hat - das 00:20:40.600 --> 00:20:49.640 sind alles unglaublich prägende Faktoren. Wobei meine Mutter auch amerikanische Texte, also Kinderlieder 00:20:49.640 --> 00:20:57.760 oder Märchen und so weitererzählt hat - und ein Lieblingstext von ihr war: „There was an old woman who 00:20:57.760 --> 00:21:04.920 lived in a shoe – she had so many children, she didn't know what to do - she gave them some milk 00:21:04.920 --> 00:21:11.440 without any bread – she whipped them all soundly and put them to bed.“ Das war immer ihr Spruch, wenn wir 00:21:11.440 --> 00:21:17.360 nicht ins Bett gehen wollten und so weiter, also diese Mutter, die da die Kinder durchprackt, das war also 00:21:17.360 --> 00:21:24.160 bereits amerikanisch. Ja, aber jetzt war es so, ich erinnere mich noch sehr gut, das mit dem 00:21:24.160 --> 00:21:30.320 Fulbright-Programm. Ich habe später gemerkt, was man da für ein auserwählter Mensch ist, wenn man teilnahm, 00:21:30.320 --> 00:21:37.760 und wenn man dreimal teilnahm, dann war man überhaupt bereits fast heiliggesprochen in den Augen von manchen 00:21:37.760 --> 00:21:44.520 Leuten, das war sehr interessant. Bei mir war es so, ich war in meinem vierten Jahr schon am Institut 00:21:44.520 --> 00:21:51.040 angestellt als „WiHi“ - das hieß damals so, „wissenschaftliche Hilfskraft“, und zwar für die 00:21:51.040 --> 00:22:01.560 Brigitte Scheer-Schäzler, die auf Habil-Stipendium in Rutgers war in den Staaten. Und die durfte ich ein 00:22:01.560 --> 00:22:07.280 Jahr vertreten, natürlich nicht in der Lehre, aber ich habe halt alles gemacht, was nötig war, und bei 00:22:07.280 --> 00:22:14.560 Prüfungen mitgearbeitet und „Beiwagerl“ und viel Administration und vor allem viel Bibliotheksarbeit. 00:22:14.560 --> 00:22:22.520 Und plötzlich klopft es an meiner Tür und da war dieser Professor Stürzl, der ja der einzige war am 00:22:22.520 --> 00:22:27.920 Anfang. Und er sagt „Ich habe gerade einen Besuch aus Wien. Der Professor Porhansl von der 00:22:27.920 --> 00:22:36.560 Fulbright-Kommission ist da. Würde Sie das interessieren? Ja, habe ich gesagt. Ja, aber ich muss 00:22:36.560 --> 00:22:42.880 schon mit zu Hause reden. Das war so, und dann habe ich meine Mutter angerufen, mein Vater hat nicht mehr 00:22:42.880 --> 00:22:49.560 gelebt, und dann habe ich mit Tante, mit der ich gelebt habe, gesagt: „Ich könnte da nach Amerika 00:22:49.560 --> 00:22:58.680 fahren, ein Jahr, und die zahlen auch" - und was man halt so redet. Und ich war natürlich total aufgeregt. 00:22:58.680 --> 00:23:05.680 Na, meine Mutter war sofort dafür ,klarerweise, und meine Tante gesagt: „Na klar fährst Du da!" Also, ich 00:23:05.680 --> 00:23:13.400 habe da nie einen Widerstand gehabt. Und auch vom Professor her und war das völlig klar, dass er mich 00:23:13.400 --> 00:23:20.680 unterstützen würde. Ja, und ich habe also ja gesagt, und dann lernte ich den damaligen Leiter, Deinen 00:23:20.680 --> 00:23:28.680 Vor-Vorgänger Professor Anton Porhansl kennen, der eine Institution war, genauso wie in der American 00:23:28.680 --> 00:23:36.040 Embassy Cultural Section die Dr. Eva Turcu eine Institution, und bei den ganzen Fulbright-Interviews 00:23:36.040 --> 00:23:43.280 die Frau Wild eine Institution war, die einen da gecoacht hat und so weiter. Also es waren da bestimmte 00:23:43.280 --> 00:23:50.040 Leute, die waren so zentral. Die Welt war ja auch kleiner noch, dass man gewusst hat, das sind 00:23:50.040 --> 00:23:56.840 Ansprechpartner und die braucht man immer und die hat man auch und auf die kann man sich auch verlassen. Das 00:23:56.840 --> 00:24:04.120 war also so, aus dem Institut hatte ich sowieso nur diesen einen Jahresvertrag. Mit meinem Studium war ich 00:24:04.120 --> 00:24:10.000 - ich hatte ein Dissertationsthema, ich ging ins Dissertantenseminar, aber sonst war meine Kurse 00:24:10.000 --> 00:24:17.600 abgeschlossen. Ich war also eigentlich frei und konnte weg. Ich war vorher zweimal in England gewesen. Das 00:24:17.600 --> 00:24:23.520 heißt, das war eigentlich auch damals ein logischer Schritt, aber das musste man selber finanzieren, denn 00:24:23.520 --> 00:24:30.480 es gab ja praktisch gar keine Stipendien, also so wie heute, dass diese ganzen Erasmus-Programme da sind in 00:24:30.480 --> 00:24:41.960 Europa für die Studierenden und dass man… Ja, dass es da nicht nur auf die allertollsten Leistungen 00:24:41.960 --> 00:24:50.320 akademisch gesehen ankommt, sondern dass es um Kulturbegegnung - europäisch werden - alle diese Dinge 00:24:50.320 --> 00:24:58.680 auch ankommt, das war ja alles überhaupt nicht. Kein Mensch wäre, ich weiß nicht, nach Brüssel oder 00:24:58.680 --> 00:25:05.680 Helsinki gegangen, um ein Semester zu studieren. Das war überhaupt keine Perspektive. Die Welt war ja ganz 00:25:05.680 --> 00:25:11.600 anders - und im Osten sowieso nicht. Aber man ist eigentlich auch nicht unbedingt ein Semester nach 00:25:11.600 --> 00:25:16.440 Innsbruck gegangen oder nach Graz, das hätte man nicht gemacht. Entweder man hat gewechselt aus irgendeinem 00:25:16.440 --> 00:25:25.040 handfesten Grund oder man blieb an der Institution. In Deutschland war das etwas anders, da war etwas mehr 00:25:25.040 --> 00:25:33.840 Mobilität unter den Studierenden. Das wurde immer wieder gesagt und man hat es auch gewusst. Und dann 00:25:33.840 --> 00:25:39.720 gab‘s natürlich Institutionen, die Prestige hatten, in gewissen Fächern, das ist ja schon ein bisschen die 00:25:39.720 --> 00:25:46.720 amerikanische Art dann gewesen - oder einfach Orte, die sehr beliebt waren. Freiburg z.B. war wahnsinnig 00:25:46.720 --> 00:25:53.320 angesehen, Berlin dann wieder aus anderen Gründen, mit dem Kennedy- Institut natürlich, Frankfurt, wo die 00:25:53.320 --> 00:26:02.240 Amerikastudien dann auch schon sehr bekannt waren. Aber für mich war klar: So, jetzt gehe ich ein Jahr 00:26:02.240 --> 00:26:09.280 weg. Und das muss ich sagen, da… Ich habe einmal gesagt, ich habe mich gefühlt wie Kolumbus, der eine 00:26:09.280 --> 00:26:19.240 neue Welt entdeckt und dann auch irgendwie ja für sich erobert, und wo man merkt, in was man alles 00:26:19.240 --> 00:26:26.720 hineingerät, denn das war ja nichts Touristisches, sondern es war es war “serious business“. Man musste 00:26:26.720 --> 00:26:34.480 also studieren, wenngleich dadurch, dass ich ja im Doktoratsstudium - oder sagen wir in der Phase des 00:26:34.480 --> 00:26:42.080 Doktorates war, war eigentlich Forschung mein Hauptding. Und deswegen war ich dann, als ich 00:26:42.080 --> 00:26:51.160 auswählte und ich auch akzeptiert wurde von der Cornell University in Upstate New York, in Ithaca - 00:26:51.160 --> 00:26:58.080 hatte ich den Status als Special Student. Ich habe wohl Kurse gemacht, aber wenig. Ich hatte 00:26:58.080 --> 00:27:04.960 hauptsächlich meinen Betreuer und habe bei dem natürlich eine Vorlesung gemacht, habe ein Seminar 00:27:04.960 --> 00:27:13.000 gemacht, und dann hatten wir Gespräche miteinander über das Fach, über die Dissertation selber, und er 00:27:13.000 --> 00:27:20.080 war ein absoluter Spezialist. Ich war damals ja überhaupt nicht in American Studies. Ich sage immer: 00:27:20.080 --> 00:27:29.480 „I was studying America" - im globalen Sinn, durch Erfahrung, durch Erleben. Aber ich war in der 00:27:29.480 --> 00:27:36.400 englischen Literatur, ich war in der Romantik. Mein Fach war Dichtung und Dichtungstheorie, und bei meiner 00:27:36.400 --> 00:27:46.160 Auswahl, an welche Institution in den USA ich wollte, war Cornell, denn da war ein absoluter Romantik-Specialist. 00:27:46.160 --> 00:27:53.920 M.H. Abrams, der dann auch ein Wordworths-Spezialist war. An der Johns Hopkins wäre jemand gewesen, der ein 00:27:53.920 --> 00:28:02.080 Shelley-Spezialist war. Ich habe beide natürlich drauf geschrieben als Priorität, und dann hat mich Cornell 00:28:02.080 --> 00:28:09.720 genommen, und dort hatte ich gleich eine sehr interessante Erfahrung. Ich musste ja auch wohnen und 00:28:09.720 --> 00:28:22.400 ich bekam quasi ein Angebot von Tellurite House. Ich weiß nicht, ob Dir der Name irgendwie klingt. Tellurite 00:28:22.400 --> 00:28:31.960 House war ein stattlicher Bau, Jahrhundertwende ungefähr - Cornell gilt ja vielfach als fast Ivy League, 00:28:31.960 --> 00:28:38.840 obwohl es nicht Ivy League ist. Ivy League waren die ursprünglichen Institutionen, die eigentlich 00:28:38.840 --> 00:28:48.360 ursprünglich im 18. Jahrhundert, 17. Jahrhundert, später dann noch ein bisschen länger, also Harvard, 00:28:48.360 --> 00:28:57.520 Yale, Princeton und so weiter, University of Pennsylvania, und die Seven Sisters dann dazu. Die 00:28:57.520 --> 00:29:04.880 waren ja wirklich die alten, die eigentlich als Colleges begründet wurden, wo man Ministers - also 00:29:04.880 --> 00:29:12.160 Männer für die Kirche - ausgebildet hat. Das hat sich aber dann in so Liberal Arts Programs natürlich 00:29:12.160 --> 00:29:17.960 erweitert, und später wurden auch Graduate Schools zum Teil dazu gegeben, und Forschungsintensität und all 00:29:17.960 --> 00:29:26.800 das. Aber Cornell hatte so einen Status und hat ihn wohl immer noch, dass man es sehr oft da auch nennt. 00:29:26.800 --> 00:29:36.920 Es war aber im Grunde eine… ja fast Professional School, eine Land Grant University, die ja nach 1862, 00:29:36.920 --> 00:29:44.520 als der Staat, amerikanische, Land Grants vergeben hat, damit man dort etwas errichtet. Das konnte 00:29:44.520 --> 00:29:49.720 Landwirtschaft natürlich sein und da konnte man dann ein Haus bauen und einen landwirtschaftlichen Betrieb 00:29:49.720 --> 00:29:57.760 - oder es waren auch - im Bildungsbereich hat man gesagt, dass Land braucht mehr Institutionen, und da 00:29:57.760 --> 00:30:03.720 müssen wir dezentral arbeiten. Und außerdem war das Land ja schließlich gewachsen, nach Westen hin, und 00:30:03.720 --> 00:30:10.280 nach Norden und Süden. Also das heißt, das Westward Movement war dann auch ein akademisches. Und Cornell 00:30:10.280 --> 00:30:18.360 ist aus der Zeit – das genaue Datum weiß ich jetzt nicht, aber sagen wir so ungefähr 1870. Und nun dieses 00:30:18.360 --> 00:30:29.080 Tellurite House: Tellurite ist eine Mine in Colorado, und die wurde besessen von einem Mister Nunn, N-U-N-N. 00:30:29.080 --> 00:30:36.200 Dieser Mr. Nunn, hat - als er gemerkt hat, dass es Cornell gibt und dass dort Ingenieure 00:30:36.200 --> 00:30:42.880 ausgebildet werden - hat er gesagt: „Von dort hole ich mir die Ingenieure und ich baue ein Haus, 00:30:42.880 --> 00:30:47.200 da können die wohnen. Sie müssen das Haus auch selber verwalten." 00:30:47.200 --> 00:30:53.040 Das haben wir auch machen müssen... - „aber ich will keine Fachidioten. Ich will, 00:30:53.040 --> 00:31:01.360 dass die eine Liberal Arts Education haben." - also einen B.A.- und ich habe später gemerkt, wie total 00:31:01.360 --> 00:31:10.400 interessant das ist - was Bildung da bedeutet hat - wenn ich sage, ich will zwar Spezialisten, aber die 00:31:10.400 --> 00:31:18.400 sollen keine zu engen Leute sein. Und der hat dieses Haus gebaut. Nun war ich in diesem Haus „the foreign 00:31:18.400 --> 00:31:25.280 student“. Das war natürlich auch wieder was Besonderes, und die hatten viel Geld. Und das hat 00:31:25.280 --> 00:31:32.360 bedeutet, wir haben also im Haus - die hatten Gastprofessoren, die da zum Teil gewohnt haben längere 00:31:32.360 --> 00:31:39.680 Zeit, wenn sie Gast der Universität waren. Das war sicher alles kostenlos. Es kamen von der Universität 00:31:39.680 --> 00:31:45.160 Leute, die wurden zum Abendessen eingeladen, die haben einen Vortrag gehalten und dann konnte man mit ihnen 00:31:45.160 --> 00:31:54.960 reden bei Tisch und so weiter. Also alles sehr gehobene Sachen. Die Studierenden, die waren 00:31:54.960 --> 00:32:03.680 gemischt, aber ich weiß noch wie ich ein bissel fast schockiert war, dass da manche, die nicht voll zahlen 00:32:03.680 --> 00:32:11.720 konnten oder ärmer waren oder Stipendien hatten, die mussten uns bei Tisch bedienen. Also es gab - aber wir 00:32:11.720 --> 00:32:16.760 habe alle mitarbeiten müssen, ich natürlich habe niedere Dinge gemacht, weil ich ja nicht alles so 00:32:16.760 --> 00:32:23.560 verstanden habe an diesem self-governing thing. Die waren natürlich dann verantwortlich und mussten Rede 00:32:23.560 --> 00:32:29.440 stehen dem ganzen Board of Trustees und so weiter. Da gab es schon eine Hierarchie von den Leuten, aber die 00:32:29.440 --> 00:32:37.080 haben - also meine Studenten-Kollegen - haben also wirklich das Haus auch finanziell verwaltet. Das war 00:32:37.080 --> 00:32:42.600 unglaublich, was wir gemacht haben. Ich habe die Telefone kontrolliert, das war auch wichtig, aber das 00:32:42.600 --> 00:32:49.400 konnte ich. Also sowas hat man da z.B. gelernt. Dann mussten wir alle Vorträge halten, und es wurde also 00:32:49.400 --> 00:32:55.360 Dialog gemacht. Dann mussten wir alle jedes Semester unser Zimmer wechseln, damit man nicht jetzt mit einer 00:32:55.360 --> 00:33:00.800 Person zu eng wird. Man muss jemand neuen kennenlernen. Das war auch ein Prinzip des Hauses. 00:33:00.800 --> 00:33:06.600 Und dann - jetzt komme ich natürlich zu der Zeit, in der das war, und ich sagte ja schon, man hat dieses 00:33:06.600 --> 00:33:15.600 Idealbild von Amerika gehabt, dort ist alles Glamour und reich und schön und so weiter - es war 1968 00:33:15.600 --> 00:33:21.520 gewesen. Es hatte ja schon die Bürgerrechtsbewegung gehabt mit Martin Luther King. Der war ja auch schon 00:33:21.520 --> 00:33:30.680 ermordet worden. Es war ja Kennedy auch schon ermordet worden. Es waren also wahnsinnig bewegte Zeiten, es 00:33:30.680 --> 00:33:38.200 gab die „Marches on Washington“ der Schwarzen, der Indianer, sage ich jetzt mal von San Francisco 00:33:38.200 --> 00:33:45.160 herüber, es war die Frauenbewegung „in full swing“, es war die Studentenbewegung… Das gab's natürlich auch in 00:33:45.160 --> 00:33:52.360 Europa, die Studentenbewegung sehr stark, Frauenbewegung auch. Aber: all das fand statt und es 00:33:52.360 --> 00:34:01.400 fand so statt, dass also es natürlich auch Riots gab. Es gab auch am Campus - ich kann mich noch erinnern, 00:34:01.400 --> 00:34:06.480 „Black Fist“ – das war eines der ersten Dinge, die ich sah und ich habe eigentlich gar nicht direkt 00:34:06.480 --> 00:34:12.280 verstanden, was das war. Wie gesagt, meine Welt war sehr behütet gewesen und man hat überhaupt außer - 00:34:12.280 --> 00:34:19.360 muss ich ehrlich sagen - außer ein paar schwarzen Soldiers hat man in Österreich keine Schwarzen 00:34:19.360 --> 00:34:26.080 getroffen. Das war nicht. Indianer hat man auch nur aus Karl May oder aus sonstigen Heften oder Romanen 00:34:26.080 --> 00:34:33.840 gekannt. Solche Menschen waren einfach gar nicht präsent. Na jedenfalls, es gab Gefahren, und das 00:34:33.840 --> 00:34:40.320 nächste war, dass von „Rape on Campus“ gesprochen wurde. „Rape“ war auch ein Wort, ich habe zwar viel 00:34:40.360 --> 00:34:45.520 Englisch gelernt, aber Rape kam eigentlich eher selten vor. Es war auch in der Literatur noch nicht so sehr 00:34:45.520 --> 00:34:54.960 vertreten. Also, dass da Gefahren waren, dass aber auch alles in Bewegung war. Und ich habe dann festgestellt, 00:34:54.960 --> 00:35:02.840 dass - Amerikaner sind ja sehr, sehr gastfreundlich und einige meiner Kollegen, Studenten, haben mich dann 00:35:02.840 --> 00:35:09.240 auch nach Hause eingeladen und durfte ich dann die Eltern kennenlernen und dort sogar übernachten oder so - 00:35:09.240 --> 00:35:17.440 dass die wirklich fast zwei Identitäten hatten. Wie sie sich am Campus benahmen, das war so die Freiheit, der 00:35:17.440 --> 00:35:24.480 Freiraum - und zu Hause waren die ja so recht angepasste junge Leute, die also manierlich angezogen 00:35:24.480 --> 00:35:32.880 waren und so weiter. Das war, habe ich auch schon gemerkt, der Campus hat ein eigenes Leben – und dass 00:35:32.880 --> 00:35:40.160 der beherrscht wird von Undergraduates. Die Graduates waren zum Teil verheiratet, die haben ganz woanders 00:35:40.160 --> 00:35:47.200 gewohnt, die haben andere Pflichten und so weiter gehabt. Die haben ein viel privateres Leben 00:35:47.200 --> 00:35:57.560 geführt. Das war etwas, was für Europa vollkommen unbekannt war, denn man ist nach Amerika gefahren, um 00:35:57.560 --> 00:36:04.000 dort Forschung zu machen und was Besonderes… Um weiter zu kommen, aber nicht da die ersten paar Jahre ein 00:36:04.000 --> 00:36:09.680 B.A.-Studium zu machen. Das war überhaupt nichts, das war keine Perspektive. Und als ich dann mein zweites 00:36:09.680 --> 00:36:16.480 Fulbright noch Princeton hatte, naja Princeton, bitte dort war Einstein. Ja, also das hat mich interessiert. 00:36:16.480 --> 00:36:26.880 Dann bin ich draufgekommen, die haben mich Off-Campus untergebracht am Carnegie Lake, das war also wunderschön 00:36:26.880 --> 00:36:35.000 im Grünen, aber ich als junge Wissenschaftlerin war dort - bitte das muss ich sagen - 1981 unter Frauen 00:36:35.000 --> 00:36:41.640 und Kindern, denn die Männer sind in die Uni gegangen. Und die Frauen mit den Kindern haben dort gewohnt, und 00:36:41.640 --> 00:36:47.720 ich habe dort halt in meinem Studierzimmer auch gearbeitet. Also es gab Verhältnisse, die hätte man 00:36:47.720 --> 00:36:51.840 eigentlich gar nicht mehr für möglich gehalten. Da habe ich gesagt: Bitte, wieso lasst ihr mich nicht am 00:36:51.840 --> 00:36:59.440 Campus wohnen? Ja, da sind die Undergraduates. Die waren das Herzstück und die wurden auch unglaublich - 00:36:59.440 --> 00:37:08.360 auch in Princeton - unglaublich zentral behandelt. Das ist die Zukunft anscheinend, ich weiß es nicht. 00:37:08.360 --> 00:37:15.080 Jedenfalls, das war für mich etwas vollkommen Neues, vollkommen neu – ein neues Amerikabild im akademischen 00:37:15.080 --> 00:37:25.760 Sinn, im Universitätssinn. Aber ich bin zurück in Cornell, vielleicht mache ich einen Schritt zurück. 00:37:25.760 --> 00:37:32.680 Fulbright-Programm war natürlich ein langer Bewerbungsprozess. Und neben den Gastprofessoren, die 00:37:32.680 --> 00:37:40.320 wir an der Uni Salzburg hatten, muss ich noch erwähnen, dass die amerikanische Botschaft, zusammen 00:37:40.320 --> 00:37:48.640 mit der Fulbright-Kommission in Kooperation, hat veranstaltet American Studies-Seminare im Schloss 00:37:48.640 --> 00:37:57.040 Kassegg in der Steiermark und später in Altenmarkt. Das war so ein großes Ferienhotel im Salzburger Land, 00:37:57.040 --> 00:38:04.920 da hat man eine knappe Woche - fünf Tage waren es glaube ich, hat man Studenten rekrutiert von allen 00:38:04.920 --> 00:38:10.240 möglichen österreichischen Universitäten, auch - damals hieß das noch „Technische Hochschule“ oder 00:38:10.240 --> 00:38:16.960 „Bodenkultur“ oder was immer. Es waren Themen, die waren bereits interdisziplinär. Das war etwas Neues, 00:38:16.960 --> 00:38:22.440 denn es hat ja jeder sein Fach studiert und nicht interdisziplinär. Das heißt, wenn ich jetzt als 00:38:22.440 --> 00:38:30.480 Literatur-Studentin kam, war dort ein Soziologe und jemand aus der Filmwissenschaft und jemand, der 00:38:30.480 --> 00:38:38.840 Historiker war und auch Frauen, die da unterrichtet habe. Es gab ja noch sehr wenige Professorinnen in 00:38:38.840 --> 00:38:45.240 Österreich, also auch das war etwas Neues. Man hat fünf Tage zusammengelebt, es waren die amerikanischen 00:38:45.240 --> 00:38:54.560 Austausch-Studierenden, die zum Teil an den Unis waren, zum Teil an Schulen, zum Teil an auch in Salzburg 00:38:54.560 --> 00:39:02.200 am Mozarteum oder in Wien an der Akademie Musik. Die waren auch einige dabei, die saßen dann an den Tischen 00:39:02.200 --> 00:39:09.040 und haben drauf geachtet, dass wir alle englisch reden. Also das war total eine „Immersion Experience“ 00:39:09.040 --> 00:39:17.840 eigentlich, und das war auch schon wichtig als Vorstufe zum Rübergehen dann in die USA, dass man das 00:39:17.840 --> 00:39:25.800 erlebt hat - auch die Interaktion eben der Professoren mit den Studierenden in diesem Kreis. Und noch ein 00:39:25.800 --> 00:39:33.960 großes Plus war es, es waren Leute von der Botschaft da und es war von der Fulbright-Kommission eben auch - 00:39:33.960 --> 00:39:40.640 nicht nur der oberste, sondern es waren Leute einfach da und man konnte sprechen. Man konnte über die 00:39:40.640 --> 00:39:49.520 Möglichkeiten sprechen, in die USA zu gehen. Und das wurde auch total wahrgenommen. Das zweite war, man hat 00:39:49.520 --> 00:39:55.800 plötzlich Leute aus anderen Studien-Bereichen und von anderen Universitäten kennengelernt. Auch das war 00:39:55.800 --> 00:40:01.280 wieder irgendwie eine Vorstufe dann zur Auslandserfahrung, wo man ja auch mit einer Vielzahl 00:40:01.280 --> 00:40:07.600 von Menschen - wohl aus international gesehen - aber hier war es halt national, und es war durchaus 00:40:07.600 --> 00:40:13.680 interessant, jemanden von der Boku in Wien oder von Innsbruck von der Medizin, und alle waren interessiert 00:40:13.680 --> 00:40:22.800 in den USA ein Jahr zu studieren oder sogar mehr. Und man wurde schon ein bisschen so… Man hat das Gefühl 00:40:22.800 --> 00:40:28.040 gehabt, da entsteht eine Community, weil man doch gleiche Interessen hatte, auch wenn man von ganz 00:40:28.040 --> 00:40:33.880 verschiedenen Richtungen gekommen ist. Gut, wenn man also dann den nächsten Schritt gesetzt hat und 00:40:33.880 --> 00:40:43.840 signalisiert hat, dass man gerne sich bewerben möchte um ein Fulbright-Programm, dann kam zunächst einmal, 00:40:43.840 --> 00:40:49.560 glaube ich, eine schriftliche Bewerbung, die man abgeschickt hat, wo man natürlich alles Mögliche 00:40:49.560 --> 00:40:56.520 vorgelegt hat, aber schon auch was man eben tun würde in diesem einen Jahr, wo man dann auch hinwill und so. 00:40:56.520 --> 00:41:02.680 Dann kam natürlich das persönliche Gespräch, da musste man nach Wien fahren, was ja auch recht schön war, 00:41:02.680 --> 00:41:09.840 denn gar so viel war man nicht in Wien gewesen, außer in der vorletzten Schulklasse ist man auf die 00:41:09.840 --> 00:41:15.080 sogenannte Wienwoche gefahren. Ich weiß nicht, ob es das noch gibt, aber das war schon auch interessant. 00:41:15.080 --> 00:41:24.480 Jedenfalls hat man dadurch verschiedene Stufen dieses Bewerbungsprozesses… Überhaupt hat man gemerkt, dass 00:41:24.480 --> 00:41:30.280 das ein Bewerbungsprozess ist, der sich hingezogen hat über also bestimmt ein Dreivierteljahr, wenn nicht ein 00:41:30.280 --> 00:41:36.560 Jahr oder so. Also, man kann nicht so geschwind sagen: ich studiere jetzt wo. Das war ja in Österreich so. 00:41:36.560 --> 00:41:41.480 Bitte, das haben ja Studenten lange nicht verstanden. Das verstehen sie heute im Grunde noch nicht - ich 00:41:41.480 --> 00:41:47.920 gehe dorthin und das Ganze hat ja sowieso kostenlos zu sein, was anderes gibt's ja nicht. Also, da hat man 00:41:47.920 --> 00:41:52.720 plötzlich gemerkt, da kommt man in eine ganz andere Welt hinein und man muss immer seine Karten 00:41:52.720 --> 00:42:02.400 offenlegen. Ja, das war auch interessant - und dann, als man also ernsthafter Kandidat oder Kandidatin war, 00:42:02.400 --> 00:42:11.080 kam man zum Interview, und dieses Interview war mit der Frau Wild. Ich werde nie vergessen, was die mir 00:42:11.080 --> 00:42:20.480 gesagt hat - die hat gesagt: „Wir haben hier Ihre Bewerbung. Sie sind eine gute Kandidatin. Sie müssen 00:42:20.480 --> 00:42:31.720 verstehen: Sie sind unser Produkt - wir müssen Sie verkaufen.“ Dir kommt das vielleicht nicht so komisch 00:42:31.720 --> 00:42:39.760 vor, aber mir - ich habe mir gedacht, in was bin ich denn da hineingeraten… Wirklich wahr, das war also 00:42:39.760 --> 00:42:48.640 schockierend für mich eigentlich. Sie hat dann natürlich - und sie war todernst – ja dann hat sie 00:42:48.640 --> 00:42:53.840 auch über das Finanzielle geredet. Wir wissen ja, das Fulbright-Programm ist ja durchaus ein bilaterales, wo 00:42:53.840 --> 00:42:59.560 Österreich auch bezahlt hat, aber immerhin: plötzlich haben so viele Leute für mich gezahlt. Denn das habe 00:42:59.560 --> 00:43:04.880 ich ja bisher nur auf sehr kleiner Flamme gehabt, denn es gab wohl Studiengebühren und meine Privatschule hat 00:43:04.880 --> 00:43:14.440 meine Eltern auch was gekostet, aber es war ja sonst nicht teuer zu studieren. So - na gut, ich habe halt 00:43:14.440 --> 00:43:24.680 alles gesagt, was ich konnte und sie fand auch, dass ich wert war, das man sich einsetzt für mich, und man 00:43:24.680 --> 00:43:29.480 durfte natürlich keine Schande machen dem ganzen Programm. Das hat man schon gemerkt: Man wird ein Teil 00:43:29.480 --> 00:43:36.160 eines Programms, es stehen Leute für einen gerade und man hat gefälligst da auch hineinzupassen. Man wurde 00:43:36.160 --> 00:43:43.760 auch – dann gab es diese Orientation in Wien - gibt's das immer noch? Es waren - ich weiß nicht - zwei Tage 00:43:43.760 --> 00:43:49.800 oder drei Tage oder so, da waren dann auch verschiedene amerikanische Gastprofessoren da, und man 00:43:49.800 --> 00:43:57.280 wurde also instruiert. Man wurde eigentlich dauernd instruiert, was man zu tun hat, oder was man auch ja 00:43:57.280 --> 00:44:04.040 nicht tun soll, zum Beispiel an einer Demonstration teilnehmen. Also, das war strengstens verboten, und 00:44:04.040 --> 00:44:09.120 das hat schon manche sehr gereizt. Ich war da vielleicht ein bisschen zurückhaltender, aber mein 00:44:09.120 --> 00:44:14.280 Campus war ja auch schon ein sehr belebter Campus, da war es ja nicht ruhig. Aber manche wollten da also 00:44:14.280 --> 00:44:19.200 schon nach Washington und da etwas mitmarschieren und so. Nein, also das war sehr, sehr streng verboten, und 00:44:19.200 --> 00:44:24.560 dann hat man gelernt, dass man also da periodisch Berichte schreiben muss und nicht nur an die 00:44:24.560 --> 00:44:33.360 Fulbright, sondern an das Institute for International Education, das IIE in Washington, in New York… Oder 00:44:33.360 --> 00:44:38.800 war das in New York und in Washington war wieder etwas? Also man hat plötzlich gemerkt, das sind so 00:44:38.800 --> 00:44:48.440 verschiedene Punkte und Institutionen. Das hat einem den Blick erweitert, es war eine neue Welt, aber man 00:44:48.440 --> 00:44:55.960 hat dann gemerkt, also als ich hinkam habe ich gemerkt: hier gibt es auch sehr viel Bürokratie. Man 00:44:55.960 --> 00:45:05.600 musste schon dauernd durch etwas durch und man wurde zwar schon immer wieder an der Hand genommen, aber es 00:45:05.600 --> 00:45:12.480 war doch sehr formalistisch. Und das war wieder eher eine Art Mythos von uns gewesen - in Amerika ist das 00:45:12.480 --> 00:45:17.000 alles viel freier und das ist nicht so wie in Österreich, wo alles so mit Scheuklappen und und mit 00:45:17.000 --> 00:45:22.800 Stempel und Unterschrift und so. Also das war interessant. Dieses Jahr habe ich verbracht 00:45:22.800 --> 00:45:29.640 akademisch, aber etwas zweites, und das habe ich bei meinen vielen Beratungen für Studierende an 00:45:29.640 --> 00:45:34.920 Studierende weitergegeben, die dann in die USA oder irgendwo in die Welt hinausgehen wollten - habe ich 00:45:34.920 --> 00:45:41.560 gesagt: „Ich weiß Sie wollen und müssen ernsthaft studieren und tun Sie das bitte auch. Aber wenn Sie 00:45:41.560 --> 00:45:46.960 zurückkommen und mir sagen, Sie haben nur die Bibliothek und den Hörsaal gesehen, dann bringe ich 00:45:46.960 --> 00:45:54.000 Sie um!" Ich bin viel gereist, ich habe alles in Anspruch genommen, was ich in Anspruch nehmen konnte, 00:45:54.000 --> 00:46:01.920 denn wie ich sagte, ich studierte Amerika. Ich kann ein Land nicht - und ich wusste damals noch nicht, 00:46:01.920 --> 00:46:09.280 dass ich später Amerikanistin werde, ich war immer noch Anglistin - ich kann es nicht lehren, ich kann es 00:46:09.280 --> 00:46:14.120 nicht vertreten, ich kann keine Perspektive haben, wenn ich nicht weiß, wie das Land ausschaut, wie das 00:46:14.120 --> 00:46:21.240 Land tickt, wie die Menschen, wie die Regionen sind, dass das ein vielgestaltiges Land ist und was das 00:46:21.240 --> 00:46:31.600 alles zu bieten hat und auch wie es sich entwickelt hat, wie es gelernt hat, auch durch verschiedene 00:46:31.600 --> 00:46:40.440 Phasen seiner Entwicklung zu gehen, und wie es dann natürlich auch immer mit der Welt im Dialog sein muss, 00:46:40.440 --> 00:46:50.160 denn nicht nur ist es eben ein Einwanderungsland. Wir als Menschen, die herüber kamen für eine Zeit, waren ja 00:46:50.160 --> 00:46:55.800 auch Leute, die da reingekommen sind und an denen war man interessiert, aber wir waren natürlich auch 00:46:55.800 --> 00:47:02.200 interessiert. Es war also dieses Geben und Nehmen, das lernt man auch dann sehr schnell, dass das ein Prinzip 00:47:02.200 --> 00:47:08.480 ist und vor allem auch dieses: „Where are you from?“ Also es gab ja keine Begegnung mit irgendjemand ohne 00:47:08.480 --> 00:47:17.920 dass man nicht gefragt worden wäre, wo man her ist. Und eben wie ich sage, man legt eigentlich immer recht 00:47:17.920 --> 00:47:26.240 viel offen, man erzählt sehr viel. Man traf natürlich auch Vorurteile an, also ich meine die Amerikaner 00:47:26.240 --> 00:47:36.720 wussten ja, dass es Tirol gibt und Wien natürlich schon, und die Lipizzaner manchmal und den Mozart 00:47:36.720 --> 00:47:44.720 eventuell - aber z.B. konnte Österreich in Tirol liegen, und da wir gerade eine sozialistische 00:47:44.720 --> 00:47:51.000 Regierung hatten, das war ja glaube ich Kreisky damals, haben schon etliche Leute gemeint, wir sind 00:47:51.000 --> 00:48:00.040 Kommunisten. Was ich sagen will: man wusste gar nicht so viel von der Welt - gegenseitig nicht - oder nur 00:48:00.040 --> 00:48:07.600 sehr beschränkt. Das heißt, man musste eigentlich dauernd Dinge erklären und Dinge präsentieren und eben 00:48:07.600 --> 00:48:16.000 auch durch seine eigene Person, durch sein eigenes Auftreten Zeugnis irgendwie ablegen, für das woher man 00:48:16.000 --> 00:48:23.320 stammte. Das schwierige war immer die Frage: „Are you typically Austrian?“ Jössas na, was tut man damit? Das 00:48:23.320 --> 00:48:30.800 ist auch so eine Sache, da muss man dann abwägen, was ist jetzt… Und man muss vor allem selber reflektieren: 00:48:30.800 --> 00:48:37.920 Was ist also wirklich, was ist denn typisch Österreichisch? Dass wir alle dauernd jodeln und das 00:48:37.920 --> 00:48:45.040 Neujahrskonzert anschauen und Mozart-Opern trällern? Nein, die Leute haben ja alle Jeans getragen 00:48:45.040 --> 00:48:50.800 mittlerweile, also man hat nicht gewusst, wenn man jemand von der Mitte hinunter angeschaut hat, aus 00:48:50.800 --> 00:49:00.360 welchem Land er kommt. Das ist heute natürlich auf jeden Fall auch stärker noch geworden, und das ist ein 00:49:00.360 --> 00:49:05.920 Thema, was ich dann sehr stark immer in den Vordergrund gestellt habe, wenn ich Interviews selber 00:49:05.920 --> 00:49:14.520 gegeben hat mit jungen Leuten, die dann in die USA wollten. So - ein wichtiger Punkt des 00:49:14.520 --> 00:49:21.800 Fulbright-Programms war, dass man nach diesem Jahr, nach der Erfahrung in sein Land zurückmuss. Es gab 00:49:21.800 --> 00:49:27.560 wohl Ausnahmen, wenn jemand noch einen Degree machen wollte - Ingenieure wollten dann ein Doktorat 00:49:27.560 --> 00:49:34.000 machen oder noch einen zweiten Ingenieur - die durften das fertigmachen. Aber ich war ein normaler Mensch 00:49:34.000 --> 00:49:44.680 und ich wusste, ich muss nach dem Jahr zurück in mein Land, und die Fulbright Experience und die Academic 00:49:44.680 --> 00:49:52.840 Experience verwenden. Nun war mein Glück, dass ich wieder an die Uni konnte, die hatten zwar nichts 00:49:52.840 --> 00:49:59.280 Anderes als Sekretariatsposten, aber den habe ich dann doch noch zweieinhalb Jahre durchgestanden, und habe 00:49:59.280 --> 00:50:05.080 mehr oder weniger das fast das gleiche gemacht wie damals als WiHi. Ich habe viel eben mit der Bibliothek 00:50:05.080 --> 00:50:11.600 gearbeitet. Ich bin aber allerdings dadurch, dass ich die Fulbright Connections hatte, und überhaupt mehrere 00:50:11.600 --> 00:50:17.440 Connections und das Internationale, ist diese Dimension stärker geworden in meinem Leben und das 00:50:17.440 --> 00:50:23.800 wurde durchaus natürlich im Institut auch gemerkt und man hat mich da so schon auch schalten und walten 00:50:23.800 --> 00:50:30.320 lassen. Wenn da Gäste waren aus den USA, dann war es eigentlich meistens ich diejenige, die sich da auch 00:50:30.320 --> 00:50:40.240 gekümmert hat und die das auch wollte, natürlich diese Kontakte. Ich wurde dann relativ bald eigentlich 00:50:40.240 --> 00:50:47.280 selber auch eine Interviewerin für Fulbright. Das habe ich aber dann in Salzburg gemacht. Und es gab auch an 00:50:47.280 --> 00:50:54.400 anderen Universitäten Leute, die das gemacht haben. Das heißt, es war also so eine - ja bissel 00:50:54.400 --> 00:51:02.480 Langzeitwirkung auch vom Programm angedacht, wie man weiter „of service“ sein könnte und damit ja auch 00:51:02.480 --> 00:51:11.000 etwas zurückgibt, und selber eben auch das, was man gelernt hatte, was man erfahren hatte, weitergeben 00:51:11.000 --> 00:51:17.120 kann - und einfach viele Dinge versteht, auch Fragen versteht, die da kommen. Und da habe ich mit der 00:51:17.120 --> 00:51:24.320 Fulbright-Kommission zusammengearbeitet, dann war natürlich die Kooperation mit der amerikanischen 00:51:24.320 --> 00:51:34.320 Botschaft sehr stark und jetzt bin ich dort, wo ich als Assistentin mich bewerben konnte. 1973 kam auch 00:51:34.320 --> 00:51:41.120 ein doppelter Ex-Fulbrighter ein amerikanischer Professor, der Gast-Professor gewesen war in Wien und 00:51:41.120 --> 00:51:49.560 Salzburg, Tyrus Hillway als Professor, Lehrstuhlinhaber oder Lehrkanzel-Inhaber 00:51:49.560 --> 00:52:00.440 hieß das noch und hat die Amerikanistik begründet. Und im Jahr darauf, also 73/74 fing das Lehrprogramm an 00:52:00.440 --> 00:52:07.920 und in dem Jahr wurde die Austrian Association for American Studies gegründet und Salzburg wurde 00:52:07.920 --> 00:52:16.800 federführend. Und Professor Hillway war der erste Präsident - und ich, die seine rechte Hand war, war 00:52:16.840 --> 00:52:29.520 von Anfang an dabei und war 20 Jahre lang Treasurer und immer wieder Secretary und hatte - und jetzt kommt 00:52:29.520 --> 00:52:36.840 der nächste Punkt der wichtig ist in meinem Leben - den direkten und dauerhaften Kontakt mit dem Salzburg 00:52:36.840 --> 00:52:44.840 Seminar. Lonnie weiß natürlich viel über das Salzburg Seminar. Das Salzburg Seminar und ich sind gleich alt, 00:52:44.840 --> 00:52:52.840 das heißt, das ist immer mein Stolz, dass ich weiß, dass ich - wenn ich an das Salzburg Seminar denke - 00:52:52.840 --> 00:52:57.960 eigentlich interessiert dran bin ihn zu sehen, wie hat sich das entwickelt. Was war das für eine 00:52:57.960 --> 00:53:06.400 Nachkriegs-Gründung, für eine Institution? Salzburg Seminar ist beheimatet von Anfang an im Schloss 00:53:06.400 --> 00:53:14.440 Leopoldskron, ein altes fürsterzbischöfliches Schloss, ein Palast, das an den Rändern Salzburgs früher war 00:53:14.440 --> 00:53:27.320 und das 1947 - das wissen viele nicht - „Salzburg Seminar in American Studies“ - so steht's in 00:53:27.320 --> 00:53:35.840 den Statuten drinnen – begründet. Das heißt - wie wurde es begründet? Drei Harvard Graduates, von denen 00:53:35.840 --> 00:53:45.480 einer ein emigrierter Wiener Jude - Clemens Heller - war und zwei andere hatten gerade ihre Doktorate in 00:53:45.480 --> 00:53:52.760 Harvard gemacht. Das heißt, die waren in ihren Zwanzigern. Das waren junge Leute. Die waren auch 00:53:52.760 --> 00:53:58.840 bewegt durch das was in Europa geschehen war - als Jude besonders natürlich. Die haben gesagt, Europa 00:53:58.840 --> 00:54:07.840 braucht mehr als Care Packages, die brauchen auch „food for the mind“. Das heißt, die brauchen eine Art 00:54:07.840 --> 00:54:16.400 „Caretaking“, wo wir als Amerikaner etwas leisten können. Was können wir leisten und was brauchen wir 00:54:16.400 --> 00:54:22.760 dazu? Wir brauchen einen Ort, wo Leute zusammenkommen können. Das muss aber ein Ort sein, der relativ 00:54:22.760 --> 00:54:28.840 neutral ist, nicht politisch überfrachtet, nicht total zerstört. Also es kann nicht Wien sein, es kann nicht 00:54:28.840 --> 00:54:34.840 Berlin sein, von Rom oder Paris hat eigentlich auch niemand geredet. Es war der deutschsprachige Raum der 00:54:34.840 --> 00:54:41.520 Kernraum, und dann ergab es sich - und das war also nehme ich an schon ein bisschen Jewish Networking - 00:54:41.520 --> 00:54:50.320 der Max Reinhardt war ja emigriert nach New York und die Witwe, die Helene Thimig, die ja selber 00:54:50.320 --> 00:54:56.720 Schauspielerin war und im Jedermann die Buhlschaft gespielt hat - die und der Clemens Heller haben sich 00:54:56.720 --> 00:55:02.920 dann irgendwie gekannt. Und die hat gesagt: da habe ich doch einen Palast in Salzburg - wollt ihr den 00:55:02.920 --> 00:55:09.640 haben? - stelle ich mir vor. Und es war tatsächlich so, ich meine da waren die Nazis drin 00:55:09.640 --> 00:55:16.040 gewesen, dann war die Besatzung die amerikanische Besatzung drin gewesen, aber das war ja dann vorbei 00:55:16.040 --> 00:55:23.560 1955. Das heißt, der Palast war da und sie war einverstanden - Details kann ich natürlich nicht 00:55:23.560 --> 00:55:34.640 sagen, weiß ich auch viele nicht - dass hier eine Art Begegnungs-Bildungs-Institution geschaffen wird, wo 00:55:34.640 --> 00:55:42.840 in den frühen Jahren, und das kann man wirklich alles nachlesen - es gibt ja eine Bibliothek auch dort und 00:55:42.840 --> 00:55:51.080 auch in den USA sind Teile - wo amerikanische Lehrende amerikanische Professoren - und das waren keine kleinen 00:55:51.080 --> 00:55:57.400 Namen - und die kamen für fünf Wochen, wie das gegangen ist, weiß ich nicht mehr, aber es war so - 00:55:57.400 --> 00:56:07.840 und europäische Menschen - und 1947, da war ja noch kein eiserner Vorhang, kamen die aus verschiedenen 00:56:07.840 --> 00:56:13.760 auch osteuropäischen Ländern. Das kann man alles sehen, von den Listen von Leuten die da waren. Ich 00:56:13.760 --> 00:56:19.240 habe mir mal die ersten 10 Jahre angeschaut, das ist wie ein Krimi, das ist fantastisch interessant, wer da 00:56:19.240 --> 00:56:25.800 alles auch kam. Wer waren die Leute, die rekrutiert wurden aus Europa? Das waren Leute von Universitäten, 00:56:25.800 --> 00:56:32.600 das waren Leute aus den Schulen, es waren Journalisten, das waren Leute aus der Politik, aus den 00:56:32.600 --> 00:56:37.640 Ministerien und so weiter und so fort. Also wirklich sehr breit, aber Professionals - das waren nicht 00:56:37.640 --> 00:56:47.440 Studenten, das waren Professionals und was wollte man denen bieten? Einen Ort des freien Sprechens in einer 00:56:47.440 --> 00:56:53.560 gemeinsamen Sprache, das heißt, das war Englisch, das war amerikanisches Englisch - und nicht jeder konnte 00:56:53.560 --> 00:57:04.720 das perfekt, überhaupt nicht – zweitens: Demokratie. Nicht die Hierarchie, wie wir es gewohnt waren an den 00:57:04.720 --> 00:57:10.760 Universitäten, zwischen dem Professor dort und den vielen kleinen Kindern da. Nein, das waren ja alles 00:57:10.760 --> 00:57:17.000 gestandene Leute eigentlich. Sie waren nur ja überhaupt so einen Stil gar nicht gewöhnt. Dann die 00:57:17.000 --> 00:57:29.920 First-Name-Basis, das war ja auch völlig „outlandish“ - und natürlich man wurde verpflegt, aber man hat 00:57:29.920 --> 00:57:35.480 geschlafen in Schlafsälen, das war unglaublich. Ich kannte die Säle noch. Das waren also ganz große – es 00:57:35.480 --> 00:57:43.640 war ein Schloss. Da waren 2,3 Suiten für die Professoren, aber alles andere waren Schlafsäle. Da 00:57:43.640 --> 00:57:51.120 waren ein Bett, ein Sessel und ein Nachtkastl. Das war's. Und dann waren weiße Vorhänge - Vorhangstangen 00:57:51.120 --> 00:57:56.960 und dann kam der nächste, wie in den alten Spitälern. Es war unfassbar. Und die Leute, die da hingekommen 00:57:56.960 --> 00:58:04.480 sind, die kamen ja aus einer Kriegszeit, aber trotzdem fanden Sie das doch etwas gewöhnungsbedürftig. Und als 00:58:04.480 --> 00:58:09.240 sie abgereist sind, haben alle gesagt: das war die schönste Zeit in meinem Leben. Also wie man angefangen 00:58:09.240 --> 00:58:17.760 hat, das war überhaupt nicht Luxus, aber man wurde verpflegt, man hat nichts gezahlt und man hat die 00:58:17.760 --> 00:58:24.840 Top-Leute aus den USA bekommen. Also war zum Beispiel die Margaret Mead, diese bekannte Forscherin, die also 00:58:24.840 --> 00:58:31.760 archäologisch-soziologisch gearbeitet hat oder der F.O. Matthiessen, der hat also überhaupt ein 00:58:31.760 --> 00:58:37.960 Standardwerk geschrieben zur amerikanischen Kulturgeschichte, mit dem alle dann konfrontiert 00:58:37.960 --> 00:58:44.120 wurden. Solche Leute kamen und waren sechs Wochen dort, fünf Wochen dort und waren dauernd zusammen, 00:58:44.120 --> 00:58:52.000 alle. Und was hat man dann noch gelernt? Man hat nicht nur - also Vorlesung und es schreiben alle mit - 00:58:52.000 --> 00:58:57.960 sondern man war in Dauer-Gesprächen, die Gruppen wurden aufgespalten, es wurden Gruppen gebildet. Es gab 00:58:57.960 --> 00:59:03.600 Workshops - den Begriff gab's überhaupt nicht bei uns. Bis ich den kennenlernte, da waren schon 00:59:03.600 --> 00:59:10.600 die fortgeschrittenen 70er Jahre. Und ich hatte den Vorteil, ich kam eigentlich dorthin durch diesen 00:59:10.600 --> 00:59:17.280 amerikanischen Professor Hillway. Wir gingen natürlich beide - also er und seine Frau - zur 00:59:17.280 --> 00:59:22.400 Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, die ja schon eine ältere Gesellschaft ist. Meine Mutter war 00:59:22.400 --> 00:59:28.040 da in Linz schon dabei. Ich ging in Salzburg dazu, habe dann auch ein bissel unterrichtet dort und so 00:59:28.040 --> 00:59:36.760 weiter. Ich ging zu allem, wozu man gehen konnte. Und meine frühe Zeit dort war - natürlich galt ich als 00:59:36.760 --> 00:59:44.640 Österreicherin, als Salzburgerin - und wenn also da wieder mal so eine Session war, die Lawyers - das 00:59:44.640 --> 00:59:51.440 waren alles Männer natürlich, arrivierte Leute – dann haben die angerufen auf der Universität oder beim 00:59:51.440 --> 00:59:59.240 Verein und haben gesagt: Wir brauchen junge Damen im Dirndl, die mit den Lawyers tanzen. So habe ich auch 00:59:59.240 --> 01:00:04.080 angefangen in Leopoldskron. Das habe ich dort später erzählt, wie ich dann Präsidentin war von unserem 01:00:04.080 --> 01:00:09.600 Verein, da habe ich gesagt: Wisst ihr, wie ich angefangen habe? Dancing with the Lawyers. Und die 01:00:09.600 --> 01:00:13.360 hätten dann auch nicht gedacht, dass ich einmal vielleicht auf der anderen Seite stehe. Also, das 01:00:13.360 --> 01:00:23.040 waren ganz amüsante, sehr verschiedenartige Eindrücke, die man hatte von dieser frühen Zeit, aber es war eine 01:00:23.040 --> 01:00:33.120 Institution, die ganz international war und immer internationaler im Sinn von globaler werden würde. Was 01:00:33.120 --> 01:00:40.560 hat das bedeutet für das Salzburg Seminar? Dieses in American Studies, wo natürlich amerikanische Themen, 01:00:40.560 --> 01:00:47.880 die aber das neue Europa oder die freien Länder, die entstanden sind - natürlich betroffen haben, denn wir 01:00:47.880 --> 01:00:52.720 mussten uns ja plötzlich alle mit der Demokratie auseinandersetzen und mit dem Rechtsstaat. Und wie 01:00:52.720 --> 01:01:01.080 geht's mit der Kultur weiter und die Gesellschaft und das Bildungswesen und die Schulen? Alles – ja. Da gab 01:01:01.080 --> 01:01:10.080 es diese Sessions. Und das Interessante ist, es gab natürlich dann die wissenschaftliche Gesellschaft ab 01:01:10.080 --> 01:01:17.840 ‘74 - die Austrian Association for American Studies - die dann gleich Teil der europäischen Gesellschaft 01:01:17.840 --> 01:01:24.200 wurde, wodurch man dann die anderen National-Gesellschaften auch – man wurde gewahr, dass 01:01:24.200 --> 01:01:31.360 es die gibt, und bei Tagungen kam man zusammen. Natürlich kamen man immer auch Amerikaner. Das ist 01:01:31.360 --> 01:01:39.480 klar. Aber das war - es waren so Stufen, wirklich so konzentrische Kreise, die man um sich hatte - immer 01:01:39.480 --> 01:01:47.400 ein größeres Heraustreten. Es wurde alles immer weiter und immer internationaler und natürlich immer auch 01:01:47.400 --> 01:01:53.400 professioneller, das ist ganz klar. Aber durch diese Gesellschaften, und ich sagte schon, dass Salzburg da 01:01:53.400 --> 01:01:58.160 eben federführend war, aber da waren die anderen Universitäten natürlich dabei auf der 01:01:58.160 --> 01:02:05.160 Professoren-Ebene, das war der Vorstand, aber man hat natürlich auch Leute gebraucht, wie Secretaries 01:02:05.160 --> 01:02:13.120 und Treasurers, und das waren eben dann die Jüngeren. Und da war ich von Anfang an drinnen und 01:02:13.120 --> 01:02:20.040 man hat dann gelernt zu organisieren. Das heißt, man wurde - man war nicht nur als Professional dort. Man 01:02:20.040 --> 01:02:27.840 hat wohl dann auch ein Workshop Paper oder man hat einen Vortrag halten dürfen als junge, denn es war bei 01:02:27.840 --> 01:02:35.320 den Amerikastudien nie so wie beim Anglistentag, denn das war das Gremium das die Anglisten hatten. 01:02:35.320 --> 01:02:44.960 Das durften überhaupt nur Habilitierte - vorher war man nichts. Das war die alte Hierarchie. Ja, wenn man diese 01:02:44.960 --> 01:02:52.520 höheren Ehren hatte, dann durfte man den ersten Vortrag halten und dann wurde man beäugt so wie bei 01:02:52.520 --> 01:02:58.840 einer Fleischbeschau. Also, das habe ich dann schon einmal gemerkt und habe mir gedacht: so eine Tagung 01:02:58.840 --> 01:03:03.760 ist nichts für mich. Da war ich schon habilitiert, aber sowas will ich nicht, sowas brauche ich nicht und 01:03:03.760 --> 01:03:11.840 habe gemerkt, in was für einen Geist ich als Junge hinein gekommen bin und dass ich das weitergeben werde 01:03:11.840 --> 01:03:20.680 und will. Und vor allem auch natürlich habe ich dann gemerkt, ich bin ja eine Frau. Nun hatten wir im 01:03:20.680 --> 01:03:26.240 Vorstand also schon die Brigitte Scheer-Schäzler als Frau, also da waren vier Professoren 01:03:26.240 --> 01:03:31.240 und an einer Universität war eine Frau die Amerikanistik-Chefin 01:03:31.240 --> 01:03:38.960 und hatte wirklich einen stark amerikanistischen Ausbildungsweg schon. 01:03:41.800 --> 01:03:48.880 Über das rede ich sehr gerne, wobei ich gleich sagen muss, ich habe es nie bereut, 01:03:48.880 --> 01:03:52.360 dass ich einen anglistischen Hintergrund habe, denn ich konnte 01:03:52.360 --> 01:04:01.640 dadurch sehr viele komparatistische und transatlantische Themenkomplexe aufziehen und mein 01:04:01.640 --> 01:04:09.080 ganz später Lebensweg, wo ich dann noch anfing mit Afrika, hat mir da die Anglistik auch geholfen. So - 01:04:09.080 --> 01:04:16.800 wann war das? Ich sagte, es wurde die Amerikanistik 1973 gegründet – ‘74 begann der Unterricht und ich 01:04:16.800 --> 01:04:25.600 habe mich beworben als Assistentin. Und von da an arbeitete ich in der Amerikanistik. Und ich erinnere 01:04:25.600 --> 01:04:33.640 mich noch immer, wie der Professor Hillway zu mir sagte - als es um Lehraufträge ging, man musste 01:04:33.640 --> 01:04:40.440 ja auch unterrichten - und da hat er nicht gesagt: „Unterrichten Sie bitte Hemingway und Fitzgerald 01:04:40.440 --> 01:04:47.040 oder Mark Twain“ oder so - oder er sagte auch nicht:.„What do you want to teach?“ Erhat gesagt: 01:04:47.040 --> 01:04:53.720 „What do you feel qualified to teach?“ Das ist ein Riesen-Unterschied. Da muss man sich schon genau 01:04:53.720 --> 01:05:01.320 überlegen - wo bin ich gerade gut genug? Informiert genug? Wo schaffe ich es, mich genug einzuarbeiten? 01:05:01.320 --> 01:05:12.120 Vier Jahre habe ich mit ihm gearbeitet, und es war für mich ununterbrochen eine transatlantische Zeit, denn 01:05:12.120 --> 01:05:18.080 ich war täglich – erstens hat sich alles Englisch abgespielt, und zweitens habe ich seine Denkweise und 01:05:18.080 --> 01:05:25.200 seine… Die hat sich auch ausgedrückt in der Sprache, habe ich voll mitbekommen. Das haben alle meine 01:05:25.200 --> 01:05:35.480 Kollegen und Kolleginnen nicht mitbekommen. Dieses ehrliche Sagen: was kann ich? Ist das okay, wenn ich 01:05:35.480 --> 01:05:41.760 das mache? Und wenn ich das will, dann mache ich es wirklich! Das war das eine. Ich habe angefangen 01:05:41.760 --> 01:05:49.400 amerikanistische Themen, die natürlich literarisch waren. Ich musste dann auch noch Sprachkurse 01:05:49.400 --> 01:05:55.080 unterrichten, das hat mir die Anglistik gegeben, aber das wurde zunehmend schwieriger für mich, denn ich war 01:05:55.080 --> 01:06:00.160 ja Mid-Atlantic. Ich hatte ja britisches Englisch studiert, ich war ein Jahr in Amerika gewesen und 01:06:00.160 --> 01:06:06.600 ungefähr nach drei Monaten habe ich dort gewusst: Jetzt ist es aus mit dem Britischen. Jetzt bin ich 01:06:06.600 --> 01:06:12.960 angekommen - wobei natürlich dadurch, dass ich englische Literatur gemacht habe, bin ich immer mit 01:06:12.960 --> 01:06:17.960 dem englischen Vokabular gerade in der Dichtung konfrontiert gewesen und das war so nicht so einfach, 01:06:17.960 --> 01:06:23.000 dass ich gesagt habe: so, das ist komplett hinter mir, das war's nicht. Aber ich habe gemerkt, ich kann die 01:06:23.000 --> 01:06:29.480 Sprache nicht mehr unterrichten, denn die Regeln sagen das und ich sag‘s anders - und bitte lasst mich das 01:06:29.480 --> 01:06:36.280 nicht mehr machen! Ich mache jetzt Literatur. Dann habe ich also vier Jahre lang - Proseminare hieß das - 01:06:36.280 --> 01:06:42.360 gemacht, das war das einzige, was man durfte natürlich, weil man war ja nicht habilitiert. Und der 01:06:42.360 --> 01:06:46.560 Professor hat seine zwei Vorlesungen und Seminare gemacht, da habe ich natürlich gearbeitet an 01:06:46.560 --> 01:06:51.760 verschiedensten Dingen, Der hat natürlich „American Civilization“ gemacht, der war ein „oldschool“ 01:06:51.760 --> 01:07:00.040 Amerikanist, der also die großen Autoren des 19. Jahrhunderts – Melville und Hawthorne, Mark Twain 01:07:00.040 --> 01:07:11.120 natürlich dann - und im 20. Jahrhundert ging es auch sehr nach den alten Literaturgeschichten. Sehr solide, 01:07:11.120 --> 01:07:21.080 aber ich kam dann Mitte, Ende der 70er Jahre - also ‘74 kam die Austrian Association, dann bin ich 01:07:21.080 --> 01:07:26.320 der Deutschen Gesellschaft beigetreten, bei der europäischen waren wir dann auch. Ich fuhr natürlich 01:07:26.320 --> 01:07:35.760 zu den Tagungen - und ich habe bei der ersten deutschen Tagung 1979 einen „Women's Workshop - 01:07:35.760 --> 01:07:44.680 Women's Studies“ kennengelernt - und das war neu. Ich meine, ich war nicht in der Frauenbewegung gewesen in 01:07:44.680 --> 01:07:51.320 dem Sinn. Ich habe natürlich gemerkt, was sich tut. Und es gab viele, die sagten: Moment! Wir dürfen nicht 01:07:51.320 --> 01:07:56.600 das Gleiche machen und so weiter. Wir werden doch da quasi so manchmal als Behübschung und manchmal zum 01:07:56.600 --> 01:08:02.320 Kaffee Kochen und überhaupt... Und schaut man genau, ist die ernsthaft oder ist sie eh nur so eine? Also da 01:08:02.320 --> 01:08:09.080 gab's schon alle möglichen Sachen an den Universitäten auch, wie man Frauen beurteilt hat. Aber ich hatte 01:08:09.080 --> 01:08:15.080 akademisch eigentlich kein Problem, weil ich war ernsthaft, das habe ich schon von meiner Schulbildung 01:08:15.080 --> 01:08:20.560 gehabt. Und ich war ja auch ehrgeizig, ich wollte ja was erreichen. Ich wollte ja so viel wie möglich 01:08:20.560 --> 01:08:32.600 profitieren. Also: ich war bei dieser ersten deutschen Tagung und da waren also sehr gehaltvolle neue 01:08:32.600 --> 01:08:43.920 Initiativen - warum überhaupt Frauenstudien? Warum die Literatur neu aufmachen und schauen, was ist da alles 01:08:43.920 --> 01:08:50.600 verloren gegangen, was ist da unterdrückt worden? Wie wurde es beurteilt, warum ist es nicht vertreten in 01:08:50.600 --> 01:08:58.400 Literaturgeschichten? Ein Bündel von Dingen hat sich plötzlich aufgetan, wo man sich gedacht hat: Aha, da 01:08:58.400 --> 01:09:04.760 weiß ich eigentlich gar nichts. Denn auch die Gast-Professoren aus Amerika, die wir dagehabt hatten, 01:09:04.760 --> 01:09:12.840 die haben uns keinesfalls da besonders viele Women Authors genannt. Und das war etwas, was mich dann 01:09:12.840 --> 01:09:19.920 absolut begeistert hat, weil ich mir sagte, dass ist was Neues. Da kann man pionierhaft sein.Und ich habe 01:09:19.920 --> 01:09:27.200 dann in Salzburg den ersten Vortrag gehalten über American Women's Literature. Ich habe einen über 01:09:27.200 --> 01:09:34.920 amerikanische Geschichte und Literaturgeschichte eine Ringvorlesungs-Art war da. Dann habe ich dürfen - 01:09:34.920 --> 01:09:41.680 Stürzl hat mich gelassen - den ersten Kurs gemacht über „American women's writing in the twentieth 01:09:41.680 --> 01:09:51.280 century“. Also, ich habe das richtig dann doch ins Institut eigentlich eingeschleust und war aber nicht 01:09:51.280 --> 01:09:58.800 ausgebildet als Amerikanistin. Das hätte man gar nicht wirklich sein können in Österreich. Ich meine, es lief 01:09:58.800 --> 01:10:03.680 ein bisschen verschieden an den Universitäten, aber jedenfalls diese neuen Strömungen, wo dann ja 01:10:03.680 --> 01:10:11.080 natürlich auch die ganzen Ethnizitäts-Studien kamen und die African American Writing - was noch Black 01:10:11.080 --> 01:10:17.640 Writing genannt wurde - oder dann das Native American, später kam dann das Mexican-American und 01:10:17.640 --> 01:10:24.880 die ganzen also „Americas“-Sachen. Oder Kanadistik kam dann auch später an manchen Universitäten dazu. 01:10:24.880 --> 01:10:33.600 Das war ja alles nicht. Das heißt, es war also die USA und dort hatte sich ja so viel bewegt seit den 50er Jahren - 01:10:33.600 --> 01:10:41.600 in der Rassenfrage - und eigentlich seit den 60er Jahren, kann man dann sagen, in der Frauenbewegung, wo 01:10:41.600 --> 01:10:47.800 ja ganz bedeutende Namen waren. Später wurden die Personen auch von der amerikanischen Botschaft zum 01:10:47.800 --> 01:10:55.320 Teil eingeladen, die Betty Friedan zum Beispiel. Oder die Toni Morrison als erste schwarze 01:10:55.320 --> 01:11:03.200 Literaturnobelpreisträgerin hat auch an der Universität Wien eben dann eine Lesung gehabt und so. 01:11:03.200 --> 01:11:09.760 Das hat sich dann alles geändert in den 80er Jahren, in die 90er hinein. Aber in dieser frühen Zeit 01:11:09.760 --> 01:11:16.320 hat man also wirklich nach jedem Strohhalm gegriffen, den man bekommen konnte. Und es war natürlich toll, 01:11:16.320 --> 01:11:23.480 wenn dann amerikanische Professorinnen kamen - und es waren schon hauptsächlich Frauen, die über diese 01:11:23.480 --> 01:11:30.400 Themen dann geredet hatten, weil die sich wirklich auch persönlich betroffen gefühlt haben. Ich habe 01:11:30.400 --> 01:11:36.840 allerdings immer wieder auch männliche Kollegen gehabt, die im Feminist Criticism und in 01:11:36.840 --> 01:11:46.800 Frauenstudien sich auch mit engagiert haben und auch das als Lehrinhalte reingenommen haben. Auch bei der 01:11:46.800 --> 01:11:52.720 Austrian Association habe ich den ersten Vortrag über Emily Dickinson gehalten. Da war auch noch nicht viel 01:11:52.720 --> 01:12:00.440 da gewesen sonst. Na ja, also jedenfalls dann war ich Amerikanistin und nach vier Jahren ging dieser 01:12:00.440 --> 01:12:06.840 Professor nun wirklich in Pension, der war ja schon 65 gewesen, als er kam. Aber er ist dann mit 70 01:12:06.840 --> 01:12:13.480 weggegangen, und dann hatten wir am Institut ein Interludium und das war eigentlich meine Chance, weil 01:12:13.480 --> 01:12:22.000 da durfte ich wahnsinnig viel lehren. Und ich war ja immer noch nicht habilitiert, weil ich habe ja - und 01:12:22.000 --> 01:12:28.760 da komme ich jetzt zu meinem zweiten und meinem dritten Fulbright-Stipendium - hatte ich ja dann noch 01:12:28.760 --> 01:12:36.680 zwei Aufenthalte in den 80er Jahren in den USA. Das eine war Princeton, da bekam ich ein kombiniertes 01:12:36.680 --> 01:12:43.640 ACLS-Fulbright-Stipendium - Fulbright war Reise und Versicherung. ACLS, das war das American Council of 01:12:43.640 --> 01:12:50.160 Learned Societies - und diese Stipendien wurden eigentlich wirklich für – so kann man schon sagen – 01:12:50.160 --> 01:12:57.680 Mid-career-People, also die im Habil-Stadium waren. Und wir hatten eines pro Jahr und das musste ich teilen 01:12:57.680 --> 01:13:02.720 mit dem Walter Hölbling, der es auch gebraucht hat. Der ging nach Ann Arbor, ich ging nach Princeton. Also 01:13:02.720 --> 01:13:10.600 wir haben jeder so sechs bis sieben Monate haben wir gehabt im gleichen Jahr und haben… Wie gesagt, ich 01:13:10.600 --> 01:13:16.600 ging dann nach Princeton. Princeton, ich habe schon gesagt vorher, also wenn wir Princeton gehört 01:13:16.600 --> 01:13:24.800 haben, haben wir an den Einstein gedacht und dieses Center für die Advanced Studies und keinesfalls an die 01:13:24.800 --> 01:13:31.720 Leute, die mit 17,18 dort anfangen zu studieren. Man hat Princeton als sehr bedeutenden Ort genommen, wo 01:13:31.720 --> 01:13:40.080 man also Forschung betreiben kann und so. Nun - die Realität, da ich ja jetzt in den Frauenstudien war 01:13:40.080 --> 01:13:48.080 oder anfing, mehr und mehr da hinein zu kommen, habe ich natürlich erwartet, dass mir die Bibliothek die 01:13:48.080 --> 01:13:54.320 Rosen nur so hin streut. Es war aber keinesfalls der Fall. In Princeton gab es auch keine Professorin. Es 01:13:54.320 --> 01:14:01.720 gab auch keine Frauenstudien. In Princeton gab es eigentlich sehr viel Traditionelles, und das war wieder 01:14:01.720 --> 01:14:15.160 recht interessant für mich, denn 4 Jahre später - als dann die ganze Literaturgeschichtsschreibung 01:14:15.160 --> 01:14:24.360 aufgebrochen wurde und neue Großprojekte entstanden, und da gab es dann ein Treffen im Salzburg Seminar in 01:14:24.360 --> 01:14:31.960 Salzburg, wo die Leitung ein Princetonian hatte, nämlich der ,der mein Betreuer war damals im 01:14:31.960 --> 01:14:39.520 amerikanischen Modernismus - habe ich erfahren, dass Princeton gleich die zwei top-notch Frauen engagiert 01:14:39.520 --> 01:14:46.440 hatte, mittlerweile berufen hatte nach Princeton. Das heißt, ich kam vier Jahre zu früh. Aber ich konnte 01:14:46.440 --> 01:14:52.840 dort trotzdem - weil man ja sehr viel Archäologie machen musste - ich konnte trotzdem recht viel finden 01:14:52.840 --> 01:15:01.320 und habe aber… In der Lehre konnte ich überhaupt keine Anregung bekommen. Ich habe also nur durch Tagungen 01:15:01.320 --> 01:15:10.160 und nur durch eigenes Studium oder Gespräche mit Bibliothekaren konnte ich also Sachen finden, 01:15:10.160 --> 01:15:17.720 aufarbeiten, und was ich dann gemacht hat - also mein Thema, das ich mir gestellt für die Habil war - oder 01:15:17.720 --> 01:15:25.360 mein Ehrgeiz war eine Typologie amerikanischer Frauen-Lyrik zu erarbeiten. Von den Anfängen, 17. 01:15:25.360 --> 01:15:33.400 Jahrhundert, Anne Bradstreet bis in die Gegenwart, sagen wir naja bis in die ja 60er Jahre oder so. So – 01:15:33.400 --> 01:15:39.200 was hat das bedeutet? Ich kannte natürlich die amerikanische Literaturgeschichte, da waren sehr 01:15:39.200 --> 01:15:46.920 wenige Frauen. Wie gesagt, im 19. Jahrhundert war die Emily Dickinson, die war groß behandelt, aber sie hat 01:15:46.920 --> 01:15:51.880 nicht so ganz hinein gepasst ins Bild. Aber man konnte sie nicht umgehen, weil sie immerhin 1800 Gedichte 01:15:51.880 --> 01:16:01.520 geschrieben hat. Und am Anfang die Anne Bradstreet war im Grunde die erste Dichterin in der amerikanischen 01:16:01.520 --> 01:16:08.200 Literaturgeschichte. Die war Puritanerin natürlich, und die hat auch nicht so ganz hinein gepasst in den 01:16:08.200 --> 01:16:12.880 Duktus, den man hatte in den Literaturgeschichten. Und da hatte ich schon zwei Punkte, die mich interessiert 01:16:12.880 --> 01:16:19.040 haben, und dann habe ich mir gedacht, wenn ich jetzt an einer Typologie arbeiten will, dann muss ich mir 01:16:19.040 --> 01:16:25.800 das Ganze anschauen. Und was ich natürlich weiß ist, dass es sowas wie eine Periodisierung gibt in 01:16:25.800 --> 01:16:30.720 Literaturgeschichten oder auch in Geschichte natürlich. Ja, in der Geschichte sind es oft Kriege 01:16:30.720 --> 01:16:38.000 oder sonstige Dinge. In der Literaturgeschichte sind es manchmal sehr schematisch die Jahrhunderte oder es 01:16:38.000 --> 01:16:45.800 sind auch besondere Ereignisse, die dann eine Struktur geben. Oder es sind Bewegungen, wie z.B. im 19. 01:16:45.800 --> 01:16:52.480 Jahrhundert die Romantik. Romanticism natürlich gab es genauso in verschiedenen Ländern, in Amerika auch. Und 01:16:52.480 --> 01:16:58.320 dann angeschlossen der Viktorianismus, das kam nun wieder aus dem Englischsprachigen, weil die Viktoria 01:16:58.320 --> 01:17:07.520 so eine lange Lebenszeit hatte, und daher hat sich da auch der Begriff dann sehr stark in die Literatur 01:17:07.520 --> 01:17:13.160 und Kulturwissenschaft hineingegeben. Was kam nachher? Der Modernismus - kannten wir natürlich auch. Bitte, 01:17:13.160 --> 01:17:20.840 ich meine in Wien - ob es jetzt Klimt war oder Literaten oder in der Musik. Ich meine, das war ja 01:17:20.840 --> 01:17:26.920 nicht ganz unbekannt, dass es den Modernismus gegeben hat. Und dann ist die Frage, wie geht's dann weiter? 01:17:26.920 --> 01:17:33.160 Jetzt hatte ich also mein 19. Jahrhundert. Ich kam von englischen Romantik, das war nicht schlecht, bin über 01:17:33.160 --> 01:17:39.800 den Atlantik, habe mich auf die Dickinson gelegt und habe dann das Feld um die Dickinson erforscht, und da 01:17:39.800 --> 01:17:45.920 konnte ich in Princeton durchaus fündig werden, denn im 19. Jahrhundert hat man riesige Anthologien mit 01:17:45.920 --> 01:17:53.320 Frauen-Lyrik herausgegeben. Die hat man aber nicht auf den Universitäten gelehrt. Das wurde als 01:17:53.320 --> 01:18:03.760 Gebrauchslyrik abgetan. Das stand da in den Häusern und so... „schöngeistig“ hat man gedacht. Na, wenn 01:18:03.760 --> 01:18:08.320 man sich es genauer anschaut wird es interessant. Vor allem hat man gemerkt, dass die Dickinson, die als 01:18:08.320 --> 01:18:17.200 „Master Poet“ da war, ja durchaus Bezüge hatte - sei es thematisch, sei es in der ganzen Sprechhaltung, sei 01:18:17.200 --> 01:18:23.760 es in verschiedenen poetologischen Dingen. Sie war nur - wie der Mozart das Genie ist und umgeben von 01:18:23.760 --> 01:18:28.600 sehr vielen Leuten, die auch im Stil des 18. Jahrhunderts komponiert haben - war sie eben auch 01:18:28.600 --> 01:18:33.960 diese „Towering Figure“. Und da war das 19. Jahrhundert, dann bin ich in den Puritanismus 01:18:33.960 --> 01:18:39.400 gegangen, habe gesagt: was war eigentlich um die Bradstreet herum? Gab es da auch andere Frauen? Da war 01:18:39.400 --> 01:18:46.320 also Niemandsland. Und langsam kamen ja auch Studien heraus, die versucht haben schon so ein 01:18:46.320 --> 01:18:53.160 „Linking Figures Approach“ zu machen oder überhaupt dazu so eine Periodisierung. Da waren verschiedene 01:18:53.160 --> 01:18:59.320 Ansätze. Dann habe ich gemerkt - im 18. Jahrhundert könnte es vielleicht interessant werden. Da ist es 01:18:59.320 --> 01:19:05.400 durchaus interessant, weil die Aufklärung sehr wohl was für die Frauen getan hat. Die haben dann 01:19:05.400 --> 01:19:12.920 geschrieben, die haben dann entweder rebellisch geschrieben oder ironisch geschrieben, aber das 01:19:12.920 --> 01:19:18.680 Problem ist, es haben auch viele anonym geschrieben, oder es haben welche männliche Pseudonyme genommen. 01:19:18.680 --> 01:19:24.480 Und das wurde wieder eine Kleinarbeit, und vieles war auch nicht an den Universitäten, sondern in Archiven - 01:19:24.480 --> 01:19:31.640 in lokalen oder regionalen Archiven. Also man hat gemerkt: So einfach geht das nicht. Das war natürlich 01:19:31.640 --> 01:19:38.680 auch interessant für den ganzen Prozess des Arbeitens. Und dann hatte ich in Princeton - mein Betreuer war 01:19:38.680 --> 01:19:45.160 ein ausgesprochener Modernismus-Spezialist, der war aber toll in Ezra Pound und in James Joyce und solche 01:19:45.160 --> 01:19:53.240 Leute… Ja, na, ja, auch nicht gerade weiblich – also was tun wir jetzt in der Zeit? Und da ist es mir doch 01:19:53.240 --> 01:19:58.640 auch wieder gelungen, über Hinweise aus Literatur, die mittlerweile geschrieben worden ist, „feminist 01:19:58.640 --> 01:20:07.560 literary criticism“ oder ältere Studien, einzelne Namen zu finden und auch wiederum - und da wurde es 01:20:07.560 --> 01:20:15.080 bereits interessanter, weil da war schon etwas mehr Bewusstsein. Man darf nicht vergessen: Immerhin war ja 01:20:15.080 --> 01:20:21.520 doch um die Jahrhundertwende auch politisch ein Aufbruch, und 1920 haben die Frauen das Wahlrecht 01:20:21.520 --> 01:20:28.640 gehabt. Also, es war durchaus eine Bewegung - die Suffragetten hat’s ja geheißen, und auch in der Mode 01:20:28.640 --> 01:20:33.360 tat sich viel, die Korsette wurden weggeschmissen und die Frauen sind Rad gefahren. Also eine 01:20:33.360 --> 01:20:41.440 Körper-Befreiung war ja auch, und man ist also aus diesem traditionellen viktorianischen - sehr „domestic“ 01:20:41.440 --> 01:20:50.720 und emotional und so weiter, und sehr begrenzter Raum - ist man herausgetreten, und das hat natürlich dann 01:20:50.720 --> 01:20:58.080 auch Niederschlag gefunden im Schrifttum. Das ist ganz klar, da waren dann so „Awakenings“. Das war 01:20:58.080 --> 01:21:07.400 auch ein ganz berühmter Roman um 1900, also 1899, der von der Kate Chopin geschrieben wurde, wo natürlich 01:21:07.400 --> 01:21:14.040 eine Frau im Zentrum stand, die also versucht, die Grenzen zu überschreiten. Und dann musste man sich 01:21:14.040 --> 01:21:21.640 damit auseinandersetzen, dass ja auch das Scheitern da noch sehr stark war. Aber die Frage war eben, warum 01:21:21.640 --> 01:21:27.440 ist dieses Scheitern? Ist das jetzt von der Gesellschaft aus oder nimmt man sich zu viel vor? Ist auch eine 01:21:27.440 --> 01:21:39.880 Art Hybris drinnen? Das findet man immer wieder. Das fand ich dann schon als Dauerthema - diese Doppelheit 01:21:39.880 --> 01:21:48.200 von einerseits großem Aufbruch und andererseits wieder diesem Zurück - entweder zurücknehmen oder 01:21:48.200 --> 01:21:55.640 zurückziehen oder den Bogen überspannen. Und es gab natürlich dann immer Stimmen, die so leichtfertig 01:21:55.640 --> 01:22:02.160 sagten: na ja, da sieht man‘s ja, sie haben es zu weit getrieben und das wird halt bestraft. Dieses gewisse 01:22:02.160 --> 01:22:08.600 Bestrafen, das war ja sehr stark mit Kindern und Frauen - wenn man zu weit geht, dann kriegt man eine 01:22:08.600 --> 01:22:14.640 drauf. Das war aber ein viel komplexeres Thema natürlich und das findet sich also im Schrifttum 01:22:14.640 --> 01:22:22.720 durchgehend, kann man sagen, bis 1950. Jetzt bin ich aber doch drauf gekommen, dass ich so die Typologie – 01:22:22.720 --> 01:22:29.400 da ja im 17. Jahrhundert zu wenig war, im 18. war es auch ein bissel dünn - war 19. und 20. Das hat mich dann 01:22:29.400 --> 01:22:36.120 auch nicht befriedigt, also habe ich mir gedacht: nein, ich verlege mich dann - im 19. weiß ich schon viel, die 01:22:36.120 --> 01:22:41.320 anderen sind ein bisschen dünn - ich gehe jetzt auf den Modernismus los, weil da habe ich so eine richtige 01:22:41.320 --> 01:22:51.680 Stoßrichtung auch in Princeton gehabt. Und dann kam mir sehr zugute, dass mittlerweile in Salzburg ‘83/‘84 01:22:51.680 --> 01:22:59.200 ein Fulbrighter war, der Ed Griffin von der University of Minnesota. Der war ein Jahr bei uns und hat da 01:22:59.200 --> 01:23:05.240 verschiedenste Lehre natürlich gehabt. Damals war es auch noch wirklich ein volles Jahr. Er hat in Salzburg 01:23:05.240 --> 01:23:13.880 gelebt. Und mit den habe ich mich sehr befreundet, natürlich viele Gespräche und so weiter geführt. Und 01:23:13.880 --> 01:23:22.000 der sagte dann noch zum Abschied: naja, vielleicht kommst Du auch einmal - und er wusste, was so mein 01:23:22.000 --> 01:23:26.800 Werdegang war und wie ich mich entwickelt hatte - doch sehr stark in die Frauenstudien, Frauen-Literatur 01:23:26.800 --> 01:23:35.720 und eben Kulturstudien, und dass Poetry meine Stärke war und Dichtungstheorie. Na und dann bekam ich 01:23:35.720 --> 01:23:43.880 vielleicht zwei Jahre später vom Institutsvorstand einen Brief, ob ich mir vorstellen könnte, dass ich - 01:23:43.880 --> 01:23:50.400 die waren auf einem Quarter System - also das waren praktisch 7 Monate, weil ich habe da zwei Quarters und 01:23:50.400 --> 01:23:58.640 eine Summer Session gemacht, von Jänner bis August war ich dort - und ob ich das machen würde und sie wären 01:23:58.640 --> 01:24:04.880 sehr interessiert, sie brauchen jemanden, der Poetry macht und sie brauchen jemand, der Women’s Poetry 01:24:04.880 --> 01:24:10.840 macht und das wären meine Gebiete, und darüber hinaus hätte ich noch was anderes auch. Ja gut, dachte 01:24:10.840 --> 01:24:17.760 ich mir, na das ist ideal. Ich war noch nicht habilitiert. Ich war dran, hatte immer mehr natürlich gelehrt und 01:24:17.760 --> 01:24:24.440 hatte mehr Papers gelesen auf Tagungen und mehr Kontakte. Und das war ja durchaus auch ein Thema in 01:24:24.440 --> 01:24:30.840 Europa. Also bin ich da 7 Monate hin und habe wahnsinnig viel gelehrt und habe dort auch Sachen 01:24:30.840 --> 01:24:38.120 eingeführt, die die man dort auch noch nie gehört hatte - nämlich eben dieses ganze Kontextualisieren 01:24:38.120 --> 01:24:45.640 von großen Figuren durch das Umfeld, und das war ja auch ein Teil der Cultural Studies – „Women writers 01:24:45.640 --> 01:24:55.560 and American culture“ - wie passen die rein? Ja, und jetzt muss ich sagen, bevor ich da ‘87 nach Minnesota 01:24:55.560 --> 01:25:04.960 ging auf mein drittes - das war ein Lehr-Aufenthalt – mein drittes Fulbright - war eben diese Session 01:25:04.960 --> 01:25:13.840 gewesen in Leopoldskron, wo die Projekte oder fast fertigen Projekte der neuen Literaturgeschichten und 01:25:13.840 --> 01:25:23.960 Anthologien präsentiert und diskutiert wurden. Amerikanisch, europäisch, unter Fachleuten - und ich 01:25:23.960 --> 01:25:33.960 war da auch wieder dabei als Observer, aber ich durfte da immer wieder auch dabei sein, und habe dann sogar 01:25:33.960 --> 01:25:41.920 mithilfe meines deutschen Kollegen Hans Bungert, an dessen Universität Regensburg gerade einer der 01:25:41.920 --> 01:25:49.200 prominentesten Native Americans war, habe ich denen sogar als Tupfen auf dem I mit seiner Hilfe den 01:25:49.200 --> 01:25:55.760 eingeschleust und sie durften den erleben bei dieser großen Session. Das war natürlich ein tolles Ding. 01:25:55.760 --> 01:26:02.760 Also, was will ich sagen? Die Literaturgeschichten wurde bereits neu geschrieben unter dem Einfluss der 01:26:02.760 --> 01:26:08.560 Frauenbewegung und der Frauenstudien, die stattgefunden hatten jahrelang, der Native American 01:26:08.560 --> 01:26:21.400 Studies, der African American Studies und des allgemeinen – wie soll man sagen - Abgehens von dem 01:26:21.400 --> 01:26:28.360 „WASP ideal“, also White Anglo-Saxon Protestant, was ja in alles hinein gegangen ist, auch in das Schreiben 01:26:28.360 --> 01:26:36.480 von Literaturgeschichten. Das heißt es wurden die Minoritäten - man musste sich damit auseinandersetzen, 01:26:36.480 --> 01:26:47.360 wie kann man Literaturgeschichten jetzt schreiben und eine neue Mischung einfach finden und nicht nur sagen 01:26:47.360 --> 01:26:53.120 - und das hat man ja x-mal gehört - ja, wie sollen wir denn das machen, wenn wir da jetzt fünf Frauen und 01:26:53.120 --> 01:27:00.000 zehn Native und African Americans… Ja, da müssen wir ja was kürzen bei Melville und Mark Twain oder bei 01:27:00.000 --> 01:27:08.600 Shakespeare und Dickens! Ja, wie soll denn das gehen? Dieses Zählen, also da 3 Titel, dort 5 Titel und so 01:27:08.600 --> 01:27:15.040 weiter. Und man musste das konzeptuell erarbeiten, das ging gar nicht anders. Und das waren total 01:27:15.040 --> 01:27:22.480 interessante und sehr schwierige Diskussionen, wozu es dann auch Publikationen gab. Und dann entstand eben 01:27:22.480 --> 01:27:29.440 diese „Heath Anthology of American Literature“. Der Paul Lauter, der auch ein sehr gern gesehener Gast 01:27:29.440 --> 01:27:36.160 dann im Salzburg Seminar wurde, der hat die herausgegeben - zwei solche Bände! Und das war die 01:27:36.160 --> 01:27:42.800 völlig neue Anthologie. Also vorher hatte man die Norton Anthologies, die waren traditionell - sehr 01:27:42.800 --> 01:27:49.440 umfangreich, aber sehr traditionell. Dann kam die Heath, und dann ein paar Jahre später hat die Norton 01:27:49.440 --> 01:27:55.480 gemerkt, so kommen sie auch nicht weiter und haben ihre auch reformiert. Aber was ich sagen will: in 01:27:55.480 --> 01:28:00.920 Leopoldskron, also dort fanden wirklich ich immer sehr wichtige Dinge statt, da haben sich die Leute 01:28:00.920 --> 01:28:07.080 getroffen. Emory Elliot, der die Columbia History of American Literature in einem dicken Band herausgegeben 01:28:07.080 --> 01:28:14.680 hat und Sacvan Bercovich, einer der größten Namen in Puritanismus-Studien und dann 19. Jahrhundert, der 01:28:14.680 --> 01:28:21.760 auch eine Präsenz bei den Tagungen war, hat die Cambridge Literary History herausgegeben in mehreren 01:28:21.760 --> 01:28:30.160 Bänden. Das waren gewaltige Unternehmen und seit den 50er Jahren waren ja keine Literaturgeschichten mehr 01:28:30.160 --> 01:28:37.600 geschrieben worden. Und jetzt war der Punkt, wo man gesagt hat: So - jetzt ist also multicultural. Und ein 01:28:37.600 --> 01:28:47.360 Slogan, erinnere ich mich gut, der hieß „Dissensus is the new consensus.“ Also man wollte weg vom Konsens. 01:28:47.360 --> 01:28:53.280 Was ja mit der WASP-Ideologie, also der amerikanische Melting Pot, das war ja nicht wirklich so - dass man 01:28:53.280 --> 01:29:00.200 da mal so da jedes Gemüse hineinschmeißt und umrührt und dann wird Amerika draus… Sondern da gab es schon 01:29:00.200 --> 01:29:07.720 einen Mainstream und eine Ideologie, das war natürlich auch das christliche, protestantische Amerika und die 01:29:07.720 --> 01:29:14.720 Protestant Work Ethic, da waren schon Sachen da. Entschuldige, wenn ich das so sage, Du bist der 01:29:14.720 --> 01:29:21.960 Amerikaner, aber ich meine, das hat man schon alle verinnerlicht gehabt und das war nicht einfach für 01:29:21.960 --> 01:29:29.240 viele in dem Land und auch wahrscheinlich Lehrkräfte, die dann plötzlich gemerkt haben, wie groß und weit 01:29:29.240 --> 01:29:38.240 und diffus das alles jetzt wird. Und wie machen wir das? Also, das war total interessant, dass diese neuen 01:29:38.240 --> 01:29:44.360 Literaturgeschichten herauskamen. Naja, und ein Jahr später habe ich dann meine Habil fertig gehabt und 01:29:44.360 --> 01:29:51.400 habe tatsächlich also… „American Modernism and the Woman Poet – a Study in Voice“ habe ich es genannt, 01:29:51.400 --> 01:30:01.280 weil ich fand das eigentlich neben dem Thematischen und Motivischen und ja, was man natürlich immer studieren 01:30:01.280 --> 01:30:07.280 kann - haben Frauen andere Themen oder so – war es eigentlich die Sprechhaltung im individuellen Gedicht, 01:30:07.280 --> 01:30:12.960 wo es dann interessant wird, weil es nicht mehr so eindeutig ist. Aha, das ist feminin, das ist maskulin 01:30:12.960 --> 01:30:20.120 oder so - sondern weil dann eben diese ganzen Brüche herauskommen und in verschiedenen Perioden natürlich 01:30:20.120 --> 01:30:26.560 unterschiedlich und trotzdem eine Grundstimmung da ist. Und das hat mich dann eigentlich so befriedigt, 01:30:26.560 --> 01:30:34.200 dass ich mir sagte, es war für mich - sowohl Minnesota als auch Princeton als auch meine ersten Studien in 01:30:34.200 --> 01:30:41.320 der englische Romantik - alles miteinander verbunden und wichtige Entwicklungsschritte wieder. 01:30:41.320 --> 01:30:50.640 Du wolltest ja auch, dass ich über die Women Studies und so weiterspreche, und eben meine Tätigkeit in der 01:30:50.640 --> 01:30:58.800 AAAS, die ja kontinuierlich war, bis ich dann auch in den 80er Jahren - die waren enorm wichtig, die 01:30:58.800 --> 01:31:07.040 80er - auch dann Austrian Delegate wurde bei der europäischen Gesellschaft und dort auch fünf Jahre 01:31:07.040 --> 01:31:11.680 ein Office hatte, nämlich wiederum den Treasurer. Ich bin nie vom Geld losgekommen, obwohl 01:31:11.680 --> 01:31:17.400 das ja wahnsinnig schwer war, wir waren ja damals… Die europäische Gesellschaft sind ja jetzt über zwanzig, 01:31:17.400 --> 01:31:25.200 weil ja der Osten dazu gekommen ist. Wir waren damals glaube ich 14 noch - aber ich hatte 14 Währungen 01:31:25.200 --> 01:31:32.040 und den Dollar. Also allein diese… Das war fürchterlich. Ich habe gesagt, ich komme wieder, wenn der Euro da 01:31:32.040 --> 01:31:38.640 ist, aber vorher komme ich nicht mehr. Es war sehr schwierig, aber gut, wir hatten da jede zwei Jahre 01:31:38.640 --> 01:31:44.920 unsere Tagungen vorzubereiten und auch da ist es mir gelungen, z.B. eine Tagung zum Viktorianismus, die wir 01:31:44.920 --> 01:31:51.400 in England gemacht haben, reinzubringen. Das war gar nicht so einfach, weil da schon Leute waren, die 01:31:51.400 --> 01:31:57.080 meinten: Naja, also ist das wirklich so bedeutsam? Weil das war natürlich sehr stark von der 01:31:57.080 --> 01:32:05.360 Frauenforschung aufgearbeitet worden, aber es ist mir gelungen. Und das war echt schön, und wir haben also 01:32:05.360 --> 01:32:13.520 immer noch diese biennial conferences alle zwei Jahre in einer anderen europäischen Hauptstadt. Und da waren 01:32:13.520 --> 01:32:22.160 schon immer - es gibt ja nun auf der anderen Seite die ASA, die American Studies Association. Und auch da war 01:32:22.160 --> 01:32:31.720 es wieder interessant, ich war ja im Board, zuerst mit einer alten gestandenen Italienerin, waren wir zwei 01:32:31.720 --> 01:32:37.440 Frauen und der Rest waren Männer. Wir waren 10 Leute, glaube ich, oder 14 Leute waren wir dann, es ist ja 01:32:37.440 --> 01:32:45.080 gewachsen. Und dann war die weg und wurde durch einen Mann ersetzt. Und dann war ich die einzige Frau wieder 01:32:45.080 --> 01:32:53.080 eine Zeitlang. Und dann, als ich abtrat, ist mir ein Mann nachgefolgt. Und dieses Thema überhaupt in einem 01:32:53.080 --> 01:33:01.320 Board hineinzubringen, wo man sagt: bitte haben wir hier nicht auch eine Verantwortung? Wir können nicht so 01:33:01.320 --> 01:33:06.200 tun, als hätte die Welt sich nicht geändert. Und dann hat man sich immer ausgeredet - hat gesagt, das 01:33:06.200 --> 01:33:12.360 ist doch nur die Entscheidung der National- Gesellschaften. Da sag‘ ich: Moment, aber wir 01:33:12.360 --> 01:33:17.480 können so quasi influencen, sagt man heute. Wir können doch da was tun, wir können sagen, das ist unsere 01:33:17.480 --> 01:33:24.840 Policy, dann müsst Ihr bitte Euch überlegen, was schickt Ihr uns an Delegierten! Weißt Du, man ist vom 01:33:24.840 --> 01:33:31.080 eigenen Fach her dann in Dinge hineingekommen, die wieder mit der Organisation zu tun hatten, aber auch 01:33:31.080 --> 01:33:41.080 mit der weiteren Begegnung von amerikanischen Partnerorganisation, in deren Vorständen das völlig 01:33:41.080 --> 01:33:47.960 unmöglich gewesen wäre, dass da keine Frau drinnen ist oder nur eine Frau. Und die kamen zu unseren Tagungen 01:33:47.960 --> 01:33:53.520 und haben gesagt: Moment - bist Du die einzige? Ja, momentan bin ich die einzige – ich wollte dann 01:33:53.520 --> 01:33:57.920 natürlich die Europäer auch nicht so im Regen stehen lassen, aber ich habe mir gedacht: ich verstehe schon, 01:33:57.920 --> 01:34:03.360 was Du meinst. Und wenn ich abtrete, weiß ich auch nicht, wie es weitergeht. Und ich glaube, ich bin 01:34:03.360 --> 01:34:10.960 jetzt immer noch in der ganzen Geschichte der AAS die einzige AAS-Delegierte als Frau. Da war nie jemand 01:34:10.960 --> 01:34:15.360 anderer außer mir, und ich war damals noch nicht einmal habilitiert. Also, da haben sie mir einen 01:34:15.360 --> 01:34:21.680 Vorschuss gegeben, die Gesellschaft. Aber ich sage nur, es ist es ist ja traurig, 01:34:21.680 --> 01:34:25.920 dass man das immer noch betonen muss, aber immer wieder geht das so. 01:34:29.440 --> 01:34:35.880 Die Brigitte Scheer-Schäzler war die einzige wirklich habilitierte Amerikanistin. 01:34:35.880 --> 01:34:39.840 Denn ich weiß von den anderen Habil-Schriften, die waren nicht 01:34:39.840 --> 01:34:47.760 amerikanistisch. Die waren anglistisch. Aber die Scheer war ja überhaupt - auch von ihrem Englisch her - 01:34:47.760 --> 01:34:52.920 total souverän und die hatte ja zwei Jahre in Rutgers an der Habil gearbeitet und hat dann 01:34:52.920 --> 01:34:59.160 fertiggemacht. Im ersten Moment ist sie nach Innsbruck und hat die Professur angenommen und war dann die 01:34:59.160 --> 01:35:05.040 Innsbrucker Vertreterin am Board, aber Foltinek war im Grunde kein Amerikanist. Der Wiener Foltinek hat sich 01:35:05.040 --> 01:35:12.680 sehr eingesetzt, will ich gar nicht schmälern. Tyrus Hillway war Amerikaner gewesen, aber wer da 01:35:12.680 --> 01:35:26.000 nachgefolgt ist, Leo Truchlar, hat eine anglistische Habil gehabt. In Graz war der Jürgen Peper, der kam 01:35:26.000 --> 01:35:35.160 aus Berlin, der war ein brillanter Geist, kam vom Kennedy-Institut, aber ich könnte jetzt nicht sagen 01:35:35.160 --> 01:35:41.080 genau, was sein Thema war. Da weiß ich‘s ehrlich gesagt nicht. War aber auch – sagen wir auch von 01:35:41.080 --> 01:35:47.840 seiner Aussprache her - so, das hat nichts Amerikanisches transportiert. Bei Foltinek auch nicht. 01:35:47.840 --> 01:35:56.520 In Klagenfurt - Klagenfurt war ja überhaupt jünger und hatte ja keine direkte Amerikanistik - hatte ja auch 01:35:56.520 --> 01:36:03.360 eine Anglistik und Amerikanistik so wie Salzburg und Wien. Wir waren ja verbundene, wogegen Innsbruck und 01:36:03.360 --> 01:36:12.320 Graz hatte tatsächlich ein Institut für Anglistik und eines für Amerikanistik. Also da war es getrennt und 01:36:12.320 --> 01:36:16.800 trotzdem, in Bezug auf der Studienplan, mussten sie sich auch wieder zusammenraufen und das war auch nicht 01:36:16.800 --> 01:36:25.800 einfach habe ich gehört. Aber jedenfalls, in Klagenfurt ein Linguist in der Anglistik, das war der 01:36:25.800 --> 01:36:32.120 Nemser, und der war Amerikaner. Also es waren Hilfskonstruktionen, und wir wissen wie in Wien 01:36:32.120 --> 01:36:41.080 dann die Amerikanistik auch von einem Anglisten – Zacharasiewicz war Anglist - besetzt wurde. Also diese 01:36:41.080 --> 01:36:46.280 ganzen Bewerbungen, die waren ja hochinteressant. Man hat ja gewusst, wer sich das alles beworben hat. Da 01:36:46.280 --> 01:36:53.280 gab es ja gestandene Leute aus Deutschland, die da angereist sind und die jahrelang schon im Fach gewesen 01:36:53.280 --> 01:37:00.080 waren. Man hat die österreichischen Dozenten auch zum Zug kommen lassen wollen, denn das wurden ja 01:37:00.080 --> 01:37:04.560 Lebens-Stellungen immerhin. Ich meine, natürlich haben die Leute sich eingearbeitet und die 01:37:04.560 --> 01:37:10.800 Fulbright-Kommission und die Botschaft haben ja dann auch geholfen mit Stipendien und so, dass man doch 01:37:10.800 --> 01:37:17.000 Forschungszeit und so weiter in den USA verbringen konnte. Aber ich sage Dir, wenn ich nicht so früh ins 01:37:17.000 --> 01:37:22.960 amerikanische Englisch und ins Amerikanische hineingekommen wäre, wäre nicht der gleiche Mensch aus 01:37:22.960 --> 01:37:29.800 mir geworden. Wenn ich da erst mit 40 angefangen hätte, ja - das kann man nicht nachholen. Also, das 01:37:29.800 --> 01:37:34.840 ist ein Conditioning was stattfinden kann und muss, und bei der Brigitte Scheer hat das schon 01:37:34.840 --> 01:37:40.760 stattgefunden. Die hat ja damals wirklich an der zeitgenössischen Literatur geforscht und die auch in 01:37:40.760 --> 01:37:47.320 die Habil hineingenommen, wo ja hier noch relativ wenig Leute mitreden konnten. Da war damals als 01:37:47.320 --> 01:37:52.080 Kritiker der Ihab Hassan - ich meine, das war auch so eine Towering Figure, die hat den eingeladen, wir 01:37:52.080 --> 01:38:00.160 haben ihn auch eingeladen. Das waren ja so Höhepunkte, die man dann hatte, das war ja unglaublich. Man konnte 01:38:00.160 --> 01:38:05.920 dann schon eigentlich viel machen, weil man dann so vernetzt war - durch die Tagungen, durch das Salzburg 01:38:05.920 --> 01:38:11.600 Seminar, durch die persönlichen Kontakte, die Kontakte von anderen, durch die Workshops, 01:38:11.600 --> 01:38:18.360 bei denen man teilgenommen hat und Papers gelesen hat, hat man wieder in Europa Kontakte gehabt, die 01:38:18.360 --> 01:38:26.800 wieder hinüber Kontakte hatten. Das war alles vor dem Internet. Es war unendlich viel los. Es hat nur länger 01:38:26.800 --> 01:38:33.280 gedauert. Man hat sich immer wieder gesehen. Die Leute waren noch sehr mobil – kostete natürlich auch Geld, 01:38:33.280 --> 01:38:37.360 aber ich denke mir manchmal wirklich, das Networking 01:38:37.360 --> 01:38:44.160 wurde nicht vom Internet erfunden. Das ist ganz toll, was da schon gelaufen ist. 01:38:47.080 --> 01:38:51.760 Das waren wir ja wieder die nächsten Stufen, weißt Du? Also eine ist sehr bedeutend, 01:38:51.760 --> 01:38:56.240 also zwei Stufen eigentlich waren dann noch. Es ist so: ich bin dadurch, dass ich 01:38:56.240 --> 01:39:02.000 so verzahnt war mit Amerika, mich halt dann auch ganz gut ausgekannt habe, auch das 01:39:02.000 --> 01:39:07.760 Bildungswesen natürlich studiert hatte und auch gelehrt hatte - und auch immer wieder American 01:39:07.760 --> 01:39:15.400 Students hatte in meinen Kursen hatte, und wir im Institut auch Programme - Bowling Green, St. John’s, 01:39:15.400 --> 01:39:22.400 und andere waren in Salzburg. Salzburg war schon ein guter Ort für das, neben Wien als Hauptstadt war 01:39:22.400 --> 01:39:28.680 Salzburg ein sehr bedeutender Ort für die Internationalität, und sehr beliebt bei Amerikanern - 01:39:28.680 --> 01:39:37.920 bin ich natürlich sehr stark hineingekommen in die Austauschprogramme. Nicht nur habe ich die Leute alle 01:39:37.920 --> 01:39:44.080 gekannt, sondern wenn irgendwo ein Gremium zusammengefügt wurde, war ich auch schon drinnen. 01:39:44.080 --> 01:39:50.240 Ich habe dann selber auch - ich war ja doch auch mit beteiligt, dass die Partnerschaft mit Minnesota 01:39:50.240 --> 01:39:56.800 aufgebaut wurde, auch bei Maine war ich dabei. Ich habe es dann nicht gechairt, aber ich war dabei - und 01:39:56.800 --> 01:40:02.840 ich war bei verschiedenen anderen auch. Also jedenfalls war es so, dass ich dann auch zu 01:40:02.840 --> 01:40:08.240 Anbahnungsgesprächen bin ich dann auch gereist oder habe, wenn ich bei irgendwelchen Tagungen war, was 01:40:08.240 --> 01:40:14.000 genützt, dass ich mit jemand rede ,der interessant sein könnte von der Institution her, wo man dann 01:40:14.000 --> 01:40:26.640 anfangen könnte. Das war das Eine. Und nun gab es auch in den späten 80er Jahren ein Projekt in den USA, wo 01:40:26.640 --> 01:40:33.440 man die einzelnen europäischen Länder auf ihr Bildungswesen hin durchleuchtet hat. Warum? 01:40:33.440 --> 01:40:38.360 Amerikaner haben hier studiert, unsere sind hinübergegangen. In jedem Land 01:40:38.360 --> 01:40:43.640 muss man zugelassen werden – Admission. So! Und da hat es sich 01:40:43.640 --> 01:40:54.560 fürchterlich gespießt. Da hat eine - aus Minnesota sogar - Karen irgendwas, einen Band 01:40:54.560 --> 01:41:03.880 „Austria“ - und in dem Band stand drinnen: das österreichische Magisterstudium ist 4 Jahre, das 01:41:03.880 --> 01:41:09.880 amerikanische Bachelor-Studium ist 4 Jahre, also ist der Magister das gleiche wie der Bachelor. Ich 01:41:09.880 --> 01:41:20.440 vereinfache es ein bissel, aber von dem ganzen Buch ist es auf das hingelaufen. So - nun hatten wir ja gar 01:41:20.440 --> 01:41:25.960 keine Struktur wie jetzt bei Bologna, wir hatten ja nur - man konnte ja nur direkt zum Magister gehen. Man 01:41:25.960 --> 01:41:30.520 hat die Seminar-Aufnahmsprüfung. Man hat nach vier Semestern, zwei Jahren, hat man die 01:41:30.520 --> 01:41:36.680 Seminar-Aufnahmsprüfung , die Stufe in die höheren Weihen geschafft und am Ende hatte man dann die 01:41:36.680 --> 01:41:42.240 Lehramtsprüfung. Das Magisterium kam ja auch erst. Zuerst hatte man nur die Möglichkeit Lehramt oder 01:41:42.240 --> 01:41:53.200 Doktorat. Es gab ja sehr wenige Regeln. So - und da hat es sich so gespießt, dass das Ministerium 01:41:53.200 --> 01:42:00.880 angestanden ist, die Fulbright-Kommission – das war damals Frühwirth, Dein Vorgänger, Frühwirth – und 01:42:00.880 --> 01:42:08.480 dass die alle angestanden sind mit ihrer Logik, mit ihren Überredungskünsten und allem Möglichen. Und irgendwie 01:42:08.480 --> 01:42:14.800 sind sie auf mich gekommen und haben gefragt, ob ich bereit wäre, in einer Arbeitsgruppe hinein zu gehen, 01:42:14.800 --> 01:42:25.080 die über diese transatlantischen Bildungsfragen und Admission Policies und Vergleich von Bildungssystemen 01:42:25.080 --> 01:42:33.320 hineingehen würde. Mir braucht man nicht zweimal sagen. Es hat mich schon wieder interessiert. Also gut, 01:42:33.320 --> 01:42:41.840 wir hatten also eine Gruppe gebildet und das war unter der Dach-Herrschaft der UNESCO, und zwar 01:42:41.840 --> 01:42:47.920 CEPES-UNESCO, die in Bukarest stationiert sind. Es gibt ja das Haupt-Office in Paris und dann gab es 01:42:47.920 --> 01:42:53.000 Bukarest. Es war total interessant, weil das war ja alles hinter dem, also immer noch hinter dem Eisernen 01:42:53.000 --> 01:42:59.000 Vorhang. Über Bukarest hat man überhaupt nicht nachgedacht, dass dort die UNESCO war, war für mich 01:42:59.000 --> 01:43:10.240 völlig neu. Also jedenfalls hatten wir dann Treffen in verschiedensten Punkten Europas, und dann auch in USA 01:43:10.240 --> 01:43:20.120 einmal, und dann wieder in Bukarest bei der UNESCO. So - was hat das für mich gebracht? Ich bin plötzlich in 01:43:20.120 --> 01:43:30.560 eine europäische Szene hineingeraten - und nicht jetzt nur von Fachleuten - weder amerikanistisch noch sonst - 01:43:30.560 --> 01:43:39.120 sondern ich war plötzlich unter lauter Bildungs-Leuten, unter lauter Bürokraten, die zu tun 01:43:39.120 --> 01:43:50.000 hatten mit der Abwicklung von Studien, von Auslandsstudien, Studienplänen, Studiengängen und so 01:43:50.000 --> 01:43:58.920 weiter und so fort. Leute, die das rechtlich geprüft haben usw. Also Educators. Und das war für mich ein 01:43:58.920 --> 01:44:07.560 neues Gebiet. Nun hatte ich - hatten sich ja die Auslandsbeziehungen an den Universitäten –wie soll man 01:44:07.560 --> 01:44:12.840 sagen? - stärker formalisiert. Es wurden Büros eingerichtet. Es wurden später dann Vizerektorate 01:44:12.840 --> 01:44:20.720 eingerichtet, das war aber noch Zukunftsmusik. Jedenfalls: wir hatten schon ein Gremium - so quasi 01:44:20.720 --> 01:44:25.520 einen Thinktank - was machen wir mit unseren Auslandsbeziehungen? Welche haben wir, sind sie aktiv, 01:44:25.520 --> 01:44:30.960 was steht alles drinnen? Haben wir überall Verträge? Es gab ja zum Teil nur mündliche Verträge, es gab ja 01:44:30.960 --> 01:44:36.840 nichts. Es hat halt funktioniert. Es waren ja immer nur Leute, die miteinander konnten und die haben was 01:44:36.840 --> 01:44:45.280 geschafft. Plötzlich wurde alles formalisiert, es wurde ein Büro geschaffen, und bei uns Markus Bayer 01:44:45.280 --> 01:44:53.560 wurde der Leiter, der zum Glück ein Amerikanist war, da hat man eine gute Gesprächsebene gehabt. Und die 01:44:53.560 --> 01:45:02.520 neuen Leute waren also jetzt sehr stark aus der Verwaltung. Die hatten schon viele auch was studiert, 01:45:02.520 --> 01:45:08.840 aber jedenfalls die waren in der Verwaltung gelandet. Und der Begriff „Educator“, der hat sich bei mir 01:45:08.840 --> 01:45:16.240 festgesetzt, weil ich gemerkt habe, dass wir als Professionals in verschiedenen Fächern - und gerade 01:45:16.240 --> 01:45:21.760 wieder in so einem Fach, gerade in der Geisteswissenschaft, wo man ja dann die 01:45:21.760 --> 01:45:26.760 Kulturwissenschaften sehr stark gefördert hat, wo man von einem Sprachhintergrund, also Lingua Franca 01:45:26.760 --> 01:45:36.480 gekommen ist, natürlich immer dieses Hinausgehen hatte, dass für uns eigentlich zu bedenken wäre, dass 01:45:36.480 --> 01:45:43.720 wir erstens einmal nur in Kooperation mit diesen Educators überhaupt was schaffen können. Weil ich kann 01:45:43.720 --> 01:45:49.840 nicht Auslandsbeziehungen machen nur aus dem Hörsaal heraus und aus Gesprächen mit Leuten, die wohin… Es 01:45:49.840 --> 01:45:54.480 muss sofort der nächste Schritt sein, und jemand anderer muss die andere Arbeit machen. Ein 01:45:54.480 --> 01:46:00.360 Bewerbungsprozess ist ja eine große Sache. So - und dann habe ich mir gedacht: Moment - wir sind 01:46:00.360 --> 01:46:07.960 eigentlich alle Educators - und wird das eigentlich im Universitätssystem auch honoriert? Oder heißt es 01:46:07.960 --> 01:46:14.160 nur: wieviel haben Sie wieder publiziert? Oder in welchen Kommissionen sitzen Sie? Oder wollen Sie die 01:46:14.160 --> 01:46:22.240 Leitung des Instituts einmal machen? Das war alles da. Forschung, Lehre natürlich sowieso. Administration. 01:46:22.240 --> 01:46:27.760 Und dann habe ich gesagt: Moment - das Internationale wäre eigentlich eine vierte Säule. Das habe ich auch 01:46:27.760 --> 01:46:33.840 probiert. Ich habe auch probiert, dass mehr Kurse auf Englisch angeboten werden, weil das wurde mehr und 01:46:33.840 --> 01:46:39.400 mehr ein Desideratum. Da gab's viele Kontroversen über diesen Punkt, da habe ich gesagt: Das muss sein! Und 01:46:39.400 --> 01:46:46.200 durch diese transatlantische Arbeit und diese Arbeitsgruppe der UNESCO bin ich dann durch das 01:46:46.200 --> 01:46:54.800 Ministerium, Abteilung Kasperowski, hineingeraten in die Europäische Gesellschaft für International Education 01:46:54.800 --> 01:47:03.200 und die Brüsseler Sachen. Also ein paar Jahre bin ich dann mit jemanden vom Ministerium zu vielen Tagungen 01:47:03.200 --> 01:47:10.400 und vielen Gesprächen gefahren, wo dann gesprochen wurde über Reformen - z.B. allein ein Credit System in 01:47:10.400 --> 01:47:20.000 Europa einzuführen… die europäischen Credit Points. Es gab in Amerika welche, in Südafrika, in Japan, 01:47:20.000 --> 01:47:24.080 überalls gab es welche, aber haben die zusammen- gepasst? Wie hat man das gemacht? Das war ja 01:47:24.080 --> 01:47:32.720 völliges Neuland für uns. Oder was tut man mit Leuten, die im Austausch waren? Kann man die quasi einsetzen, 01:47:32.720 --> 01:47:39.600 sodass es eine Nachwirkung hat? Das hatte ich auch erlebt am eigenen Leib. Bei solchen Sachen konnte ich 01:47:39.600 --> 01:47:48.440 mitreden. Und was geschieht, wenn Education jetzt immer großräumiger gesehen wird? Die Europäische Union 01:47:48.440 --> 01:47:56.760 war in Richtung unterwegs auf eine neue Struktur, was ja dann im Bologna-Prozess als Bachelor, Master, Ph.D. 01:47:56.760 --> 01:48:07.640 ausgeformt wurde. Und die ECTS Punkte, dass man neu bewertet hat, was machen die Leute für nicht nur Note 01:48:07.640 --> 01:48:13.960 1 bis 5, sondern man hat gemerkt, die einen haben 20 Noten und die nächsten 10 und wir haben 5 - um Gottes 01:48:13.960 --> 01:48:20.240 Willen, was tun wir mit all dem in Europa? Und in der Welt schon überhaupt? Aber verstehst Du, es wurde mir 01:48:20.240 --> 01:48:28.120 so eine unglaubliche Komplexität klar, weil ich europäisch plötzlich gedacht und gearbeitet habe - 01:48:28.120 --> 01:48:34.520 wobei ich gesehen habe, wie vielfältig das ist, dass viele Probleme hatten. Auch die Deutschen hatten 01:48:34.520 --> 01:48:44.520 Probleme mit der Anerkennung in den USA. Und ich habe dann gemerkt, dass man runter muss von einem 01:48:44.520 --> 01:48:50.920 Justamentstandpunkt und sagen: Moment! Das ist doch eh klar - in unserem Bildungssystem ist das so. Nein, ich 01:48:50.920 --> 01:48:59.040 muss in der Lage und willens sein, unser Bildungssystem offensichtlich besser zu erklären, 01:48:59.040 --> 01:49:06.280 damit der andere überhaupt anfängt zu denken - und nicht sagt: „Ihr habt 4, und wir haben 4.“ Und das war 01:49:06.280 --> 01:49:13.960 ein toller Prozess, den ich aber auch in vielen Gesprächen mit europäischen Partnern und Partnerinnen, 01:49:13.960 --> 01:49:21.280 die als Educators und als Administrators of Education da unterwegs waren, und das habe ich etliche Jahre 01:49:21.280 --> 01:49:28.280 gemacht. Und jetzt kommt der letzte Schritt in meiner Karriere sozusagen, und das war der Sprung nach 01:49:28.280 --> 01:49:37.040 Südafrika. Denn einer dieser Educators war aus Südafrika, und mit dem hatte ich Gespräche und wir 01:49:37.040 --> 01:49:43.160 hatten in Salzburg diskutiert, im Auslands-Gremium: ja, wie wollen wir uns denn erweitern mit unseren 01:49:43.160 --> 01:49:49.640 Auslandsbeziehungen? Wir haben Europäisches - da kam sowieso die EU mit dem Erasmus jetzt - und dann haben 01:49:49.640 --> 01:49:56.160 wir einige amerikanische Sachen. Wir hatten eine kanadische, und ja, dann hat jemand angefangen mit 01:49:56.160 --> 01:50:03.840 Kairo, weil da war eine persönliche Beziehung - also so „Hit and miss“. Und dann habe ich eine Umfrage 01:50:03.840 --> 01:50:09.840 gemacht in meiner Fakultät und habe gesagt: wer hat denn überhaupt Kontakte mit Südafrika? Ist jemand 01:50:09.840 --> 01:50:15.400 interessiert? Mich würde es interessieren. Ich kenne da jetzt einen und mit dem könnte ich verhandeln und 01:50:15.400 --> 01:50:21.360 so. Und dann habe ich ein paar Rückmeldungen gekriegt. Dann hat sich rausgestellt, es gab individuelle 01:50:21.360 --> 01:50:28.560 Beziehungen. Ja, wäre durchaus fein, wenn wir sowas hätten. So - was war Südafrika? 1998 fuhr ich dann zum 01:50:28.560 --> 01:50:37.240 ersten Mal hin. Das waren vier Jahre neues Südafrika. Vorher war Apartheid. Da ist überhaupt nix gemacht. 01:50:37.240 --> 01:50:47.360 Aber da habe ich mir gedacht: Moment, das ist aber interessant. Da kann ich noch einmal anfangen. Da 01:50:47.360 --> 01:50:55.240 kommt eine neue Demokratie zustande - die alles ändern muss! Ich war also praktisch wieder irgendwie in so 01:50:55.240 --> 01:51:01.040 einem Pioniergeist plötzlich drin. Ich habe gedacht: Moment, jetzt habe ich Anglistik studiert, dann habe 01:51:01.040 --> 01:51:09.440 ich Amerikanistik 25-30 Jahre gemacht und jetzt - jetzt gibt's was Neues. Und das tue ich. Das habe ich 01:51:09.440 --> 01:51:16.600 aber über die Auslandsbeziehungen gemacht. Ich bin hingefahren ‘98. Ich habe sondiert am Kap unten – die 01:51:16.600 --> 01:51:24.080 schönste Gegend - mit welcher Universität könnten wir anknüpfen? Und mit Hilfe dieses Kollegen natürlich, 01:51:24.080 --> 01:51:29.360 der ein Administrator war, da bin ich an 3 Universitäten gefahren. Bei der ersten habe ich gleich 01:51:29.360 --> 01:51:34.640 gemerkt, da haben sie gerade eine Weiße umgebracht. Da habe ich gesagt, na da schicke ich niemand hin. Die 01:51:34.640 --> 01:51:40.640 zweite war Kapstadt. Die sind gerade an diesem Punkt gewesen, wo sie sehr geschäftstüchtig wurden, also mit 01:51:40.640 --> 01:51:47.160 Tuition Waiver war da auch nicht viel zu erreichen. Das sind ja praktische Fragen. Studiengebühren? Wie 01:51:47.160 --> 01:51:55.640 geht das? Wie soll das gehen? Und die haben gerade sich auch neu konstituiert und modernisiert. 01:51:55.640 --> 01:52:04.480 Stellenbosch - da war mein Partner - wunderschön im Weinland, die alte holländische Gründung. Und da habe 01:52:04.480 --> 01:52:09.520 ich dann eine Woche verbracht ungefähr, bin ein bissel gereist, habe mir das Land ein bissel angeschaut, denn 01:52:09.520 --> 01:52:19.080 immerhin: der Studentenaustausch war sehr stark weiblich. Ich muss also überlegen, wo schicke ich eine 01:52:19.080 --> 01:52:26.440 21-, 22-jährige alleine hin. Die kann ich nicht überall hinschicken. Wo es zu gefährlich ist, kann ich sie 01:52:26.440 --> 01:52:32.960 nicht hinschicken, verstehst Du? Das heißt, man musste sich schon den Campus genau anschauen und reden und in 01:52:32.960 --> 01:52:38.480 verschiedene Institute gehen und mit den Leuten reden und: Seid Ihr interessiert? Und was macht Ihr? Und wer 01:52:38.480 --> 01:52:43.240 wäre Ansprechpartner? - und so weiter. Und das gelang mir bei Stellenbosch sehr gut, und wir haben dann also 01:52:43.240 --> 01:52:52.920 2000 mit Stellenbosch begonnen. Und ich hatte das Glück, dass ich gerade vorher Institutsvorstand wurde, 01:52:52.920 --> 01:53:00.080 und da habe ich gesagt: so - das bringe ich jetzt ins Institut zuerst einmal hinein und habe die ersten drei 01:53:00.080 --> 01:53:06.640 Gastprofessoren eingeladen, und hatte dadurch auch wieder ein kleines Netzwerk. Und dann bin ich selber 01:53:06.640 --> 01:53:11.640 eingeladen worden, bin hingefahren und habe dort gelehrt. Das war ein Art Co-Teaching mit meinem 01:53:11.640 --> 01:53:18.520 Kollegen - und habe dort American Studies gemacht, natürlich - und habe denen gesagt: Moment - seid Ihr 01:53:18.520 --> 01:53:25.360 Euch bewusst? Ihr fangt gerade an, einen neuen Staat zu entwerfen und alles neu zu durchdenken. Ich sage 01:53:25.360 --> 01:53:30.320 Euch jetzt was übers 18. Jahrhundert in Amerika und die Founding Texts und so - und habe also praktisch 01:53:30.320 --> 01:53:38.760 American Kulturkunde, Civilization, politische Texte und so Crefcoeur, was weiß ich, alles gemacht - und 01:53:38.760 --> 01:53:45.840 habe aber auch Literatur gemacht, natürlich. Ein Dickinson-Seminar usw. Also ich habe mir gedacht, 01:53:45.840 --> 01:53:52.320 jetzt muss ich schauen, wie tickt so ein Land, das gerade sich modernisiert - und dass sehr viele 01:53:52.320 --> 01:54:02.240 Rassenfragen hat, dass eine Frontier hat oder mehrere Frontiers, wo es einen weiß-weißen Konflikt gab, immer 01:54:02.240 --> 01:54:09.080 wieder gibt vielleicht, zwischen den Britischen und den Afrikaans, nämlich die alten Holländischen, die ja 01:54:09.080 --> 01:54:16.840 dann sich vermischt hatten mit den Malaysischen. Da gab's ja unglaubliche Beziehungen, wo die Ausbeutung 01:54:16.840 --> 01:54:24.160 des Landes - heute redet man natürlich von Ökologie und so weiter - unglaublich stattgefunden hat im Sinne 01:54:24.160 --> 01:54:34.000 von Profitgier und so weiter - und so viele Fragen, die ich in Amerika-Studien gestellt hatte… Da muss man 01:54:34.000 --> 01:54:43.120 nur dann aufpassen, dass man nicht zu amerikanisch infiltriert ist und alles anwendet auf ein anderes Land. 01:54:43.120 --> 01:54:50.480 Das ist gefährlich. Aber ich will sagen, ich habe dann praktisch die letzten zehn, zwölf Jahre 01:54:50.480 --> 01:54:58.360 meiner Lehrtätigkeit habe ich sehr viel komparatistisch USA-Südafrika gemacht - und Afrika 01:54:58.360 --> 01:55:08.000 etwas größer auch noch. Und das war nicht nur für mich unwahrscheinlich neu und bereichernd, sondern es 01:55:08.000 --> 01:55:16.240 entsprach auch wirklich meiner tiefen Überzeugung, dass es wichtig ist, dass man die jungen Leute in mehr 01:55:16.240 --> 01:55:25.480 einführt und dazu bringt, über mehr nachzudenken in der Welt als nur Europa und Amerika. Denn das war 01:55:25.480 --> 01:55:33.720 schon eine sehr starke Schiene und für meine Generation völlig klar. Aber mittlerweile hat sich ja 01:55:33.720 --> 01:55:41.640 so viel getan und ich habe es dann „Intercultural English and American Studies“ genannt, was meine 01:55:41.640 --> 01:55:49.560 Überzeugung weiterhin ist. Es sollten an solchen Instituten eigentlich Leute sein, wo jemand 01:55:49.560 --> 01:55:57.440 spezialisiert ist auf Australien, Neuseeland. Jemand anderer sich das Indien… die postkolonialen Kulturen 01:55:57.440 --> 01:56:02.960 hernimmt. Denn ich kann nicht - auch wenn ich mich jetzt in Südafrika relativ gut auskenne, und ich habe 01:56:02.960 --> 01:56:11.120 halt auch geforscht und publiziert und so - kann ich das gleiche nicht über Australien sagen. Und es gibt 01:56:11.120 --> 01:56:19.720 natürlich über Postkolonialismus und Kolonialismus unendlich viele Studien allgemeiner Natur, wo 01:56:19.720 --> 01:56:26.040 theoretische Ansätze sind. Aber trotzdem ist jedes Land oder jeder Kontinent… Afrika ist ganz sicher 01:56:26.040 --> 01:56:33.360 anders als Australien, ganz sicher. Und Afrika ist als solches - wir wissen schon um die Komplexität Europas 01:56:33.360 --> 01:56:41.320 - aber Afrika ist noch einmal eins draufgesetzt. Und Südafrika war ein ziemlich interessantes Land, 01:56:41.320 --> 01:56:49.640 insofern als dort ja eigentlich zunächst die Weißen und die Weißen und die Eingeborenen waren, denn die 01:56:49.640 --> 01:56:55.600 Schwarzafrikaner sind ja dort erst hingewandert. Also, man kann nicht vom Gleichen ausgehen. Es sind andere 01:56:55.600 --> 01:57:04.680 Bedingungen auch gewesen für die Schwarzen oder eine andere Genese als in den USA. Und viele solcher 01:57:04.680 --> 01:57:13.280 Fragestellungen haben sich dann erst ergeben. Dann gab es aber auch Parallelentwicklungen wie z.B. Popular 01:57:13.280 --> 01:57:16.800 Culture. Das haben wir in den 20er Jahren, da war eine unglaublich lebendige Szene auch dort gewesen, bevor 01:57:16.800 --> 01:57:23.400 die Apartheid angefangen hat. Die hat ja erst in den 40er Jahren angefangen. Da habt ihr in Wien einen 01:57:23.400 --> 01:57:33.160 großen Spezialisten, den Walter Sauer in Geschichte, und der hat auch die Afrika-Instituts-Bibliothek… Der 01:57:33.160 --> 01:57:40.120 war sehr stark in der Anti-Apartheid-Bewegung und hat ein Buch geschrieben über das afrikanische Wien. Hat 01:57:40.120 --> 01:57:49.080 er dort in der Bibliothek, ist vergriffen. Aber über sowas habe ich wieder andere Leute kennengelernt, und 01:57:49.080 --> 01:57:54.640 da konnte man dann wieder - gerade über Fulbright. Als ich in Südafrika war, war auch eine Fulbrighterin aus 01:57:54.640 --> 01:58:02.280 den USA dort. Jetzt konnte man da wieder reden. Und es war immer wieder ein Zusammenbringen eigentlich von 01:58:02.280 --> 01:58:09.720 Menschen, von Kollegen auf der gleichen Ebene und dann auch immer - und das geht in meine eigene Erfahrung 01:58:09.720 --> 01:58:15.720 zurück - Professoren und die Studierenden. Und ich habe eigentlich dann keine Tagung mehr gemacht, wo 01:58:15.720 --> 01:58:20.600 nicht die Studierenden auch mitgearbeitet haben und mitgemacht haben. Das habe ich auch in Minnesota 01:58:20.600 --> 01:58:25.240 schon gemacht, da durfte ich auch eine Tagung veranstalten. Und da habe ich gesagt - 01:58:25.240 --> 01:58:31.480 ist doch ganz klar, dass wir da alle mitmachen. Und das war schön, das war motivierend 01:58:31.480 --> 01:58:38.240 für die und für mich, auch eigentlich immer so lebendig. Ich habe oft gesagt, ich bin vielen Studierenden, 01:58:38.240 --> 01:58:46.880 die auch Auslandserfahrung hatten, näher als manchen Kollegen, die nie eine hatten. Man kann ganz anders reden. 01:58:46.880 --> 01:58:54.960 Man versteht Dinge, wenn man raustritt aus dem Schmalen.