WEBVTT
00:00:13.330 --> 00:00:22.350
Ich bin eine Wiener Familie, die durch die Kriegsereignisse nach Graz verlagert wurde.
00:00:22.350 --> 00:00:24.930
Ich wuchs daher in Graz auf.
00:00:25.730 --> 00:00:30.970
Da mein Vater nach Shanghai emigrierte schließlich und endlich.
00:00:31.240 --> 00:00:39.020
war ich- und weil meine Mutter nicht allein für mich sorgen konnte, war ich bei meinen mütterlichen Großeltern,
00:00:39.020 --> 00:00:41.860
bei denen ich also aufgewachsen bin.
00:00:42.260 --> 00:00:45.640
Meine Heimatgefühle sind daher steirischer Natur.
00:00:46.080 --> 00:00:54.400
Und hängt wahrscheinlich auch damit zusammen dass ich dann Bergsteiger wurde als mein Sport.
00:00:55.770 --> 00:00:59.730
Skifahren und Bergsteigen war von der Steiermark viel einfacher als von Wien.
00:01:00.530 --> 00:01:03.770
Nach Wien bin ich erst zurückgekehrt wieder beruflich.
00:01:04.130 --> 00:01:10.040
Ich bin also in einer sehr- wie soll ich sagen,
00:01:10.530 --> 00:01:18.800
natürlichen Gegend aufgewachsen. Ich war alle Sommer bei einem Bauernhof in der Südsteiermark.
00:01:19.370 --> 00:01:23.640
Hab daher alle Bauernarbeiten kennengelernt.
00:01:23.640 --> 00:01:32.840
Ich war der Hüter der Kühe, und ich wunder mich heute noch, dass diese großen Tiere mir gefolgt haben.
00:01:33.420 --> 00:01:40.880
Und ich bin dann in Graz in die Schule gegangen. In die Volksschule bin ich noch gegangen bloßfüßig.
00:01:41.460 --> 00:01:49.950
Im- ich war dann im Gymnasium. Ich hatte ja damals eine Aufnahmeprüfung ins Gymnasium zu machen.
00:01:50.400 --> 00:01:54.840
Und ab dann das akademische Gymnasium in Graz fertig gemacht.
00:01:55.280 --> 00:02:00.080
Es war eine sehr befriedigende Schulzeit.
00:02:00.930 --> 00:02:05.370
Die Professoren waren hervorragend und es war eine gute Zeit.
00:02:05.600 --> 00:02:11.600
Also das war meine Jugend in Graz, meine Freunde, das Skifahren.
00:02:11.600 --> 00:02:20.800
Ich hab mich- ich bin zum Skilehrer ausgebildet worden und zum Bergführer, vor allem mit jugendlichen Gruppen.
00:02:21.110 --> 00:02:26.480
Und ich kenne daher die Berge auch von innen und oben und nicht nur vom anschauen.
00:02:31.420 --> 00:02:38.000
Es war nicht einfach. Also ich sag Ihnen folgendes, meine Großmutter, bei der ich ja aufgewachsen bin,
00:02:38.000 --> 00:02:40.480
war eine gelernte Köchin.
00:02:41.460 --> 00:02:45.550
Und ich weiß bis heute nicht, wie sie das geschafft hat.
00:02:46.170 --> 00:02:51.510
Ich kann mich nicht erinnern, jemals hungrig gewesen zu sein.
00:02:51.510 --> 00:03:00.170
Obwohl ich heute realisiere, dass wir die Woche nur Erdäpfel gegessen haben.
00:03:00.170 --> 00:03:04.660
Und vielleicht am Wochenende etwas Anderes und Fleisch.
00:03:05.110 --> 00:03:12.570
Mitgeholfen hat in dieser Nachkriegszeit, in dieser wirklich schweren Zeit, dass mein Großvater,
00:03:12.750 --> 00:03:22.170
der als Sozialist 1934 zwangspensioniert wurde,
00:03:22.440 --> 00:03:29.680
bei seinen bäuerlichen Verwandten in der Südsteiermark oft mitgeholfen hat,
00:03:29.680 --> 00:03:37.730
Knechtsarbeit gemacht hat oder andere Dinge. Und das hat natürlich dazu geführt, dass gewissen Naturalien möglich waren.
00:03:38.400 --> 00:03:44.620
Schmalz, Fleisch und so weiter, das hat geholfen.
00:03:45.640 --> 00:03:53.370
Und es war schwer obwohl ich's wie gesagt im Rückblick nicht in Erinnerung habe.
00:03:53.370 --> 00:03:58.930
Und dazu zählt auch, dass damals jeder mithelfen musste.
00:03:59.240 --> 00:04:05.200
So wie ich am Bauernhof selbstverständlich mitgeholfen habe, was ein Kind machen kann,
00:04:05.200 --> 00:04:12.620
war das auch zu Hause. Ich hatte meine Aufgaben. Ich hatte die Schuhe zu putzen und ich hatte die Milch einzukaufen.
00:04:13.110 --> 00:04:16.350
Mit dem richtigen Geld und dem richtigen Wechselgeld.
00:04:18.170 --> 00:04:28.970
Und das heißt einfach auch so eingesetzt worden zu sein war typisch für die damalige Zeit, und pädagogisch sehr interessant und bildend.
00:04:33.950 --> 00:04:40.970
Sehr früh hab ich dann begonnen, Geige zu spielen, am Konservatorium und an der Musik- an der Akademie.
00:04:41.460 --> 00:04:47.110
Und bin also dadurch in Kammermusik- und so weiter Gruppen gekommen.
00:04:47.110 --> 00:04:52.000
Das erzähl ich auch deshalb, weil es mit Amerika zusammenhängt.
00:04:52.000 --> 00:04:55.550
Ich bin nach Amerika gefahren mit der Geige.
00:04:56.040 --> 00:05:02.480
Und ich musste also an der Brandeis University, wo ich angenommen wurde - wir werden gleich darüber sprechen -
00:05:02.480 --> 00:05:12.000
natürlich wie alle wieder die Aufnahmeprüfung machen, ob sie mich mit der Geige im Music Department annehmen.
00:05:12.880 --> 00:05:17.770
Also hab ich vorspielen müssen, und mein berühmter Lehrer
00:05:17.770 --> 00:05:24.880
war ein Teil des damals also- ganz berühmten Juilliard String Quartets.
00:05:24.880 --> 00:05:31.510
Also wie gesagt, naja 'mit dieser Bogentechnik kann man schon noch besser spielen,'
00:05:32.260 --> 00:05:38.620
und er hat mich dann angenommen und gesagt, 'wir werden ein Jahr lang an Deiner Bogentechnik arbeiten.'
00:05:40.170 --> 00:05:43.910
Aber das war großartig denn ich war im Schulorchester.
00:05:43.910 --> 00:05:49.550
ich war am Campus ausgeborgt für alle Kammermusik Ereignisse,
00:05:49.550 --> 00:05:56.350
Es war einfach toll, daher spielt die Musik auch in der Amerikanischen Zeit eine ganz große Rolle.
00:05:57.550 --> 00:06:03.910
Und bin zurückgekehrt mit einem großen Fortschritt auf der Geige.
00:06:03.910 --> 00:06:12.620
Mein Lehrer in Graz, der in der Zwischenzeit Professor an der Musikhochschule - Musikuniversität heißt das ja jetzt -
00:06:12.620 --> 00:06:16.350
war, hat zu mir gesagt: 'Ja, Du hast Dir viel gemerkt.'
00:06:17.640 --> 00:06:23.860
Es war wirklich wunderbar. Ich hab mit ihm auch ziemlich viel musiziert nachher.
00:06:28.440 --> 00:06:33.020
Ja also ich kann sagen ich war in keinem dieser Dinge
00:06:33.820 --> 00:06:37.860
immer der Beste, aber ich hab überall mithalten können.
00:06:38.260 --> 00:06:46.260
Und ich war eigentlich begeistert davon dass man vieles machen konnte, ja.
00:06:46.660 --> 00:06:53.150
Also mein Kletterkamerad, der war ein Akrobat, der konnte alles machen.
00:06:53.150 --> 00:07:02.040
Also das konnte ich nicht, aber es war möglich mit ihm alles zu machen oder Ski zu fahren und so ähnliches.
00:07:02.400 --> 00:07:07.370
Und auf der Geige gab's auch bessere in meiner Gruppe.
00:07:07.370 --> 00:07:16.260
Also es ist sehr lustig, denn in meinem beruflichen Leben dann als Generalsekretär des Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung,
00:07:16.570 --> 00:07:20.930
traf ich wieder einen meiner älteren Schulkollegen.
00:07:21.110 --> 00:07:29.240
den Gottfried Schatz, berühmter Biochemiker, Leiter der schweizerischen Forschung- des Forschungsrates.
00:07:30.080 --> 00:07:43.420
Der war der erste Geiger, und ich war der zweite Geiger. Also er war schon besser, aber es war ganz toll mit ihm zu spielen und so weiter.
00:07:43.420 --> 00:07:53.330
Es gehört zu meinem Leben dazu, vieles gemacht zu haben. Hat auch Nachteile, weil man konzentriert sich dann nicht immer auf eine Sache,
00:07:53.510 --> 00:07:56.880
und macht vieles nicht fertig, was fertig werden soll.
00:08:02.480 --> 00:08:07.600
Also sicherlich Förderung, sowohl von meiner Mutter und meinen Großeltern-
00:08:07.860 --> 00:08:13.330
Ich hab ja dann meinen Vater nach der Kriegszeit getroffen und er-
00:08:13.330 --> 00:08:19.770
So wenig von zeitlichem Ausmaß ich von meinem Vater hatte,
00:08:20.040 --> 00:08:27.770
so stark hat er mich beeinflusst mit ganz bestimmten Diskussionen oder Gesprächen.
00:08:28.130 --> 00:08:33.860
Zum Beispiel in diesem Zusammenhang hat er gesagt: 'Du kannst alles, wenn Du nur willst.'
00:08:35.950 --> 00:08:40.480
'Und es ist selbstverständlich, dass Du das beste machst aus Dir.'
00:08:42.000 --> 00:08:45.910
Es geht heute in der Pädagogik schwer hinunter.
00:08:47.420 --> 00:08:52.930
Und er hat auch- er hat noch etwas gesagt, was mich sehr geprägt hat:
00:08:53.550 --> 00:08:57.510
'Es gibt immer Gescheitere, und immer Dümmere.'
00:08:57.510 --> 00:09:02.880
'Es gibt immer Bessere und immer Schlechtere. Geh Deinen Weg.'
00:09:10.660 --> 00:09:14.710
Ich- ja, das ist ein großes Problem.
00:09:15.950 --> 00:09:22.350
Ahm, ich kann die Frage nicht- ich bin nicht sicher ob ich sie wirklich beantworten kann.
00:09:22.750 --> 00:09:26.800
Man braucht auch Glück und- man braucht auch Glück dazu.
00:09:27.730 --> 00:09:36.660
Also zunächst einmal waren meine Großeltern sehr daran interessiert,
00:09:37.680 --> 00:09:42.350
mich wirklich zu fördern. Man muss sich das vorstellen.
00:09:42.750 --> 00:09:47.280
mein Großvater war ein Eisenbahner,
00:09:47.280 --> 00:09:56.040
ein Gewerkschafter, der wirklich überzeugt davon war, 'meine Kinder müssen studieren.'
00:09:56.660 --> 00:10:03.910
Und dann kriegt er mich, die Kinder waren ja alle weg, und es war für ihn klar,
00:10:04.080 --> 00:10:10.080
'ich werde alles tun, dass dieses Kind die beste möglichen Chancen hat.'
00:10:11.460 --> 00:10:16.350
Ich sag ein für mich damals nicht sehr angenehmes Beispiel.
00:10:16.840 --> 00:10:23.240
Durch die Ereignisse letztes Kriegsjahr und erstes Nachkriegsjahr
00:10:23.680 --> 00:10:31.860
stand im Zeugnis: Ich muss auch in den Ferien fleißig rechnen und schreiben üben.
00:10:34.310 --> 00:10:38.350
Mein Großvater hat das ganz wörtlich genommen.
00:10:38.970 --> 00:10:48.400
Jeden Morgen hat er mich zum damals zum Bett geholt, schlägt die Zeitung auf,
00:10:48.400 --> 00:10:58.170
diktiert eine Kolumne und verbessert sie. Ich hab im Gymnasium nie mehr Orthographie-Probleme gehabt.
00:10:59.020 --> 00:11:05.060
Dann: kleines 1x1, großes 1x1 und sonstiges Kopfrechnen.
00:11:07.730 --> 00:11:14.000
Ja, das- man darf ja nicht vergessen, wir hatten ja damals einen Aufnahmeprüfung ins Gymnasium,
00:11:14.400 --> 00:11:21.280
mit nicht nur den Grundrechenarten, sondern Schlussrechnen, Prozentrechnen und Bruchrechnen.
00:11:22.170 --> 00:11:29.640
Und eines Tages komm ich in den Fond, in den Wissenschaftsfond, der berühmte Professor Tuppy war damals mein Chef,
00:11:30.170 --> 00:11:37.510
Und ich sag zu ihm: 'Weißt Du Hans, ich hab das Gefühl meine Mathematik ist ganz ganz unten,
00:11:37.510 --> 00:11:42.710
ich bin wieder dort wo ich bei der Aufnahmeprüfung im Gymnasium war.
00:11:43.820 --> 00:11:46.710
Sagt der 'was hast denn Du machen müssen?'
00:11:46.710 --> 00:11:51.910
Hab ich ihm erzählt. Hat er gesagt 'wenn Du das wirklich kannst, dann kannst Du mehr als meine Studenten.'
00:11:54.080 --> 00:12:06.570
Das war der Großvater, der wirklich sozusagen mich aufgenommen hat mit dem inneren Plan,
00:12:08.170 --> 00:12:14.220
Er ist- er gehört eigentlich wo anders hin, und ich werde alles dazu tun um es zu machen.
00:12:16.220 --> 00:12:24.750
Auch meine Mutter als sie dann zurückgekehrt ist aus dem Krieg war von ähnlicher Qualität, hat das wunderbar gemacht.
00:12:26.530 --> 00:12:35.280
Und dann kommt aber eben der sehr gute Erfolg- also jetzt mein ich- nein, das sollte ich nicht so sagen-
00:12:35.280 --> 00:12:39.730
die sehr gute Schulatmosphäre im akademischen Gymnasium in Graz.
00:12:41.240 --> 00:12:43.280
Das spielt sicherlich auch eine Rolle.
00:12:43.280 --> 00:12:51.280
Und dann diese Möglichkeit früh an gefördert zu werden, Du wirst nach Amerika gehen.
00:12:53.550 --> 00:13:01.370
Und diese Dinge sind entscheidend. Heute würde man sagen, muss nicht Amerika sein, kann was anderes sein.
00:13:01.370 --> 00:13:07.910
Ja, aber das war das Entscheidende.
00:13:08.660 --> 00:13:21.460
Und natürlich war meine Grazer Familie eine Arbeiterfamilie, ja.
00:13:21.460 --> 00:13:29.600
Mit kulturellem Anspruch aber ohne kulturelle Möglichkeiten. Also im Vergleich zu dem was gewesen wäre,
00:13:29.600 --> 00:13:36.970
wenn ich in Wien geblieben wäre bei meiner väterlichen Familie. Die Familie hat drei Häuser gehabt und
00:13:36.970 --> 00:13:44.400
und man hat Klavier gespielt und einen Salon gehabt, das hab ich ja alles nicht miterlebt.
00:13:45.240 --> 00:13:53.730
Erst sehr viel später, ja, bin ich sozusagen eingemeindet worden in verschiedene Bereiche.
00:13:54.570 --> 00:14:06.220
Und zum Beispiel Benehmen. Zu meiner Zeit hat ja Benehmen eine große Rolle gespielt.
00:14:07.020 --> 00:14:12.880
Heute spielt Benehmen eine untergeordnete Rolle. Wie man sich benimmt, wie man isst.
00:14:13.330 --> 00:14:20.440
Also ich sag noch ein Beispiel: Ich habe lernen müssen mit Messer und Gabel wirklich zu essen.
00:14:21.060 --> 00:14:27.820
Ist ja nicht nur die Geschicklichkeit, was macht man wie, was schneidet man, was schneidet man nicht.
00:14:27.820 --> 00:14:31.370
Der berühmte Semmelknödel und so weiter.
00:14:33.060 --> 00:14:40.970
In Amerika hab ich das Gefühl gehabt, die wissen nicht, wie man sich benimmt, bis ich darauf gekommen bin, dass die nur eine andere Art haben.
00:14:42.440 --> 00:14:52.220
Verstehst Du? Und diese kulturellen Unterschiede zu sehen und zu lernen das musste einmal geschehen und das musste man sozusagen erleben.
00:14:53.860 --> 00:15:00.620
Ich bin nach Wien übersiedelt von Graz.
00:15:01.510 --> 00:15:08.800
Der Professor Ferdros, damals einer der großen Professoren an der Fakultät, Rechtsphilosophie und Völkerrecht,
00:15:09.330 --> 00:15:11.460
der hat mich gehört in Graz,
00:15:11.950 --> 00:15:17.770
und hat gesagt wenn Sie nach Wien kommen melden Sie sich, ich möchte für Sie was tun.
00:15:18.400 --> 00:15:22.970
Hat er seinem Sohn gesagt: 'Kümmer Dich um den Kneucker.'
00:15:22.970 --> 00:15:22.980
So bin ich in eine Gruppe von Menschen gekommen zu denen hätte ich nie Zugang gehabt, nicht wegen dem Professor Ferdros
00:15:24.620 --> 00:15:31.730
So bin ich in eine Gruppe von Menschen gekommen zu denen hätte ich nie Zugang gehabt, nicht wegen dem Professor Ferdros,
00:15:31.730 --> 00:15:40.620
aber das war- Bankiers und Adelige, spielt in Wien auch heute noch eine Rolle. Ich hab niemanden davon gekannt.
00:15:41.240 --> 00:15:47.680
Und ich war also sehr bald sehr beliebt, weil ich die Rätselralleys alle lösen hab können.
00:15:51.280 --> 00:16:00.000
Aber ich musste ja so Knigge lernen. Das heißt ich hab mich wirklich damals bemüht, zu wissen wie man sich in Gesellschaft benimmt.
00:16:00.750 --> 00:16:09.330
Und der wichtigste Satz bei Knigge lautet: Nicht vorlaut sein und schauen, wie das die Anderen machen.
00:16:10.800 --> 00:16:13.820
Das geht eine gewisse Zeit, dann beherrscht man's.
00:16:16.930 --> 00:16:21.730
Und daher hab ich ja auch die Geschichte mit dem Hotel Sacher erwähnt.
00:16:24.080 --> 00:16:29.640
Ich mein dass jemand selbstverständlich ins Hotel Sacher geht und dort isst,
00:16:30.260 --> 00:16:37.550
war für mich unfassbar, in diese Gesellschaft hab ich nicht gehört, das war sehr viel später.
00:16:38.570 --> 00:16:42.040
Und mein- mein Hochzeitsempfang war im Sacher.
00:16:44.710 --> 00:17:01.330
Also Deine Frage bringt zum klingen, was eine Psychoanalytikerin erforscht hat.
00:17:02.480 --> 00:17:08.530
Die Frage war welche Rolle spielt Kindheit in der späteren Karriere?
00:17:10.970 --> 00:17:20.040
Und das ist deshalb so interessant, das hängt mit dem Konzept der Resilience zusammen, also
00:17:20.040 --> 00:17:31.280
der Kraft trotz Widerstände, trotz untergeordneter gesellschaftlicher Zugehörigkeit etc. eine Karriere zu machen.
00:17:33.510 --> 00:17:39.330
Und in diesem Punkt, wenn ich ausnahmsweise über mich was lobendes sagen kann,
00:17:40.710 --> 00:17:52.530
Resilience hab ich beweisen können. Allerdings ich wurde auch angehalten dazu und gefördert.
00:17:53.640 --> 00:18:00.400
Und das ist ganz erstaunlich, weil es natürlich in vielen Fällen nicht gelingt.
00:18:01.420 --> 00:18:05.280
Und die Auslandserfahrung ist zentral.
00:18:06.400 --> 00:18:13.550
Und die Auslandserfahrung ist Fulbright und die amerikanische Universität.
00:18:18.480 --> 00:18:27.370
Das war auch- mein Vater hat gesagt, 'Du kannst alles studieren, von Medizin rate ich Dir ab.' Ich komme aus einer medizinischen Familie.
00:18:28.000 --> 00:18:37.510
Es lag irgendwie nahe JUS zu studieren, und Recht zu studieren hab ich mit Begeisterung entschieden.
00:18:37.510 --> 00:18:46.880
Nicht unter dem Motto es ist praktische und ich weiß nichts besseres. Es war etwas das ich wollte.
00:18:47.910 --> 00:18:55.240
Und beruflich war sozusagen in der Familie klar, er wird Diplomat.
00:18:56.260 --> 00:19:05.950
Das bin ich nicht geworden und zwar mit auch- mit einer Ablehnung die aus mir gekommen ist.
00:19:06.310 --> 00:19:10.570
Ich hab diesen Beruf nicht besonders attraktiv empfunden.
00:19:10.570 --> 00:19:17.460
Interessant ist, dass in meinem Leben beruflich ich dann doch sowas wurde wie ein Diplomat.
00:19:17.640 --> 00:19:30.040
Denn ich war zum Schluss ja ein hoher Beamter im Wissenschaftsministerium und zuständig für die internationalen Angelegenheiten der Wissenschaft in Österreich.
00:19:30.750 --> 00:19:38.840
Und zwar für alle, vom Weltraum bis zu den NGOs und so.
00:19:39.680 --> 00:19:47.280
Und da waren die Aufgaben eben doch stark diplomatisch gestaltet und strukturiert.
00:19:47.280 --> 00:19:54.350
Und es hat mir große Freude gemacht. Aber wie gesagt, gesucht hab ich das nicht.
00:19:54.750 --> 00:20:01.770
Ich war ein begeisterter Jurist, auch im klassischen Sinne, Ich wollte nie Rechtsanwalt werden,
00:20:01.770 --> 00:20:06.840
aber ich habe sehr viel juristisches gearbeitet.
00:20:07.370 --> 00:20:18.800
Und auch in der Verwaltung, bis ich dann in die Verwaltungspolitik gekommen bin, also sehr stark durch die Rektorenkonferenz.
00:20:18.800 --> 00:20:25.150
Wo ich Generalsekretär war, die Rektorenkonferenz gibt es so heute in de Form nicht mehr, heißt Universitätenkonferenz.
00:20:25.680 --> 00:20:30.400
Das war die große Auseinandersetzung unter der Ministerin Firnberg
00:20:30.400 --> 00:20:36.800
über die Reform- die Organisationsreform der Universitäten 1975.
00:20:36.800 --> 00:20:44.480
Und dann wurde ich ja Generalsekretär des Fonds für Förderung der wissenschaftlichen Forschung, da ging's um Forschungspolitik.
00:20:45.420 --> 00:20:52.170
Und im- man hat mich dann ins Ministerium geholt, und da ging's wieder um Forschungspolitik.
00:20:52.170 --> 00:20:57.730
Allerdings hier jetzt schon in Bezug auf die internationalen Beziehungen, und vor allem
00:20:57.730 --> 00:21:02.880
das was mein Leben geprägt hat, der Beitritt zur Europäischen Union.
00:21:07.680 --> 00:21:13.680
Das Studium war ganz anders als heute, und zwar in jeder Hinsicht.
00:21:14.130 --> 00:21:18.880
Also von den Erlebnissen genauso wie von der Studienordnung.
00:21:18.880 --> 00:21:23.110
Ich muss das auch deshalb sagen weil das wieder mit Amerika zusammen hängt.
00:21:23.420 --> 00:21:26.750
Die damalige juridische Studienordnung
00:21:26.970 --> 00:21:32.480
hatte drei Teile, einen rechtshistorischen und einen führenden Teil,
00:21:32.660 --> 00:21:37.110
einen zivilrechtlichen und strafrechtlichen Teil,
00:21:37.110 --> 00:21:41.240
und einen verfassungs-, verwaltungs- und völkerrechtlichen Teil.
00:21:41.820 --> 00:21:46.040
Und man- das hatte einen großen Vorteil.
00:21:46.040 --> 00:21:54.080
Ich mein von der Studienordnung ist das heute anders, zu Recht anders. Aber damals hatte das einen großen Vorteil,
00:21:54.080 --> 00:21:58.040
denn man konnte zwischen diesen Teilen unterbrechen.
00:21:59.060 --> 00:22:02.970
Ich hätte zum Beispiel das Fulbright Stipendium nicht annehmen können,
00:22:02.970 --> 00:22:07.240
in der gegenwärtigen Studienordnung, das hätte nur Nachteile gehabt.
00:22:07.240 --> 00:22:11.950
Damals war das völlig klar, ich konnte nach dem ersten Teil
00:22:11.950 --> 00:22:21.110
das war also mit 20 Jahren, ein Jahr unterbrechen und zurückkommen,
00:22:21.730 --> 00:22:27.060
ohne großen Verlust. Es gab damals wenig Anrechnungsmöglichkeiten.
00:22:27.240 --> 00:22:32.750
Mein Dekan, dem ich mich dann wieder präsentiert habe,
00:22:32.750 --> 00:22:38.080
der hat gesagt ach das gefällt mir sehr gut, ich rechne alles was Sie gemacht haben an.
00:22:38.080 --> 00:22:42.880
Was dazu geführt hat dass ich trotzdem alles noch einmal machen musste,
00:22:42.880 --> 00:22:50.840
ich hab das ja in Amerika nicht gemacht und musste also dann hier die Übungen alle nachmachen und natürlich die Prüfungen.
00:22:50.840 --> 00:22:55.730
Das ist klar. Aber ich habe nichts verloren an Zeit, ich konnte es mir einteilen.
00:22:55.730 --> 00:23:04.080
Also das war ein Teil, und von dem persönlichen Erlebnis her war das Studium
00:23:04.080 --> 00:23:12.220
stark geprägt von der Freiheit im Umgang.
00:23:12.220 --> 00:23:16.660
Hat dazu geführt, dass viele Leute nie fertig geworden sind und so weiter,
00:23:16.660 --> 00:23:25.770
aber im Grunde genommen war es das- die Eigeninitiative, die dazu geführt hat.
00:23:26.710 --> 00:23:37.680
Und im JUS Studium war es eben doch so, dass man stark gefordert war mit den Prüfungen, die musste man vorbereiten.
00:23:38.310 --> 00:23:48.880
Zum Unterschied von Wien gab es in Graz keine Prüfungsvorbereitung. Man hat das selbst gemacht oder man hat Teams gebildet.
00:23:49.020 --> 00:23:53.280
Spielt auch wieder Amerika eine Rolle, das hab ich in Amerika gelernt.
00:23:53.820 --> 00:23:55.640
Man arbeitet zusammen.
00:23:56.660 --> 00:24:02.440
Und daher ging das eigentlich Schlag auf Schlag.
00:24:02.440 --> 00:24:10.040
Das Wesentliche am damaligen Studium war die Übung oder das Proseminar.
00:24:10.650 --> 00:24:20.650
Wer das gemacht hat, der hat Erfolg gehabt. Das war die große Herausforderung. Da hat der Professor mit den Studenten gearbeitet.
00:24:21.350 --> 00:24:27.200
Das übliche waren ja Vorlesungen und Frontalunterricht. Das war ganz entscheidend.
00:24:27.200 --> 00:24:33.350
Heute ist das ja anders. Also heut ist die Studienordnung anders. Heute kann man ja auch unterbrechen.
00:24:33.350 --> 00:24:45.800
Muss sich abmelden, hat dann gewissen Nachteile weil man dann nachmachen muss um dieses Geflecht von Vorlesungen und Seminaren zu beherrschen.
00:24:46.300 --> 00:24:59.100
Aber natürlich kann man das machen. Und heute ist sehr viel mehr an Verschulung und Mitarbeit im System.
00:25:00.300 --> 00:25:13.500
Die Prüfungen, die damals stark theatralisch waren. Sie müssen sich vorstellen, öffentliche Prüfungen, es haben mindestens 15 Leute zugehört.
00:25:14.400 --> 00:25:27.900
Alle Prüfer, also vier oder fünf Gegenstände waren anwesend, haben also die gesamte Prüfung gehört, und man hat wirklich einen Auftritt gehabt.
00:25:27.900 --> 00:25:35.300
Es war auch ein Teil der Pädagogik. Vom Juristen erwartet man einen Auftritt zu beherrschen.
00:25:35.700 --> 00:25:44.550
Heute ist das ganz anders. Heute sind das Einzelprüfungen, meistens im Büro des Professors, kein Auftritt.
00:25:45.000 --> 00:25:58.800
Ja, Wissens- oder Kenntnisabfragen. Während es damals sehr stark eben wie gesagt mit dem Auftritt in der Sache verbunden war.
00:25:58.800 --> 00:26:08.050
Und der eine Professor konnte sich einmischen und sagen 'Sie haben das übersehen', oder 'was sagen Sie zu dieser Frage?' Das ist für einen Studenten sehr schwierig.
00:26:09.000 --> 00:26:14.150
Die Einzelprüfung ist sehr viel leichter, sehr viel ruhiger zu machen.
00:26:18.850 --> 00:26:28.350
Ja das ist ein Anliegen diese Frage zu beantworten weil man sich heute eigentlich nicht vorstellen kann wie das damals war.
00:26:29.450 --> 00:26:38.300
In der Nachkriegszeit gab es für junge Leute die, gut waren eine Sehnsucht.
00:26:38.700 --> 00:26:45.400
Die Sehnsucht hieß nicht notwendigerweise ins Ausland zu gehen sondern nach Amerika zu gehen.
00:26:47.400 --> 00:26:50.300
Da hängt auch mit den Fächern zusammen.
00:26:50.700 --> 00:26:56.750
Ich mein wenn man Medizin studiert hat soweit man überhaupt ins Ausland ging bei Medizin,
00:26:56.750 --> 00:27:03.300
konnte man nach Schweden gehen, führend, oder nach England oder zum Teil Frankreich.
00:27:03.850 --> 00:27:13.650
Aber in den Sozialwissenschaften, für das Recht galt das weniger, aber für Soziologie, Politologie und so weiter,
00:27:14.200 --> 00:27:17.300
war Amerika der Ort der Sehnsucht.
00:27:19.000 --> 00:27:28.150
Und die Idee nach Amerika zu gehen war irgendwie eine logische Idee, noch unterstützt durch den Umstand,
00:27:28.150 --> 00:27:34.400
dass ja mein Vater damals in Amerika Professor war, in Chicago.
00:27:34.800 --> 00:27:42.550
Und daher lag es auch nahe, auf diese Weise wieder Kontakt zu haben.
00:27:43.800 --> 00:27:49.150
Es war auch möglich, beide Sommer habe ich mit meinem Vater dann verbracht.
00:27:50.100 --> 00:28:00.300
Ausschlaggebend war, dass man gewisse Fächer in Österreich damals nicht studieren konnte, daher nach Amerika gehen musste.
00:28:00.800 --> 00:28:09.800
Das war das Motiv, und das war die Idee, die dahinter steckt. Und es gab nur eine wirkliche Möglichkeit.
00:28:10.800 --> 00:28:19.400
das war das Fulbright Programm. Heute ist es ja ganz anders, weil es erstens verschiedenste Möglichkeiten gibt,
00:28:19.400 --> 00:28:26.200
viele Universitäten in Amerika oder auch hier haben Austauschprogramme, die das ermöglichen.
00:28:26.500 --> 00:28:33.800
Man kann heute immer mit großem Erfolg woanders hin gehen aber man kann alles auch hier machen.
00:28:33.800 --> 00:28:45.600
Das ist kein Nachteil. Man kann auch Sozialwissenschaften ganz vernünftig in Österreich studieren, also das hat sich zum besseren geändert.
00:28:46.200 --> 00:28:54.450
Gut, das war damals. Und daher war das Fulbright Programm auch das Ziel für uns.
00:28:55.050 --> 00:29:03.900
Und es war ja eine Angelegenheit von ziemlicher Schwierigkeit. Man musste sich bewerben.
00:29:04.300 --> 00:29:10.000
Welcher Student hat sich damals überhaupt für irgendetwas bewerben müssen?
00:29:10.500 --> 00:29:21.150
Man musste seine Motivation klarlegen, man hat die Bewerbung und alles, ein Interview, ein Hearing natürlich auf englisch gemacht.
00:29:21.650 --> 00:29:31.450
Man saß einer Gruppe von Personen gegenüber, die geprüft haben ob man diesen jungen Mann, oder die junge Dame nach Amerika schicken kann.
00:29:31.450 --> 00:29:40.100
Würden die halbwegs vernünftig dastehen? Würden sie die Sprache können?
00:29:40.100 --> 00:29:45.000
Das war alles ungewöhnlich. Und das heißt auch, dass man planen musste.
00:29:45.200 --> 00:29:50.550
Also ich musste den Antrag stellen als ich zu studieren begann,
00:29:50.550 --> 00:29:58.450
mit der Hoffnung, dass das gut ging, damit ich in der Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Teil wegfahren kann.
00:29:58.850 --> 00:30:07.500
Und das hätte ja nicht funktionieren können, und das hätte bedeutet dass ich das dann hätte später machen müssen,
00:30:07.500 --> 00:30:14.300
nämlich nach zwei Jahren, weil die andere Pause viel länger gedauert hätte.
00:30:15.000 --> 00:30:25.150
Also das war ein ganz anderes Verhältnis, sehr fordernd, herausfordernd, weil vieles damals völlig ungewöhnlich war.
00:30:26.000 --> 00:30:34.750
Heut ist das nicht mehr ungewöhnlich. Jeder der auf die Fachhochschule geht hat eine Bewerbung mit den selben Arten
00:30:34.750 --> 00:30:38.750
und ein Hearing zu bestehen, bevor er aufgenommen wird.
00:30:38.750 --> 00:30:40.880
Er oder Sie, entschuldigen Sie, ja.
00:30:40.880 --> 00:30:46.310
Also das war schon sehr bedeutsam.
00:30:51.280 --> 00:31:02.310
Und dann war die Situation ja nach dem Interview, wenn das erfolgreich gegangen ist, war man auf einer Art Börse.
00:31:03.200 --> 00:31:09.910
Die Universitäten in Amerika konnten zugreifen auf diese genehmigten Personen,
00:31:09.910 --> 00:31:18.710
und sagen wir würden gerne einen Österreicher haben oder eine Österreicherin, und der ist gut durchgekommen, der hat gute Noten.
00:31:18.710 --> 00:31:22.970
Das Hearing war gut und so weiter. Und dann haben sie noch ein Interview gemacht.
00:31:22.970 --> 00:31:29.420
Mein- der Sohn des Präsidenten meiner Universität ist durch Europa gefahren,
00:31:29.420 --> 00:31:34.710
und hat mich angeschrieben und hat gesagt ich werde dann und dann in Wien sein,
00:31:34.970 --> 00:31:41.680
Bitte komm und wir werden ein Gespräch führen, ob die Universität mich nimmt.
00:31:42.080 --> 00:31:46.080
Ja, nicht die Fulbright Kommission.
00:31:46.080 --> 00:31:51.420
Und der Präsident hieß Sacher, wie Sie wissen, auf russisch heißt das Zucker,
00:31:51.420 --> 00:31:56.170
und der hat gesagt wir treffen uns natürlich im Hotel Sacher.
00:31:56.750 --> 00:32:00.260
Ich war damals noch nie im Hotel Sacher.
00:32:03.150 --> 00:32:08.620
Also das war alles spannend, und ganz ungewöhnlich.
00:32:09.550 --> 00:32:13.910
Und dann haben die sich entschlossen zu sagen
00:32:13.910 --> 00:32:17.640
diesen Raoul Kneucker nehmen wir, passt hinein.
00:32:17.820 --> 00:32:21.950
War damals ein neues Programm für die Universität.
00:32:22.130 --> 00:32:30.040
Ein ganz berühmter Jurist, der auch riesigen Besitz in New York hatte,
00:32:30.310 --> 00:32:33.330
ihm gehörte das Empire State Building,
00:32:34.130 --> 00:32:40.480
hat der Universität ein Programm ein Programm gezahlt, für 20 - und dann für 100
00:32:41.110 --> 00:32:44.660
Ausländische Studenten an der Universität.
00:32:45.600 --> 00:32:48.170
Keine Studiengebühren, die ja hoch waren.
00:32:48.170 --> 00:32:53.550
Also heute könnte ich die Studiengebühren an der Brandeis Universität gar nicht bezahlen.
00:32:54.260 --> 00:33:01.860
Ich mein ich weiß nicht wie es jetzt ist, aber 30.000 Dollar pro- 15.000 Dollar
00:33:01.860 --> 00:33:05.910
pro Jahr oder pro Semester, Wahnsinn.
00:33:05.910 --> 00:33:11.910
Also keine Gebühren, dann gab's ein Taschengeld.
00:33:12.880 --> 00:33:19.640
Und man hat ja am Campus gewohnt, das heißt auch keine Unterkunft.
00:33:19.640 --> 00:33:26.880
Das war großartig. Also die haben das angenommen und dann,
00:33:26.880 --> 00:33:28.880
dann bin ich gefahren.
00:33:33.510 --> 00:33:37.060
Und ich muss Ihnen sagen, wir fuhren ja damals mit dem Schiff.
00:33:37.820 --> 00:33:42.620
Es war- das Schiff war ungefähr die Hälfte des Preises des Flugzeuges,
00:33:42.620 --> 00:33:48.660
das hat sich dann in zehn Jahren total umgeändert, das Schiff war viel teurer als das Flugzeug.
00:33:48.660 --> 00:33:56.530
Also mit dem Schiff. Und das hieß, dass ich von Wien mit dem Zug nach Paris fahren musste.
00:33:56.970 --> 00:34:05.020
Von dort mit dem Zug nach Le Havre, und von Le Havre mich einschiffen musste nach New York.
00:34:06.220 --> 00:34:13.680
Mir war klar, wie ich von Wien nach Paris komme, zum Gare de l'Est,
00:34:14.220 --> 00:34:21.680
Wie ich vom Gare de l'Est zum Gare Saint-Lazare, das war der Zug nach Le Havre, gekommen bin weiß ich bis heute nicht.
00:34:22.040 --> 00:34:24.170
Jedenfalls bin ich nicht mit dem Taxi gefahren.
00:34:24.440 --> 00:34:30.660
Dann war das Einschiffen eine tolle Angelegenheit.
00:34:31.550 --> 00:34:38.310
Und dann fuhren wir also viereinhalb Tage, Nächte nach New York.
00:34:39.550 --> 00:34:44.530
Und ahm, das war unglaublich,
00:34:44.530 --> 00:34:49.770
und dann kam ich also am- ich hab den Pier besucht, 93. Pier.
00:34:49.770 --> 00:34:54.310
Heute kann man ihn in New York wieder deshalb besuchten, weil die Highline
00:34:54.310 --> 00:34:57.640
das ist die ehemalige Zuglinie,
00:34:57.950 --> 00:35:09.950
die auf ungefähr der Höhe eines Stockwerks oder zwei Stockwerke den Hafen, also den Hudson verbindet mit den Hafenanlagen.
00:35:09.950 --> 00:35:17.330
Heute geht's durch ein Wohnviertel von Chelsea, wenn Sie jemals New York besuchen müssen Sie es sich ansehen, es ist großartig.
00:35:17.550 --> 00:35:22.170
Also der Zug, und dann kommt man um Pier 93.
00:35:22.660 --> 00:35:32.620
Das Schiff war groß, die United States, damals ein großes Kriegsschiff umgebaut auf Zivilgebrauch.
00:35:33.110 --> 00:35:39.820
Und das war ungefähr so hoch wie zehn Stockwerke oder sowas.
00:35:40.570 --> 00:35:46.040
Und man kommt dann so dort an und schaut dann so hinunter und geht dann hinunter. Mein Vater hat mich abgeholt.
00:35:46.480 --> 00:35:51.420
Gut, wir haben einen Tag in New York verbracht, aber ich musste ja zur Universität.
00:35:52.040 --> 00:35:57.860
Und ich weiß bis heute nicht wie ich von dem Hafen - also ich nehme an mein Vater hat mir geholfen -
00:35:58.260 --> 00:36:06.530
zur Pennsylvania Station gekommen bin und von dort mit dem Zug nach Pennsylvania, und dann von dort nach Boston.
00:36:07.770 --> 00:36:13.770
Also das war auch ausgeblendet, ich war so- ich war in einem Trance-Zustand.
00:36:14.930 --> 00:36:19.370
Und als ich dann in Boston ankam, an der Universität, da war es schon in Ordnung.
00:36:19.370 --> 00:36:22.480
Da war ich schon auf der Höhe der Ereignisse.
00:36:22.970 --> 00:36:30.130
Also das so ein bisschen zu schildern, wie es einem Menschen geht, der nicht gerade vom Land kommt,
00:36:30.930 --> 00:36:37.370
sondern von einer sehr urbanen Umgebung, wenn er dann also allein,
00:36:38.350 --> 00:36:43.150
völlig auf sich gestellt ein solches Stipendium antritt.
00:36:48.080 --> 00:36:54.710
Nein, also manchmal sind ja die Gruppen gemeinsam gefahren.
00:36:55.420 --> 00:37:00.840
Ich hatte niemanden, ich war allein. Warum weiß ich nicht.
00:37:00.840 --> 00:37:06.800
Und ich war natürlich zum ersten Mal auf so einem großen Schiff.
00:37:07.600 --> 00:37:14.880
Mein Vater hat mir gesagt, weil ich ihm gesagt hab ich werde seekrank werden hat gesagt: 'Schau,
00:37:14.880 --> 00:37:26.620
der Unterschied zwischen den dort arbeitenden Menschen und Dir besteht darin dass die keine Zeit haben seekrank zu werden.
00:37:26.880 --> 00:37:34.220
Wenn Du merkst Du wirst seekrank geh in die Gym, in den Turnsaal im Bauch des Schiffes,
00:37:34.220 --> 00:37:41.280
und mach Übungen zwei Stunden, drei Stunden, so lang bis Du nichts mehr spürst.'
00:37:41.280 --> 00:37:44.130
Er hat absolut recht gehabt, ich wurde nicht seekrank.
00:37:45.020 --> 00:37:53.640
Ich war der Einzige, der also wirklich wunderbar am captains table essen konnte was ich wollte. Das war natürlich auch großartig.
00:37:54.260 --> 00:37:59.770
Wir hatten einen Tanzwettbewerb, den ich auch gewonnen hab.
00:38:00.260 --> 00:38:04.480
Mit einer Engländerin, die hat hervorragend getanzt.
00:38:04.930 --> 00:38:08.350
Mein Englisch war natürlich nicht gut genug.
00:38:08.440 --> 00:38:18.260
Sie haben mich alle für einen Australier gehalten, obwohl das eine Beleidigung ist, weil die Australier natürlich hervorragend englisch können.
00:38:18.710 --> 00:38:31.060
Es war sehr lustig, es war sehr toll. Und ich hab mich gefreut wie ich wieder mit dem selben Schiff zurückfahren konnte nach Europa.
00:38:31.150 --> 00:38:34.880
Weil ich das Schiff kannte und so weiter.
00:38:35.110 --> 00:38:42.530
Auch das Vorstellen der Zeit, das Nachstellen der Zeit in dem Fall war alles toll.
00:38:42.570 --> 00:38:48.400
Also ich hab mich sehr wohl gefühlt auf dem Schiff und hab das wirklich genossen.
00:38:53.730 --> 00:39:03.820
Überwältigend. Es war 6 Uhr in der Früh, das Schiff fährt in den- Hafen kann man nicht sagen,
00:39:03.820 --> 00:39:10.310
bei der- auf die Freiheitsstatue zu, ein sonniger Morgen.
00:39:10.970 --> 00:39:18.040
Die Freiheitsstatue, an der fährt man vorbei. Dann fährt man in den Hudson hinein und dann zu dem Pier.
00:39:18.750 --> 00:39:24.930
Ich mein, Du siehst Manhattan, also die Südspitze von Manhattan und den Hudson,
00:39:25.280 --> 00:39:35.600
es ist überwältigend und das Gedicht das am Sockel der Freiheitsstatue steht,
00:39:36.310 --> 00:39:42.170
'Gebt mir die problembeladenen Kinder dieser Welt'
00:39:42.570 --> 00:39:47.330
ist für mich noch heute ohne Rührung nicht zu erleben.
00:39:50.750 --> 00:39:56.710
Politik hat ja andere Wege eingeschlagen, aber das war unglaublich.
00:39:57.640 --> 00:40:03.460
Ich hab dann später Ellis Island besucht, auch so weil es mich interessiert hat.
00:40:03.950 --> 00:40:14.930
Aber da fährt man ja vorbei. Und dann ist man also in dem, in dem Pier und in der Aufregung einer Hafenanlage,
00:40:15.200 --> 00:40:21.820
bis man sich wieder entscheidet. Es war großartig, unvergesslich.
00:40:22.530 --> 00:40:27.460
Diese Einfahrt am Morgen um 6 Uhr, Sonne,
00:40:28.000 --> 00:40:32.170
mit der Freiheitsstatue, die Dich da begrüßt.
00:40:37.150 --> 00:40:44.970
Also ich- wir haben zuerst eine Art Sprachausbildung und Kulturausbildung gehabt in Pennsylvania.
00:40:45.200 --> 00:40:52.400
Das gibt's glaube ich heute nicht mehr, das Fulbright- ja? Die Fulbright Kommission hat das arrangiert, das war wunderbar.
00:40:52.660 --> 00:40:56.570
Das waren ungefähr 80 Leute, wir wurden eingeteilt in Sprachgruppen.
00:40:56.570 --> 00:41:01.860
Und hatten- zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Sprachunterricht mit einem Labor.
00:41:01.860 --> 00:41:08.800
Also ich hab mich selbst gehört und geübt, die Intonation geübt, alle Tricks gelernt.
00:41:09.370 --> 00:41:16.220
Auch Literatur. Plötzlich habe ich festgestellt, dass wir ganz andere Vorstellungen über Amerikanische Literatur haben,
00:41:16.220 --> 00:41:21.730
als die Amerikaner über ihre Literatur. Ein ganz anderes Pantheon sozusagen.
00:41:22.080 --> 00:41:30.620
Also das war alles ganz wunderbar. Und das war überhaupt sehr nett. Ich war da in der Sprachgruppe eingeteilt mit Indern.
00:41:31.060 --> 00:41:35.600
Und die haben mich jeden Tag eingeladen auf wunderbare Gerichte.
00:41:35.600 --> 00:41:39.680
Für mich war das ja ganz neu, hab nie indisch gegessen.
00:41:44.570 --> 00:41:50.970
Und dann hab ich mich entschlossen, da ich kein großer Tagebuchschreiber bin,
00:41:51.060 --> 00:41:56.570
meiner Mutter - musste ich ja sowieso Briefe schreiben,
00:41:56.570 --> 00:42:03.820
und in diesen Briefen auch sozusagen einfließen zu lassen, was ich erlebt habe und so weiter.
00:42:05.200 --> 00:42:12.530
Einer der ersten Briefe sagt: 'Es ist wirklich alles doppelt so groß wie zu Hause.'
00:42:12.970 --> 00:42:18.220
Die Erdbeeren, die Autos, die Straßen, und die Eichkatzerln.
00:42:20.130 --> 00:42:24.350
Es ist unglaublich, es ist wirklich unglaublich.
00:42:24.930 --> 00:42:32.310
Und erst viel später hat sich das alles irgendwie ausgeglichen.
00:42:32.310 --> 00:42:42.000
Ich mein New York, also Manhattan in dem Fall ist ja ein Sonderfall. Aber Boston war für mich also schon gut machbar.
00:42:42.000 --> 00:42:47.370
Das war- ist ja sehr europäisch vom Charakter her.
00:42:47.370 --> 00:42:52.800
Heute nicht mehr, aber damals war's so. Und ich hab mich sofort wohl gefühlt.
00:42:57.770 --> 00:43:09.110
Ich war an der Brandeis University. Man muss wissen im Umkreis von Boston gib es dreißig Universitäten oder was, nicht nur die berühmte Harvard.
00:43:10.220 --> 00:43:15.640
Aber es gehört alles Zusammen, man hat auch Verbindungen, man fährt auch hin und her.
00:43:16.130 --> 00:43:24.220
Die Brandeis war eine relativ junge Gründung damals,
00:43:24.750 --> 00:43:30.800
und hat also wirklich die Leute ausgesucht auch unter dem Motto wie wird's weitergehen,
00:43:30.800 --> 00:43:36.220
wie werden sie dann in der Zukunft auch über Harvard berichten, das war aufzubauen.
00:43:36.220 --> 00:43:42.480
Da gab's sehr viele Zusammenarbeit auch mit Harvard, zum Beispiel in der Musik.
00:43:42.930 --> 00:43:51.370
Boston, das Boston Symphony Orchestra hat Mitglieder an die Universität geschickt, also es war schon interessant.
00:43:51.820 --> 00:43:58.170
Das war ein unglaubliches Gefühl.
00:43:59.770 --> 00:44:07.110
Es war auch vom kulturellen her deshalb so interessant,
00:44:07.280 --> 00:44:15.730
weil der Ort in dem die Universität war ja ein hinterwäldlerisches Dorf war.
00:44:17.680 --> 00:44:22.930
Die Universität war der Ort wo sich alles abgespielt hat kulturell.
00:44:23.370 --> 00:44:30.080
Dort sind die Künstler hingekommen, dort gab's die Lesungen, dort gab's die Vorträge.
00:44:30.660 --> 00:44:36.880
Und eingeladen zu werden zur Brandeis University einen Vortrag zu halten, das war was.
00:44:38.170 --> 00:44:45.510
Also daher ging man ja von dort nicht weg, nicht einmal nach Boston mit wenigen Ausnahmen,
00:44:45.510 --> 00:44:52.170
sondern man hatte alles am Campus. Das ist auch etwas, was man sich hier gar nicht vorstellen kann.
00:44:52.170 --> 00:44:56.880
Heute gibt's ja Campus-Universitäten, aber sie sind nicht so
00:44:57.680 --> 00:45:01.370
so konstruiert wie damals die Amerikanischen Universitäten waren.
00:45:06.350 --> 00:45:14.530
Also zunächst einmal gab's ein Willkommensfest. Hier gab's nie ein Willkommensfest oder ein Abschiedsfest.
00:45:14.750 --> 00:45:22.310
Ja, commencement hießt das. Da wurden wir alle begrüßt, alle wurden gebeten eine Ansprache zu halten.
00:45:22.620 --> 00:45:31.370
Also schön, das haben wir gemacht. Und dann war das sehr witzig. Brandeis hatte drei Kapellen.
00:45:32.530 --> 00:45:35.820
Für die Katholiken, für die Protestanten und für die Juden.
00:45:36.530 --> 00:45:47.550
Und der Rabbiner am Campus geht auf mich zu, das war am ersten Tag, geht auf mich zu und sagt 'Wunderbar, dass Du da bist,
00:45:47.550 --> 00:45:54.620
ich schreib gerade eine Dissertation über Feuerbach und ich bin froh jemanden zu haben, der mein Deutsch überprüft.
00:45:58.570 --> 00:46:07.510
Ja, das war der Beginn. Und dann wurden wir eben eingeteilt, dann gab's ein placement wie das heißt.
00:46:07.510 --> 00:46:15.510
Eine Frage- die Professoren haben einen angeschaut und haben gesagt es wäre doch besser das zu machen oder jenes zu machen.
00:46:15.950 --> 00:46:20.040
Und ich hatte eine wunderbare Auswahl,
00:46:21.150 --> 00:46:25.680
die schon im Hinblick auf mein nachfolgendes Studium war.
00:46:30.660 --> 00:46:34.710
Ich hab Rechtsphilosophie gemacht bei Herbert Marcuse.
00:46:35.550 --> 00:46:41.910
Das hat die 68er Generation in Österreich, ich bin ja dann zurück gekommen rechtzeitig,
00:46:42.170 --> 00:46:46.260
immer aufgeregt, dass ich der einzige wirkliche Student war von Herbert Marcuse.
00:46:47.280 --> 00:46:53.770
Ich war- ich hab amerikanisches Verfassungsrecht studiert, Verfassungsgeschichte.
00:46:54.040 --> 00:47:00.310
Das war sehr wichtig um zu verstehen wie das Rechtssystem überhaupt funktioniert.
00:47:01.750 --> 00:47:08.150
Erst sehr viel später hab ich dann am Supreme Court gehört, mich zurechtgefunden.
00:47:08.300 --> 00:47:14.150
Und einer meiner Lehrer am Verwaltungshof sehr viel später war ein hoher Richter in New York,
00:47:14.550 --> 00:47:23.850
Und da hab ich gelernt was amerikanisches Verwaltungsrecht war, meine Spezialität. Also ich kenn mich aus.
00:47:24.650 --> 00:47:31.200
Es gab lustige Sachen, der Henry Friendly, so hieß der, Richter,
00:47:31.200 --> 00:47:36.750
im Second Circuit Court of Appeals, also wir würden sagen Oberlandesgericht,
00:47:38.500 --> 00:47:44.300
Hat er gesagt ja, also, hat er gesagt ja komm, wir machen lunch,
00:47:44.300 --> 00:47:52.300
ich bin bei Gericht, komm ins Court House, das ist ein eigener Platz in New York,
00:47:52.300 --> 00:47:58.300
in Manhattan. Ich komm also so hin, komm also in die Verhandlung hinein,
00:47:58.550 --> 00:48:05.150
hab nur die Hälfte mitgehört, und dann stehen die Richter beisammen,
00:48:05.150 --> 00:48:12.350
und der Herr Friendly sagt 'das ist der Raoul, den hab ich kennengelernt in Salzburg,
00:48:12.350 --> 00:48:18.350
wunderbarer Jurist.' Und darauf sagt der Präsident des Gerichts: 'Na was sagst Du zu dem Fall?'
00:48:20.900 --> 00:48:25.150
Ja, also das war wirklich eine tolle Geschichte.
00:48:25.900 --> 00:48:31.050
Und das war der zweite- und dann hatte ich Politologie natürlich.
00:48:31.700 --> 00:48:36.050
Das musste ich hier ja auch machen. Und das war ja der Grund, lebensbestimmend,
00:48:36.050 --> 00:48:41.300
weil ich ja nicht nur ein Doppelstudium habe, sondern auch tatsächlich
00:48:41.300 --> 00:48:44.350
in zwei Bereichen gearbeitet habe.
00:48:45.200 --> 00:48:53.350
Ich bin ja heute Politologe, Verwaltungswissenschaftler, mach heute nichts mehr juristisches.
00:48:53.350 --> 00:49:00.150
Mit Ausnahme des Religionsrechtes, was eine meiner letzten Vorlesungen an der Wiener Universität war.
00:49:00.150 --> 00:49:06.350
Und da ist viel zu tun, aber sonst mach ich nichts mehr juristisches.
00:49:06.600 --> 00:49:11.100
Aber Politologie, also zwei Gegenstände aus der Politologie,
00:49:12.200 --> 00:49:23.350
und dann haben sie mir eben erlaubt, die Geige zu spielen. Das ist auch ungewöhnlich, dass man in der Universität sagt 'ja und den sechsten Kurs machst Du auf der Geige.
00:49:23.600 --> 00:49:31.850
Hat sich niemand weiter gekümmert. Robert Koff, mein Lehrer hat gesagt das ist in Ordnung und damit war die Sache erledigt.
00:49:32.400 --> 00:49:38.850
Und dann Nationalökonomie, das war das vierte und fünfte.
00:49:39.300 --> 00:49:46.800
Und das war auch spannend, weil damals das große Lehrbuch von Samuelson erschienen ist.
00:49:47.400 --> 00:49:54.300
Das ist vielleicht das hervorragendste Lehrbuch überhaupt, nicht nur in der Nationalökonomie.
00:49:54.800 --> 00:50:02.100
Und das gehört auch in meinen Bericht hinein, wie erlebe ich diese amerikanische Universität.
00:50:02.300 --> 00:50:14.100
Dieses Lehrbuch, Samuelson war ein Nobelpreisträger, war an der Harvard Universität und schreibt also dieses Lehrbuch,
00:50:14.450 --> 00:50:23.600
mit Übungsbeispielen und mit genauen Ausführungen und Prüfungsfragen und so weiter.
00:50:23.600 --> 00:50:30.050
Ich mein das hat es ja nicht gegeben. Solche Lehrbücher gab es in Europa nicht.
00:50:30.400 --> 00:50:32.550
Damals. Heute ist das anders.
00:50:33.300 --> 00:50:42.600
Und das war wahnsinnig spannend, weil die Nationalökonomie damals die große Umstellung in die Ökonometrie gemacht hat.
00:50:43.450 --> 00:50:50.250
Es war Statistik, Mathematik, meine Mathematik war nicht gut genug.
00:50:50.700 --> 00:50:56.800
Komm aus dem Gymnasium, und weiß zwar was Infinitesimalrechnung sind und wie man's macht,
00:50:56.950 --> 00:51:05.250
aber aber wie man damit wirklich umgeht um eine- um die Lorenz'sche Kurve zu berechnen weiß ich nicht, hab ich auch nicht gewusst.
00:51:06.850 --> 00:51:15.350
Hab ich auch nicht so gut abgeschlossen. Der Nationalökonom hat gesagt: 'Naja, Europäer. Die können das nicht.'
00:51:17.100 --> 00:51:23.700
Also das waren so einige Sachen. Das war der Anfang.
00:51:23.700 --> 00:51:30.550
Und das hat sich einfach wunderbar fortgesetzt, und ich hab viel gelernt. Ich hab wirklich viel gelernt.
00:51:35.650 --> 00:51:47.200
Also das spielt eine ganz große Rolle. Und sie jetzt- wenn ich daran denke, dass die amerikanische Seite, die ich damals ja gerade mitgebracht habe
00:51:47.550 --> 00:51:55.400
natürlich von Anfang an anders war. Man hat fünf Lehrveranstaltungen gehabt,
00:51:55.400 --> 00:52:00.550
die waren alle eine Mischung aus Vorlesung, Übung und Seminar.
00:52:01.200 --> 00:52:08.800
Man hat mitgearbeitet. Es war gar keine Frage ob man dabei war oder nicht,außer man war krank.
00:52:09.500 --> 00:52:16.900
Man hat ein mid term zu schreiben gehabt, also in der Mitte des Semesters eine Prüfung gehabt.
00:52:17.300 --> 00:52:23.900
Man hat eine Endprüfung gehabt. Das waren schriftliche Prüfungen, die wurden auch diskutiert.
00:52:24.350 --> 00:52:33.700
Die Professoren haben Arbeiten, also Hausarbeiten oder Diplomarbeiten vom Anfang an betreut.
00:52:33.700 --> 00:52:37.300
Alle diese Dinge hat es hier ja nicht wirklich gegeben.
00:52:39.250 --> 00:52:43.050
Und erst sehr viel später, durch den internationalen Einfluss
00:52:43.600 --> 00:52:53.000
ist auch in Österreich oder in Deutschland das Seminar oder das Proseminar oder die Betreuung der Arbeit überhaupt vorgekommen.
00:52:54.600 --> 00:53:03.400
Also die Vorstellung war: Sie liefern die Diplomarbeit ab und ich beurteile ob sie gut oder schlecht ist. Das kann ein Student nicht.
00:53:04.350 --> 00:53:13.900
Man muss alles üben wie man weiß. Nicht nur auf der Geige, sondern auch in diesem Punkt. Und in Amerika war das selbstverständlich.
00:53:14.500 --> 00:53:20.800
Und der Professor und der Student haben sich ja auch gekannt. Die haben sich ja auch am Campus getroffen.
00:53:21.100 --> 00:53:29.550
Die haben auch miteinander gegessen. Der Professor hat die Studenten zu sich eingeladen, das hat's ja alles nicht gegeben.
00:53:29.800 --> 00:53:36.450
Bei Brandeis University wo ich ja war in Boston war so ein bisschen eine hügelige Landschaft,
00:53:36.450 --> 00:53:43.500
ich mein wir haben im Sommer selbstverständlich draußen auf der Wiese gehalten.
00:53:45.050 --> 00:53:47.700
Also das war ein ganz anderes Verhältnis.
00:53:52.500 --> 00:54:00.100
Und in Amerika war's überhaupt sehr gut weil man ja am Campus mit allen immer lebt.
00:54:00.100 --> 00:54:05.850
Also wenn jemand gesagt hat ich brauch heute Abend einen Geiger, dann haben sie angerufen und haben gesagt
00:54:06.200 --> 00:54:09.450
'Raoul hast Du Zeit oder kannst Du das machen?'
00:54:10.000 --> 00:54:15.500
Oder wenn eine Diplomprüfung war, zum Beispiel auf dem Klavier,
00:54:15.700 --> 00:54:21.900
Musste die junge Dame in Kammermusik auch die Prüfung ablegen,
00:54:22.150 --> 00:54:25.850
und war Beethoven Trio - Opus 1,
00:54:26.200 --> 00:54:30.450
und also wer spielt die Geige und wer spielt das Cello?
00:54:30.750 --> 00:54:39.650
Und so sind sie zusammengekommen und haben gesagt so, und jetzt spielen wir, und die junge Dame führt an.
00:54:39.650 --> 00:54:50.650
Ja, manchmal tut's der Geiger- in dem Fall musste sie zeigen, dass sie das Trio befehligen kann.
00:54:55.600 --> 00:55:01.050
Der Solobratschist der Bostoner Symphoniker, Herr Lehner,
00:55:01.800 --> 00:55:06.050
war wie sich herausgestellt hat österreichische Herkunft,
00:55:07.000 --> 00:55:15.950
und Schüler des Schönberg. Und der erzählte dann in den verschiedenen Gelegenheiten, wie's ihm ergangen ist.
00:55:17.200 --> 00:55:22.750
Die Sache die mir im Gedächtnis geblieben ist: Also er kommt zur Stunde beim Herrn Schönberg,
00:55:22.750 --> 00:55:27.400
und der Schönberg sagt: 'Warte noch ein bissl, ich muss das Quartett noch fertig schreiben.'
00:55:27.950 --> 00:55:33.400
Nicht man hat immer das Gefühl der Schönberg mit der 12-Ton Musik der war so ein Ingenieur,
00:55:33.400 --> 00:55:40.950
der hat das alles so auf einem riesen Tableau gemacht. Nein nein, der hat genauso komponiert wie die Anderen auch,
00:55:40.950 --> 00:55:48.500
und hat gesagt, also das wollen wir jetzt ein bissl anders machen, und schreibt also eines seiner Streichquartette fertig.
00:55:49.300 --> 00:55:53.500
Das waren unglaubliche Eindrücke, dass das möglich war.
00:55:58.650 --> 00:56:08.100
Das waren- war eine großartige Auseinandersetzung. Das war ja damals die Zeit Kennedy als Kandidat für die Präsidentschaft.
00:56:08.550 --> 00:56:17.700
Johnson, Menschenrechte. Ich gehör ja- die Generation, die Menschenrechtsgeneration war.
00:56:19.500 --> 00:56:26.900
Meine Frau war am Marsch von Alabama nach Washington, beim Martin Luther King dabei, persönlich.
00:56:27.550 --> 00:56:37.300
Zum Teil waren die Schulkollegen die späteren Helden des Anti-Vietnamkrieges.
00:56:38.050 --> 00:56:40.850
Also das war ja eine aufregende Zeit.
00:56:41.750 --> 00:56:46.100
Und diese aufregende Zeit hat am Campus auch eine Rolle gespielt.
00:56:47.400 --> 00:56:52.550
Und wir haben also mit den Professoren darüber diskutiert und ähnliches mehr.
00:56:57.350 --> 00:57:02.900
Ja es gibt in meinem Leben überhaupt ein paar Schlüsselerlebnisse.
00:57:03.700 --> 00:57:18.750
In Amerika- Schlüsselerlebnis war, vielleicht gab's noch andere, aber das mir jetzt sofort einfällt-
00:57:20.400 --> 00:57:41.000
die mid term Prüfung im Verfassungsrecht. Ich krieg die Arbeit zurück, und der Professor hat draufgeschrieben - es war ein Dreier, also es war keine gute Note -
00:57:46.000 --> 00:57:54.200
'Ich bin jetzt doch überzeugt davon dass Du den Kurs gut machen wirst,
00:57:54.600 --> 00:58:02.000
die Ansätze sind brauchbar. Weiter so.'
00:58:06.650 --> 00:58:18.800
Ich weiß nicht was geschehen wird wenn ein Professor das schreibt oder sagt heute hier, ob dann die Leute die Flinte ins Korn werfen oder einfach-
00:58:20.100 --> 00:58:35.650
Das Schlüsselerlebnis war die Sprache die Du für das Recht, also für die Diskussion der Fälle vor dem Supreme Court brauchst.
00:58:36.200 --> 00:58:48.200
Also ja, auch die Übungsbeispiele die er gegeben hat: Schreiben Sie eine Kritik an der Verordnung des Präsidenten zu folgendem Fall, oder so etwas
00:58:49.050 --> 00:58:56.700
Also gerade weil ja Trump solche Forderungen erlässt in Bezug auf die Migrationspolitik.
00:58:56.700 --> 00:59:05.500
Ja, das wäre ein typischer Fall, schreiben Sie eine Kritik an dem, ja, oder schreiben Sie die Verordnung des Präsidenten, das war die Übung.
00:59:06.750 --> 00:59:17.800
Also, 'sprachlich bist Du noch nicht so weit. Und ich werde Dich nicht deshalb besser behandeln weil Du vom Ausland kommst und die Sprache nicht kannst.'
00:59:19.150 --> 00:59:29.200
'Schau dass das in Ordnung gerät.' Und das war am Schluss ein A, bei der final examination.
00:59:31.000 --> 00:59:39.600
Also das war ein akademisches Schlüsselerlebnis. Für mich jedenfalls.
00:59:40.050 --> 00:59:45.750
Ahm, ein anderes Schlüssel- vielleicht sollte ich noch ein anderes Schlüsselerlebnis sagen.
00:59:45.750 --> 00:59:56.200
Ich mein, kommt Weihnachten. Weihnachten ist eine sehr emotionale Sache, gleichgültig wie man dazu steht.
00:59:56.800 --> 01:00:07.250
Und die Kollegen und Kolleginnen sind alle nach Hause gefahren und sind zwei Wochen weg gewesen,
01:00:07.250 --> 01:00:18.050
und man war allein- man wäre allein am Campus. Es war selbstverständlich, dass man eingeladen wurde.
01:00:22.450 --> 01:00:29.800
Ich mein das haben wir uns ja überhaupt nicht ausdenken können.
01:00:31.100 --> 01:00:43.950
Es ist niemand am Campus geblieben, außer die die dort zu tun hatten. Man war eingeladen, man war ein Gast über die Weihnachtsfeiertage, man war in der Familie.
01:00:44.700 --> 01:00:47.850
Es war ein ganz anderes Weihnachtsfest in der Regel, ja.
01:00:48.350 --> 01:01:00.350
Und man war nicht allein und man hat eine andere Festkultur erlebt. Das war einfach ein Schlüsselerlebnis.
01:01:05.400 --> 01:01:12.900
Das war ein Erlebnis. Und weil ich früher gesagt hab, es war lebensbestimmend,
01:01:12.900 --> 01:01:19.150
es war nicht nur lebensbestimmend, weil ich meine spätere Frau kennengelernt habe,
01:01:19.150 --> 01:01:25.000
wir haben zwar sieben Jahre unterbrochen bis wir dann geheiratet haben, aber immerhin,
01:01:25.400 --> 01:01:30.850
das mein ich nicht, das war auch lebensbestimmend, aber lebensbestimmend war,
01:01:31.400 --> 01:01:38.450
dass ich eine andere Kultur gelernt habe, das ist nicht nur Sprache,
01:01:39.050 --> 01:01:47.100
dass ich verstanden habe, dass Amerika aus vier großen Teilen besteht und dass die soziale Schichtung eine große Rolle spielt,
01:01:47.100 --> 01:01:54.100
und ich weiß ganz genau, ich bin Oststaaten und akademisch, und ich kenn mich nicht bei den Arbeitern aus,
01:01:54.100 --> 01:02:03.700
und ich kenn mich nicht im Mittelwesten aus. Erst als ich Gastprofessor wurde im Mittelwesten hab ich dann etwas darüber gelernt, ja.
01:02:03.700 --> 01:02:08.850
Also Amerika ist ja nicht nur ein Land sondern ein Kontinent.
01:02:09.200 --> 01:02:18.700
Und das zu verstehen und dieses Amerika zu erleben, oder das Frankreich zu erleben oder das England zu erleben,
01:02:18.700 --> 01:02:22.800
das war lebensbestimmend, in jeder Hinsicht.
01:02:28.050 --> 01:02:34.950
Nach dem Studium und nach dem Gerichtsjahr und nach der ersten Praxis
01:02:35.350 --> 01:02:40.650
hat mein Lehrer an der Universität einen Assistenten gesucht.
01:02:40.650 --> 01:02:46.950
Er ist damals nach Wien berufen worden und war ja Mitglied des Verfassungsgerichtshofes.
01:02:46.950 --> 01:02:50.950
Und der hat dann gesagt 'Wollen Sie nicht mitkommen?'
01:02:51.600 --> 01:02:56.200
Und da hab ich mich entschlossen nach Wien zu übersiedeln, das '64.
01:02:56.200 --> 01:03:03.350
Und damit endet eigentlich meine Jugendzeit, denn dann war das eigentliche Berufsleben da.
01:03:08.400 --> 01:03:12.850
Ich bin dann zurückgekehrt, darf ich das noch sagen? Ich bin ja zurückgekehrt
01:03:12.850 --> 01:03:18.150
und gehör' dieser ersten Generation an, die sich bemüht hat,
01:03:18.150 --> 01:03:22.100
die Politologie in Österreich wieder zu etablieren.
01:03:23.450 --> 01:03:26.650
Das kann man heute mit Namen festmachen.
01:03:26.650 --> 01:03:31.550
Das waren also der Heinz Fischer als Bundespräsident,
01:03:32.100 --> 01:03:38.450
der Heinrich Neisser, der Manfried Welan, der Peter Gerlich,
01:03:39.250 --> 01:03:41.050
der Herr Kreuz,
01:03:41.600 --> 01:03:49.450
ahm, ich schau nach, es gibt noch ein paar, aber es sind eine abzählbare Größe.
01:03:49.750 --> 01:03:57.750
Ja, der Kramer und der Georg Heinrich, alles dann Professoren an den Universitäten in Österreich.
01:03:58.950 --> 01:04:02.600
Und wir saßen beieinander und haben das geplant.
01:04:03.450 --> 01:04:05.700
Und es ist ja dann auch durchgesetzt worden.
01:04:05.700 --> 01:04:13.950
Ich mein der Heinz Fischer hat dann als den letzten Schritt als Wissenschaftsminister gemacht, als er in Innsbruck
01:04:13.950 --> 01:04:20.750
das einfach den Innsbruckern auferlegt hat. Ich will nicht sagen aufgezwungen, also auferlegt.
01:04:22.750 --> 01:04:27.550
Und dann hat sich das ja sehr schnell entwickelt.
01:04:27.900 --> 01:04:32.650
Und es wurde dann geteilt auch in eine Verwaltungswissenschaft
01:04:32.650 --> 01:04:40.850
Ich gehör' also mit dem Welan und dem Heinrich Neisser zu den Leuten die Verwaltungswissenschaft zum ersten mal in Österreich wieder betrieben haben.
01:04:42.100 --> 01:04:50.900
Also das war eine Aufbruchstimmung, die mit Amerika zusammenhing. Das war ja der Peter Gerlich zu meiner Zeit in Amerika, nur wo anders.
01:04:51.300 --> 01:04:58.150
Und der Heinrich Neisser war weg, ich glaub der war in England.
01:04:58.950 --> 01:05:03.500
Der Heinz Fischer war auch in Amerika, aber zu einer anderen Zeit.
01:05:04.000 --> 01:05:08.900
Also das hat eine gewisse Rolle gespielt, dass eine Generation da war,
01:05:08.900 --> 01:05:14.900
die untereinander vernetzt war, die diesen Ereignissen sozusagen
01:05:15.350 --> 01:05:21.250
eine Brücke gebaut hat. Denn die Universitäten waren damals nicht dafür.
01:05:23.350 --> 01:05:33.900
Und es gab dann die Gründung des sogenannten Ford Instituts, fällt auch in diese Zeit, Institut für Höhere Studien.
01:05:34.650 --> 01:05:40.250
War als gedacht eine politische Gegengründung gegen die Universität Wien.
01:05:42.250 --> 01:05:45.400
Gab große Schwierigkeiten, das zu etablieren.
01:05:45.400 --> 01:05:51.100
Es war ja die Ford Stiftung und die Carnegie Stiftung, die das bezahlt haben.
01:05:52.500 --> 01:05:57.800
Aber es ist gelungen. Und da ist diese Generation.
01:05:57.950 --> 01:06:02.900
der Sozialwissenschaftler, also ich bin ja in der Juristerei geblieben.
01:06:02.900 --> 01:06:05.850
So wie der Heinz Fischer oder der Manfried Welan.
01:06:06.300 --> 01:06:09.700
Aber die Anderen haben dadurch eine Möglichkeit gehabt,
01:06:09.950 --> 01:06:12.650
in eine Position zu kommen.
01:06:12.900 --> 01:06:17.200
Und wurden dort Assistenten und haben publiziert und sind dann Professoren geworden.
01:06:17.700 --> 01:06:23.700
Also das war diese Zeit, die unglaublich fruchtbar war.
01:06:23.700 --> 01:06:29.650
und das hängt mit Amerika und der Fulbrigth Kommission zusammen.
01:06:29.850 --> 01:06:35.150
Denn ohne diese Anregungen wäre das nicht gelungen.
01:06:40.950 --> 01:06:45.850
Also zunächst einmal war es peinlich,
01:06:47.350 --> 01:06:57.750
dass die internationalen Organisationen, wissenschaftlichen Organisationen keine Partner in Österreich hatten.
01:06:57.750 --> 01:07:06.150
Ich gebe ein Beispiel: Das International Institute for Administrative Sciences oder Political Sciences
01:07:06.450 --> 01:07:14.150
mit dem Sitz in Brüssel hat regelmäßig, alle drei Jahre glaub ich
01:07:14.150 --> 01:07:20.750
Länderberichte- also ein Thema gewählt mit Länderberichten. Österreich hat immer gefehlt.
01:07:24.150 --> 01:07:30.050
Sehr spät ist es dann gelungen, das einzubeziehen.
01:07:31.150 --> 01:07:37.250
Weil die Leute gesagt haben ja also warum soll Österreich in dem Überblick fehlen?
01:07:37.850 --> 01:07:43.100
Es waren ja wichtige Themen, also zum Beispiel Selbstverwaltung, oder
01:07:43.250 --> 01:07:50.750
oder Sozialpartner, also das waren die Themen, die damals interessiert haben, und Österreich hat immer gefehlt.
01:07:52.050 --> 01:07:56.150
Und damals war Deutschland bereits sehr im Vordergrund.
01:07:56.900 --> 01:08:04.450
Diese deutsche Übermacht war eigentlich dadurch gegeben, dass sie eben die
01:08:04.450 --> 01:08:13.400
Aufbauphase, auch die Remigration sehr viel besser geschafft haben als die Österreicher.
01:08:15.250 --> 01:08:23.600
Und ahm, die neu- junge Generation, die ich beschrieben habe
01:08:23.600 --> 01:08:32.300
kommt jetzt da dazu und das hat doch ein gewisses Momentum erzeugt.
01:08:33.550 --> 01:08:39.400
Und schließlich und endlich gab es an den Universitäten auch Leute, die gesagt haben
01:08:39.400 --> 01:08:43.000
'wir können uns nicht verschließen, es ist lächerlich.'
01:08:45.150 --> 01:08:49.300
Da war die Frage woher nehmen wir die Personen?
01:08:50.150 --> 01:08:53.950
Denn natürlich mussten das Leute sein, die habilitiert waren.
01:08:53.950 --> 01:09:04.500
Und zum Unterschied von heute- da können wir alle Leute berufen die wir wollen, ja,
01:09:05.300 --> 01:09:13.000
war das damals nicht so üblich, und die Mobilität war nicht so groß wie heute. Vor allem auch in Europa nicht.
01:09:13.500 --> 01:09:18.950
Und in Amerika schon gar nicht. Weil ja auch die Gehaltsverhältnisse nicht entsprochen haben,
01:09:18.950 --> 01:09:23.650
auch die Wohnungsverhältnisse nicht, auch die Schulverhältnisse nicht.
01:09:23.650 --> 01:09:30.050
Ich mein kommt ein amerikanischer Professor mit Familie hierher, wie macht der das?
01:09:30.750 --> 01:09:36.350
Im Fulbright Programm, als das Fulbright Programm sich dann erweitert hat auf diese Art von Austausch,
01:09:36.350 --> 01:09:38.800
war's klar, denn die haben sich gekümmert.
01:09:39.000 --> 01:09:45.150
Die haben Wohnungen gehabt und ähnliches mehr, und die Schulen sicher, das war eine ganz andere Situation
01:09:45.150 --> 01:09:52.150
als die Zeit in der das eigentlich notwendig gewesen wäre, wo sich niemand gekümmert hat.
01:09:57.200 --> 01:10:02.650
Ja natürlich hängt das damit zusammen. Wir hatten in Österreich nach dem Krieg
01:10:03.350 --> 01:10:08.350
keine- kein Programm der Remigration.
01:10:10.550 --> 01:10:15.950
Ich sag jetzt auf einem neutralen Boden ein Beispiel:
01:10:17.900 --> 01:10:23.150
Die österreichische Zahnmedizin zwischen den beiden Kriegen
01:10:23.700 --> 01:10:28.800
hat bereits drei Gruppen gehabt, war absolut führend.
01:10:29.500 --> 01:10:40.800
Die normale reparierende Zahnmedizin, die präventive und die chirurgische, die großen Chirurgen.
01:10:43.600 --> 01:10:50.600
Das haben wir durch die Emigration, durch die Vertreibung dieser Leute in Österreich verloren.
01:10:51.250 --> 01:10:55.150
Ist nach Amerika gegangen, und wurde dort etabliert.
01:10:57.100 --> 01:11:04.850
In den 60er Jahren, so lange hat das gedauert, ist durch Fortbildungsaktionen der Ärztekammer
01:11:05.400 --> 01:11:09.200
diese Dreiteilung wieder nach Österreich importiert wurden.
01:11:11.800 --> 01:11:20.900
Ich sag das als Beispiel damit man versteht, was hier als Unterbrechung geschehen ist.
01:11:21.250 --> 01:11:34.050
Man darf auch nicht vergessen, dass mit den Ereignissen 1938/39 60% der gesamten medizinischen Bevölkerung,
01:11:34.250 --> 01:11:38.700
also der ausgebildeten Mediziner aus Wien entfernt wurde.
01:11:39.550 --> 01:11:45.550
Das heißt es gab zum ersten Mal Versorgungsengpässe mit Ärzten.
01:11:46.450 --> 01:11:48.750
Also nur ein Beispiel.
01:11:49.400 --> 01:11:56.350
Bei den Sozialwissenschaften war's zum Teil ähnlich. Also die Nationalökonomie ist ein hervorragendes Beispiel.
01:11:56.700 --> 01:12:07.600
Alle großen Nationalökonomen, der Herr Hayek, der Herr Morgenstern, die sind alle vertrieben worden, entweder nach England oder nach Amerika.
01:12:07.900 --> 01:12:12.250
Wurde sehr viel später wieder reimportiert.
01:12:12.600 --> 01:12:19.200
Aber was ich sagen wollte ist, dass die Universitäten und auch das Ministerium
01:12:19.700 --> 01:12:30.050
19-hundert- also sagen wir '46 bis 1955 kein Programm der Remigration hatten. Es wäre möglich gewesen.
01:12:30.950 --> 01:12:39.250
Es war eine- die hätten einfach einsteigen können in- also jetzt nicht Positionen, das ist jetzt- die waren ja zu Teil besetzt,
01:12:39.250 --> 01:12:44.650
aber immerhin in ihre Rechte als Restitution oder nicht Restitution.
01:12:44.650 --> 01:12:53.350
Man hat keinen Finger gerührt. Es sind ein paar Leute zurückgekommen, in der Wissenschaft kaum, in der Kunst war's besser.
01:12:53.800 --> 01:12:55.800
Typisches Beispiel Karl Farkas.
01:12:56.600 --> 01:13:07.400
Und das hat auch dazu beigetragen, dass es so lange gedauert hat forschungspolitisch, wissenschaftspolitisch,
01:13:07.700 --> 01:13:18.200
bis das wieder einigermaßen ausgeglichen war. Und im Grunde hat das gedauert bis in die Jahre '60 bis '70.
01:13:18.950 --> 01:13:28.850
Und daher die Versuche der Sozialwissenschaft, also auch die amerikanische Unterstützung zur Wiederherstellung der Sozialwissenschaften,
01:13:28.850 --> 01:13:35.300
ist ein Beispiel für diesen Punkt. Und die Amerikaner habe das Salzburg Seminar gemacht,
01:13:35.800 --> 01:13:42.600
darf man nicht vergessen, sie haben das Ford Institut gemacht und haben auch sonstige Unterstützungen gegeben
01:13:43.050 --> 01:13:50.150
Bei den Amerikanischen Studien gibt es meines Erachtens zwei Gesichtspunkte.
01:13:50.150 --> 01:13:57.700
Man hat zum Unterschied von Amerika nicht Area Studies gehabt, in Österreich.
01:13:58.100 --> 01:14:06.600
Also was heute wieder Gang und Gäbe ist, man kann sich konzentrieren auf Südamerika oder auf Afrika.
01:14:06.600 --> 01:14:13.950
oder auf Ostasien oder auf Japan, oder was immer, ja. Area Studies hat es damals nicht gegeben.
01:14:14.300 --> 01:14:21.600
Daher gab es sowas nicht wie Kulturstudien für Amerika.
01:14:22.100 --> 01:14:27.300
Für Spanien hat's das nicht gegeben, also eher noch für China und Japan.
01:14:28.500 --> 01:14:35.900
Es hatte Tradition in der Monarchie. Und das hat nicht sehr gut funktioniert.
01:14:36.450 --> 01:14:46.100
Die Amerikaner waren natürlich sehr daran interessiert, dass man diese American Studies etabliert wurden, aber
01:14:46.100 --> 01:14:53.200
das ist nicht wirklich gelungen. Außer in Salzburg, Schloss Leopoldskron, da ist einiges gelungen, glaub ich.
01:14:53.200 --> 01:14:59.200
Denn das Ford Institut war ja auch auf der sozialwissenschaftlichen Seite, und nicht auf der kulturwissenschaftlichen Seite.
01:15:00.050 --> 01:15:03.600
Also das war ein bisschen der Hintergrund. Und wenn man bedenkt,
01:15:03.900 --> 01:15:17.550
dass Salzburg, das Salzburger Seminar in Leopoldskron oder auch das Ford Institut ja von bedeutenden amerikanischen Wissenschaftlern, den bedeutendsten mit begründet wurde.
01:15:18.000 --> 01:15:27.500
Ich mein Salzburg von der Margaret Mead, und in- das Ford Institut eben-
01:15:27.500 --> 01:15:34.300
ich vergesse die Namen die es damals gegeben hat, gibt's eigenen Studien, heute ist das alles aufgearbeitet.
01:15:34.550 --> 01:15:41.700
Aber das waren bedeutende Leute. Und die Hilfe wurde zögerlich angenommen.
01:15:44.600 --> 01:15:51.600
Zum Teil beschämend, also Entschuldigung, aber ich muss darauf reagieren.
01:15:51.600 --> 01:16:02.450
Das ist eine düstere Geschichte. Hängt immer damit zusammen, eben dass Mittelmaß nur Mittelmaß will.
01:16:02.450 --> 01:16:11.250
Also ich sag noch etwas was auch aktenmäßig bewiesen ist. Mein Vater war Urologe,
01:16:11.950 --> 01:16:22.950
und die Stelle als- also der Leiter der Urologie an der Wiener Universität, damals Medizinische Fakultät hatte ja- Medizinische Universität,
01:16:23.300 --> 01:16:27.650
war zu besetzen, und da war er auf der Berufungsliste.
01:16:30.200 --> 01:16:36.800
Gespräch mit der Fakultät. Da sagen die in der Fakultät: "Was wollen Sie , Herr Kollege,
01:16:36.800 --> 01:16:44.350
Sie haben eine blendender Karriere in Amerika gemacht, während wir hier Ihre Arbeit gemacht haben."
01:16:48.950 --> 01:16:56.650
Das zeigt Ihnen vielleicht am Besten, wie so eine Remigration nicht wirklich gelingen konnte.
01:16:58.950 --> 01:17:12.800
Also das hängt alle mit der Frage zusammen, was war die freundliche, großzügige Hilfe in der Wissenschaftspolitik durch die Amerikaner.
01:17:13.950 --> 01:17:24.900
Ahm, so wie zum Beispiel in der Kunst die Franzosen einen wesentlichen Beitrag
01:17:24.900 --> 01:17:36.450
zum Wiedergelingen des österreichischen- des Wiener Konzertlebens geleistet haben. Auch die Engländer haben ihren Anteil.
01:17:38.400 --> 01:17:48.200
Zu den Russen sag ich nix, das waren eher andere Probleme und andere Felder, in denen sie positiv tätig waren.
01:17:49.100 --> 01:18:05.850
Also das war eine Zeit in der vieles gelingen hätte können, was dann Jahrzehnte später gelungen ist.
01:18:11.300 --> 01:18:21.300
Ich muss Ihnen sagen, eines meiner letzten Horrorbeispiele war die Gastprofessur der Ruth Klüger.
01:18:22.200 --> 01:18:35.700
Germanistin, Princeton oder so, berühmte Dame. Kind überlebt Auschwitz, schreibt wichtigste Bücher im Fach, also nicht nur in ihrem Erlebnis.
01:18:37.900 --> 01:18:43.450
Die Frau Klüger ist eine wirklich bedeutende Wissenschaftlerin.
01:18:44.150 --> 01:18:49.250
Also die Universität Wien macht sie zur Gastprofessorin.
01:18:51.050 --> 01:19:01.000
Kein Mensch an der Fakultät hat sie eingeladen, und sich um sie bemüht.
01:19:01.800 --> 01:19:08.600
Sie hat ihre Vorlesungen gehalten, sie hat ihre Seminare gehalten, sie hat ein paar Bekannte gehabt.
01:19:10.550 --> 01:19:18.050
Das war die Zeit in der der Walter Kohn und der Eric Kandel den Nobelpreis bekommen haben.
01:19:18.500 --> 01:19:26.750
Und das war auch sehr peinlich, weil sofort die Österreicher gesagt haben, das sind eigentlich unsere Nobelpreise.
01:19:26.750 --> 01:19:34.000
Und der Bundespräsident hat den Kandel eingeladen. Und der Kandel hat gesagt ich komme nicht,
01:19:34.000 --> 01:19:45.750
und dann hat er zugestimmt mit dem Symposium den Einfluss des Naziregiems in Österreich.
01:19:48.350 --> 01:19:51.600
Es ist auch publiziert worden, steht da drüben.
01:19:51.600 --> 01:20:00.700
Es gab- es war Hochsommer, es waren 400 Leute im Festsaal der Universität Wien,
01:20:01.350 --> 01:20:07.600
Die Jugend war da, es war wirklich unglaublich.
01:20:09.550 --> 01:20:16.100
Es war am Ende der Gastprofessur von der Ruth Klüger, ich saß mit ihr auf dem Podium,
01:20:18.400 --> 01:20:28.900
und finde heraus, dass sich ein Semester lang niemand um diese Frau in Wien gekümmert hat. Mit Ausnahme der Freunde die sie sowieso hatte.
01:20:29.850 --> 01:20:36.500
Also den Fritz Stadler, oder was immer. Ich mein das ist undenkbar in Amerika.
01:20:41.950 --> 01:20:53.350
Also ich glaube dass das Fulbright Programm für alle Leute die durch das Programm gegangen sind, aber auch für alle, die nicht durch das Land gegangen sind
01:20:53.550 --> 01:21:01.800
das Muster war, dass Akademische Mobilität und Austausch sinnvoll und wichtig ist.
01:21:03.700 --> 01:21:11.400
Wenn man bedenkt, dass in den Jahren '80, '90
01:21:12.600 --> 01:21:23.200
eine Explosion von Austauschprogrammen zwischen den Universitäten stattgefunden hat,
01:21:23.750 --> 01:21:34.750
dann kann man ermessen, was dieses Muster im Grunde genommen bedeutet hat.
01:21:36.500 --> 01:21:44.900
Vieles ist ja von der UNESCO zum Beispiel auch betrieben worden. Hat alles nicht funktioniert.
01:21:46.900 --> 01:21:58.100
Während das Muster des Fulbright Programmes, auch die Zusammenarbeit der Regierungen, es geht ja nicht nur ums Geld, ich red' ja nicht vom Geld,
01:21:59.500 --> 01:22:08.350
wirklich ein Muster war für die Universitäten zu sagen, das können wir eigentlich auch in Eigenregie machen.
01:22:14.900 --> 01:22:23.250
Und die EU ist die erste internationale Organisation gewesen, die mit- sozusagen angeknüpft hat an die amerikanische Tradition.
01:22:24.200 --> 01:22:34.900
Das ERASMUS Programm, und die anderen, also es gab ja noch zusätzliche Programme, sind unglaublich erfolgreich.
01:22:35.700 --> 01:22:45.700
Zum Beispiel sehr interessant, dass das Da Vinci Programm für die Lehrer in den Schulen oder in den Berufsschulen nicht erfolgreich war.
01:22:46.550 --> 01:22:48.350
Keine Tradition, kein Muster.
01:22:50.350 --> 01:23:05.300
Und die Europäische Union hat mit diesen Erziehungsprogrammen wirklich einen- also eigentlich dann das Fulbright Programm übertrippelt, wenn man will.
01:23:05.300 --> 01:23:11.750
Ich mein man muss sich vorstellen, es sind heute durch das ERASMUS Programm
01:23:13.500 --> 01:23:20.100
weiß nicht, Hunderttausende gegangen. Ich hab die aktuelle Statistik jetzt nicht im Kopf.
01:23:21.000 --> 01:23:26.950
- Millionen.
- Millionen in der Zwischenzeit. Und das spielt eine ganz große Rolle.
01:23:27.650 --> 01:23:32.200
Ich hab das in Innsbruck, als ich Professor in Innsbruck war hab ich das auch erlebt.
01:23:32.200 --> 01:23:38.250
In Innsbruck musste jeder Sozialwissenschaftler ein Semester im Ausland verbringen.
01:23:38.750 --> 01:23:41.650
ERASMUS war praktisch die einzige Möglichkeit.
01:23:41.900 --> 01:23:48.450
Die Universität Innsbruck hatte auch ein Programm mit der University of New Orleans
01:23:48.450 --> 01:23:52.250
und da gab es auch noch Alternativen.
01:23:52.450 --> 01:23:58.100
Und die Innsbrucker haben das gut organisiert, haben ein eigenes Büro dafür gehabt und einiges mehr.
01:23:58.950 --> 01:24:06.800
Und das hat eine Rolle gespielt. Ich gebe- das Beispiel das mich wirklich berührt ist folgendes:
01:24:06.800 --> 01:24:11.770
Ein junger Mann kommt zu mir und sagt er möchte gerne eine Diplomarbeit bei mir schreiben.
01:24:14.740 --> 01:24:27.480
Welches Thema? Und er sagt er möchte gerne einen Vergleich zwischen der Rechtsphilosophie von John Rawls und der Asylpolitik der EU machen.
01:24:27.700 --> 01:24:37.350
Schau ich ihn an und sag: Das können Sie? Ich mein haben Sie Rechtsphilosophie studiert? Ja und er war Politologe.
01:24:38.200 --> 01:24:47.450
Sagt er ja, ich trau mir das zu. Sag ich ja, dann schlag ich Ihnen vor, sie liefern mir eine Einleitung
01:24:47.450 --> 01:24:54.500
und dann reden wir weiter. Es hat keinen Sinn abstrakt in der Luft zu diskutieren. Wenn Sie glauben, Sie können das
01:24:55.250 --> 01:25:04.050
schauen wir's uns an. Der junge Mann schreibt einen hervorragenden Einleitungsteil.
01:25:04.800 --> 01:25:08.400
Forschungsfrage geklärt, alles fix und fertig.
01:25:09.550 --> 01:25:15.600
Hat dann in der Betreuung, also ich weiß nicht, drei oder viermal hab ich ihn getroffen,
01:25:15.600 --> 01:25:21.950
hat er immer mitgeschrieben und er hat pünktlich geliefert und er hat wirklich eine ganz wunderbare Arbeit abgegeben.
01:25:21.950 --> 01:25:29.850
Und zum Schluss frage ich ihn: "Wo haben Sie das gelernt?" Und da sagt er: "in Manchester."
01:25:31.850 --> 01:25:41.350
Der war auf ERASMUS in der englischen Universität und hat da gesehen, wie die englischen Universitäten die Leute betreuen.
01:25:42.350 --> 01:25:50.950
Da wird jede Woche wird der Student von seinem Tutor interviewt, wie es geht, welche Probleme er hat.
01:25:51.300 --> 01:25:54.500
oder welche Probleme er nicht hat und ähnliches mehr.
01:25:55.350 --> 01:26:06.900
Ich mein das muss man sich vorstellen. Der hat arbeiten gelernt, hat das hervorragend organisiert, hat eine eigene Arbeitstechnik entwickelt und hat Erfolg gehabt.
01:26:07.600 --> 01:26:12.250
Das ist ERASMUS Programm. Und es gab mehrere solche Beispiele
01:26:12.250 --> 01:26:19.100
an der Universität Innsbruck wo ich etwa 20 Diplomarbeiten betreut hab.
01:26:20.000 --> 01:26:29.050
Also das spielt schon eine ganz große Rolle. Hat natürlich die Nachwirkungen gehabt für das Fulbright Programm.
01:26:29.450 --> 01:26:36.100
Weil das Fulbright Programm nicht mehr alternativlos war wie am Anfang.
01:26:36.100 --> 01:26:44.600
So mustergültig wie am Anfang- es wurde nachgemacht und ausgeweitet und es gab viele Alternativen.
01:26:44.600 --> 01:26:55.200
Und daher hat das auf das Fulbright Programm selber eher einen negativen Einfluss gehabt. Auf die Wissenschaftspolitik einen sehr guten.
01:26:59.450 --> 01:27:15.050
Ja gerne. Die österreichische Wissenschaft und auch Industrie, ich seh das sehr stark zusammen, es war auch sehr verbunden,
01:27:15.800 --> 01:27:28.950
war in den Jahren '70, '80, '90 bereits völlig isoliert. war nicht eingebunden,
01:27:29.350 --> 01:27:38.050
also sagen wir überwiegend eingebunden in die europäischen Programme, in die Kontakte, Netzwerke und so weiter.
01:27:38.050 --> 01:27:49.800
Auch der österreichische Industrie wurden Brotkrumen gegeben, wo sie zusammen waren, war nicht führend.
01:27:50.250 --> 01:28:00.250
Es ist nicht nur Standort, sondern auch wer führt in einem Fach an, wer ist interessant, wer kann ein Partner sein.
01:28:01.750 --> 01:28:13.050
Unvergesslich, eine Sitzung mit Wissenschaftlern und Industrie, technisch, Ministerium,
01:28:14.300 --> 01:28:23.450
wo der eine sagt: "Ja aber wenn wir diese Programme mitmachen, dann erfahren die ja alle was wir können."
01:28:25.200 --> 01:28:29.450
Er wusste nicht, dass die das sowieso wissen,
01:28:29.450 --> 01:28:35.200
und außerdem genau wissen wie das einzuordnen ist. Er konnte sich nicht einordnen.
01:28:37.500 --> 01:28:45.850
Das war die Situation des Antrages an die EU in den beginnenden 90er Jahren.
01:28:46.050 --> 01:28:55.650
Ein Minister wie Erhard Busek, der der erste war, der verstanden hat in welcher Gefahr wir sind,
01:28:56.400 --> 01:29:06.050
hat versucht sogar über seine Parteifreunde in der EU eine Sonderlösung für Österreich zu kriegen, vor dem Beitritt.
01:29:06.050 --> 01:29:15.950
Das ist nicht gelungen, auch aus völkerrechtlichen Gründen konnte das gar nicht gelingen. Aber es war der erste Ansatz.
01:29:16.850 --> 01:29:25.050
Und daher war meine Berufung ins Ministerium eigentlich damit begründet:
01:29:25.850 --> 01:29:31.500
Du wirst diese internationale Anbindung an die EU organisieren.
01:29:31.950 --> 01:29:38.850
Für die österreichische Wissenschaft und die österreichische Industrie, also die forschende Industrie.
01:29:40.350 --> 01:29:44.800
Das hat- das war zu organisieren, das hat es nicht gegeben.
01:29:45.800 --> 01:29:55.350
Wir haben ein eigenes Büro aufgebaut zur Beratung der Universitäten um Anträge an die EU zu stellen. Die haben das nicht können.
01:29:57.350 --> 01:30:06.300
Immer Ausnahmen, es gibt immer Ausnahmen. Es gibt hervorragende Professoren, die haben das schon können, aber grundsätzlich.
01:30:06.950 --> 01:30:17.900
Das Finanzministerium hat mir gesagt, "Ihr werdet nie den aliquoten Betrag den wir einzahlen in Brüssel zurückgewinnen durch Eure Projekte."
01:30:18.350 --> 01:30:26.900
Nach drei Jahren haben wir ihn übertroffen. Das musste organisiert werden und war nicht selbstverständlich.
01:30:27.600 --> 01:30:38.950
Diese Isolation, das war wirklich eine selige Insel, dieser Ausspruch des Papstes, Österreich ist eine selige Insel hat leider sehr gestimmt.
01:30:39.050 --> 01:30:47.650
Aber ist absolut negativ besetzt. Es war eine selige Insel, die haben gar nicht mehr gewusst, was in der Welt vor sich geht.
01:30:49.350 --> 01:30:59.000
Daher war der Beitritt zur EU '94 so entscheidend. Und ich muss der EU oder der Kommission hoch anrechnen,
01:30:59.000 --> 01:31:05.050
dass sie uns die Möglichkeit gegeben haben - das war auch die Leistung des Busek mit der Sonderregelung,
01:31:05.050 --> 01:31:14.600
die dann zwar nicht funktioniert hat, aber dazu geführt hat, dass uns die Kommission Sitz, nicht Stimme Sitz in den Gremien gegeben hat,
01:31:14.600 --> 01:31:21.150
und wir wirklich hören konnten, mitreden konnten, und wussten was die nächsten Programme sind.
01:31:23.150 --> 01:31:32.620
Das war für die österreichische Wissenschaft entscheidend. Aber für mich war prägend, Europa zu erleben.
01:31:33.480 --> 01:31:40.910
Also wie das funktioniert. Wie ein Gremium dieser Art Forschungsplanung macht.
01:31:41.880 --> 01:31:51.370
Und mit den- die Programme publiziert und differenziert und von der Allgemeinheit zu der Besonderheit kommt.
01:31:51.880 --> 01:31:57.250
Dieser Mechanismus ist ja alles wahnsinnig kompliziert auch.
01:31:57.480 --> 01:32:06.170
Nicht war, es wird ein Programm gemacht mit Zielsetzungen, und dann gibt es ein Spezialprogramm mit Maßnahmen,
01:32:06.170 --> 01:32:13.650
und dann gibt es Ausschreibungen und man muss sich bewerben. Ich war ein paar mal Gutachter, um es zu erleben,
01:32:14.280 --> 01:32:21.420
Man ist eine Woche kaserniert, hat 100 Anträge vor sich und muss ein Urteil abgeben, welcher der beste ist.
01:32:23.540 --> 01:32:30.340
Auch diese Evaluation. Das sind ja alles Mechanismen die zunächst gar nicht in der Form vorhanden sind.
01:32:30.340 --> 01:32:47.770
Das zu erleben war für mich grandios. Und jetzt aber zurück zum Ministerium und auch zu den anderen Ministerien, das war der entscheidende Durchbruch.
01:32:48.970 --> 01:32:54.280
Und die- also das Finanzministerium, das hab ich auch deshalb erwähnt,
01:32:54.280 --> 01:33:06.220
nicht nur weil es so negativ war am Anfang, sondern weil ich ganz stolz bin, dass die Struktur die ich aufbauen konnte für die internationale Sektion -
01:33:06.220 --> 01:33:13.770
das hat's ja nicht gegeben - als erstes vom Finanzministerium kopiert wurde.
01:33:14.110 --> 01:33:22.000
Nicht vom Verkehrsministerium , die es ja machen hätten sollen, erst viel später, oder Handelsministerium auch.
01:33:23.080 --> 01:33:31.770
Leider hat die Koalition es nie geschafft das zusammenzuführen, das ist ein anderes furchtbares Thema.
01:33:31.770 --> 01:33:42.000
Immerhin, aber das Finanzministerium hat das kopiert, die haben die Zollsektion verloren mehr oder Minder, weil's in der EU keine Zölle gibt.
01:33:42.850 --> 01:33:45.080
Was macht man mit der Hülle?
01:33:46.170 --> 01:33:54.050
Und wir machen eine internationale Sektion. Und der Sektionschef, der Thomas Wieser, ich weiß nicht, ob Ihnen der Name was sagt,
01:33:54.050 --> 01:34:06.110
wurde eine der zentralen Personen im Euro und im Rettungsschirm für Griechenland und Italien und Portugal.
01:34:06.800 --> 01:34:15.200
Thomas Wieser war dann Generaldirektor für diese Angelegenheit, das war mein Kollege Sektionsschef mit dem wir es aufgebaut haben in Wien.
01:34:20.340 --> 01:34:27.080
In der Europäischen Union spielt die Forschung eine sehr viel größere Rolle als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
01:34:27.710 --> 01:34:32.910
Und das war eine ganz große Angelegenheit.
01:34:32.910 --> 01:34:45.540
Ich sage das auch deshalb weil wir gerade zum dritten Mal die EU-Ratspräsidentschaft hinter uns haben, wir die Österreicher, ich habe die erste damals mitgemacht.
01:34:45.540 --> 01:34:57.820
Und das große Ereignis dieser vergangenen Präsidentschaft war die Verabschiedung des großen Forschungsprogrammes der EU.
01:34:58.450 --> 01:35:08.220
Wo es um Milliarden Investitionen in die europäische Forschung geht. Kein Bericht in den österreichischen Medien.
01:35:10.570 --> 01:35:24.680
Ich mein es schadet nichts über das Andere zu berichten. Aber wenn man eine Wertigkeit von erledigten Punkten hätte, dann müsste die Liste ganz anders ausschauen.
01:35:30.050 --> 01:35:44.800
Also nur um das zu sagen, wie wir Österreicher erfolgreich waren in der Integration der östlichen Nachbarn in die Forschungsprogramme.
01:35:44.800 --> 01:35:59.710
Sagt mir mein, weiß jetzt nicht mehr ganz genau, britischer Kollege, sagt er: "Du musst Dir im Klaren sein, dass
01:36:01.770 --> 01:36:08.800
die Frage was machen wir mit den mediterranen Ländern und was machen wir mit den Ost-Ländern ein quid pro quo ist.
01:36:09.200 --> 01:36:16.970
Du kannst nicht erfolgreich sein in Osteuropa, wenn nicht gleichzeitig in- ja, ist auch Europa."
01:36:17.480 --> 01:36:26.000
Das ist ein Schlüsselerlebnis. Das ist sitzen geblieben. Für Österreich war es klar, es war zunächst eine Integration in den Westen Europas,
01:36:27.420 --> 01:36:39.940
Aber es war eine vertrauensvolle, erfolgreiche Brückenfunktion, die wir mit den Ost-Ländern gehabt haben. Das kann man sich heute auch nicht mehr vorstellen.
01:36:40.220 --> 01:36:44.110
Das war eine Leistung des Minister Busek, deswegen hab ich ihn erwähnt.
01:36:44.620 --> 01:36:54.280
Ich mein es gab gemeinsame Vorlesungen, ausgeborgte Professoren, es gab neue Forschungsprojekte usw.,
01:36:54.280 --> 01:37:09.770
das hat's nach dem Fall der Mauer und der Angelegenheiten, der Befreiung dieser samtenen Revolution- alles verloren gegangen, ja.
01:37:09.770 --> 01:37:22.000
Leider, leider, ja. Auch die österreichische Außenpolitik war nicht gut genug um das fortzuführen. Wie dem auch sei.
01:37:23.880 --> 01:37:27.940
Diese Dinge hängen tatsächlich stark zusammen.
01:37:29.080 --> 01:37:37.770
Die- diese Öffnung hat eine ganz neue Situation gebracht.
01:37:38.680 --> 01:37:48.620
Und man hat das meines Erachtens nicht ernst genug genommen.
01:37:49.020 --> 01:37:58.220
Rumänien und Bulgarien ist viel zu früh aufgenommen, viel zu wenig- ja, das war eine europäische Euphorie.
01:37:58.220 --> 01:38:05.020
So wie man Griechenland und Portugal ursprünglich nicht aufnehmen hätte können, das hätte mehr Zeit gebraucht.
01:38:05.310 --> 01:38:13.480
Man hätte die Verhandlungen über den Acquis communautaire, hätte man viel länger hinauszögern müssen,
01:38:13.480 --> 01:38:18.850
das ist der Versuch über die Angleichung der Systeme und der Rechtsordnungen.
01:38:20.570 --> 01:38:24.970
Bei Polen war man sehr aufmerksam, weil Polen so groß ist.
01:38:25.650 --> 01:38:38.170
Aber bei den kleinen Griechen, die hat man so irgendwie nebenbei- das war alles schlecht, und zeigt nur, dass man die Fragen nicht wirklich ernst genug genommen hat.
01:38:43.880 --> 01:38:57.370
Jedenfalls das Erlebnis, das prägende Erlebnis für mich war eben, dass man diese Zusammenhänge zum ersten Mal wieder gesehen hat.
01:38:58.280 --> 01:39:12.170
Diese Grenzen waren weg, und natürlich gibt es genug Grenzen noch, vor allem im Kopf und so. Aber es war möglich, ohne Grenzen zusammenzuarbeiten.
01:39:12.740 --> 01:39:28.620
Und das war wunderbar. Weil die Zusammenarbeit in Europa, überhaupt das Erlebnis, dass die Europäer doch sehr viel mehr gemeinsam haben als sie immer sagen,
01:39:29.250 --> 01:39:41.310
anders nicht zu erleben ist. Also das war einfach großartig. Es ist eine Familie.
01:39:41.310 --> 01:39:49.650
Und die Bedingungen einer Familie mit allem Streit und hin und her ist ganz typisch für Europa.
01:39:50.620 --> 01:40:00.280
Und wie gesagt, wir haben damals die Chance gehabt da einzusteigen, viel besser einzusteigen als die Anderen,
01:40:00.280 --> 01:40:09.600
die dann erst hineingekommen sind, wie die Verhandlungen zu einem bestimmten Ergebnis geführt haben. Wir hatten einen bestimmten Vorlauf.
01:40:10.510 --> 01:40:20.570
Und das hat uns sehr geholfen. Ich muss Ihnen noch etwas lustiges sagen. Ich war also zehn Jahre lang Professor in Innsbruck an der Universität.
01:40:21.140 --> 01:40:32.680
Und die sprechen ja alle Tiroler Dialekt. Nun, ich habe eine sehr positive Einstellung zum Dialekt, ich komme ja aus der Steiermark und so weiter.
01:40:32.740 --> 01:40:41.020
Ich versteh das auch, ich weiß zwar nicht in welchem Tal sich das abspielt, das wissen nur die Studenten, aber das ist irgendwie lustig.
01:40:41.600 --> 01:40:49.310
Nun hatte ich Europapolitik zu machen in Innsbruck, und ich hatte daher viele Gäste aus Brüssel.
01:40:49.540 --> 01:40:57.140
Und ich hab mir gedacht ach wie wird das werden, können die hochdeutsch und wie sieht es mit den Englischkenntnissen aus?
01:40:57.650 --> 01:41:15.020
Also kam- kamen die ersten Generaldirektoren in meine Lehrveranstaltungen. Siehe da: meine Tiroler Studenten perfekt Hochdeutsch und sehr gut Englisch gesprochen.
01:41:16.000 --> 01:41:17.770
Unglaublich.
01:41:19.650 --> 01:41:29.200
Und das hängt damit zusammen - nur die Innsbrucker Universität hat diese Pflicht jedenfalls ein Semester im Ausland zu verbringen. Die anderen machen das fakultativ.
01:41:29.200 --> 01:41:41.080
Aber die müssen. Und das spielt wirklich eine Rolle. Ich war so erstaunt zunächst, und dann irgendwie beglückt , dass das möglich ist.
01:41:41.080 --> 01:41:54.800
Ja, drum sag ich, es ist fast nicht zu vermitteln, was dieser Beitritt im Bereich der Wissenschaft und der Forschung und auch der Industrie bedeutet hat.
01:41:59.600 --> 01:42:14.740
Ahm ich mein wenn man eine Rangordnung im Budget der EU macht, ich mein wir wissen wie die Landwirtschaft ist ein großer Brocken jetzt noch, wird immer weniger.
01:42:15.310 --> 01:42:25.940
Und dann das Innenressort, und zum Innenressort gehören also die Erziehungsprogramme und die Forschungsprogramme, das ist der nächstgroße Block.
01:42:27.140 --> 01:42:35.370
Und dann kommen erst Andere. Das kann man sich nicht vorstellen.
01:42:35.370 --> 01:42:42.680
Dazu ist natürlich zu sagen es hängt auch von den Zuständigkeiten ab. Ich mein die EU ist nicht für alles zuständig.
01:42:43.140 --> 01:42:53.650
Die Staaten haben viel mehr Zuständigkeiten, und einige dieser Unsinnigkeiten kommen ja daher, dass die EU nur teilweise zuständig ist.
01:42:54.400 --> 01:43:04.340
Das ist in der Asylpolitik so, das ist in der Arbeitsmarktpolitik so, in der Industriepolitik so, in der Euro-, also in der Finanzpolitik so.
01:43:04.340 --> 01:43:15.710
Das hängt nicht damit zusammen, dass jemand in Brüssel dumm ist, sondern dass die Regierungschefs 2003-2005
01:43:15.710 --> 01:43:22.800
bei der Neufassung der Verfassung, beim Lissabonner Vertrag einfach nicht zugestimmt haben.
01:43:24.280 --> 01:43:31.250
Die Sozialpolitik haben sie vermurkst und die Wirschaftspolitik haben sie vermurkst.
01:43:31.770 --> 01:43:42.450
Und das war nicht die Kommission, sondern das war der Rat. Auch unser Bundeskanzler hat gesagt nein nein, das wollen wir nicht, das wollen wir nicht in Brüssel haben.
01:43:42.910 --> 01:43:50.970
Und dass die Dinge- wie die Dinge zusammenhängen hätte man schon einiges- man hätte vielleicht einige andere Sachen nicht nach Brüssel geben sollen.
01:43:55.880 --> 01:44:09.420
Es ist schon so, dass diese Schlüssel- die- also für uns damals das Fulbright Programm war
01:44:11.820 --> 01:44:24.570
und dass diese Auseinandersetzung mit einem anderen System- Kultur ist nicht so dramatisch, ich mein
01:44:24.570 --> 01:44:31.650
natürlich sind die Franzosen anders als wir und haben verschiedene andere kulturelle Aspekte,
01:44:32.000 --> 01:44:43.020
aber im Grunde genommen ist es so als wenn's Cousins wären. Aber die Auseinandersetzung ist das Entscheidende.
01:44:43.020 --> 01:44:50.110
Und das zu ermöglichen war eben für uns damals über's Fulbright Programm möglich.
01:44:50.110 --> 01:45:01.020
Also ich- wie gesagt, das war- es ist in der Öffentlichkeit, auch in der Politik völlig unterschätzt, welche Rolle das gespielt hat.
01:45:02.000 --> 01:45:11.770
Das ist nicht nur in den Medien, nicht, ich hab früher die Medien kritisiert, aber es ist auch in der Politik so.
01:45:16.680 --> 01:45:23.080
Ja also ich kann das relativ gut sagen. Natürlich überschneidet sich das mit der Universität.
01:45:24.400 --> 01:45:31.820
Man muss Fulbright, jedenfalls damals, immer gemeinsam sehen mit der Universitätserfahrung.
01:45:32.170 --> 01:45:43.080
Denn das Fulbright Programm war ja für uns nichts getrenntes von dem Erlebnis, also die Brücke zu sein in die Universität XY.
01:45:43.940 --> 01:46:03.310
Und es ist völlig klar, dass die- dass das Erlebnis einer anderen Universitätsstruktur und Didaktik ausschlaggebend war.
01:46:04.280 --> 01:46:21.710
Wir haben zu arbeiten gelernt, wir haben in einer Fremdsprache zu arbeiten gelernt, wir haben eine Betreuung kennengelernt, die uns wirklich weitergebracht hat.
01:46:23.880 --> 01:46:31.200
Und das waren lauter Elemente die wir eben hier nicht kannten damals.
01:46:32.570 --> 01:46:41.540
Ich muss Ihnen sagen ich hab dann in meiner beruflichen Tätigkeit, vor allem im Ministerium
01:46:41.540 --> 01:46:51.200
ja mit allen internationalen Organisationen zu tun gehabt. Ich hab hab im Europarat begonnen, dann OECD gemacht, UNESCO gemacht,
01:46:51.420 --> 01:47:00.110
mein großes Erlebnis war die EU. Und das war in Fremdsprachen.
01:47:01.020 --> 01:47:11.650
Also mein Französisch ist nicht gut genug, aber ich bewege mich im Italienischen, es hat- es war immer sehr nett mit den Italienern.
01:47:12.110 --> 01:47:21.200
Aber ich habe Englisch und Deutsch ja gleichwertig beruflich gebraucht.
01:47:23.770 --> 01:47:34.220
Und ich will es nicht beschönigen, man macht in einer Fremdsprache ja immer Fehler, aber auf welche Stufe kommt man in der Fremdsprache?
01:47:34.570 --> 01:47:42.340
Und ich war eben in der EU und auch in der OECD, war ich Berichterstatter und Vorsitzender,
01:47:42.570 --> 01:47:57.250
und Beiträger für Papiere, Arbeitspapiere und die waren selbstverständlich auf Englisch, und das musste ja in Ordnung sein.
01:47:57.650 --> 01:48:08.220
Ich kann mich noch heute erinnern, ich hab ein Arbeitspapier zu schreiben gehabt über die Klein- und Mittelbetriebe, und der Vorsitzende war ein Ire,
01:48:08.220 --> 01:48:20.620
in der EU, und sagt also- zuerst ist es üblich in der EU und in diesen internationalen Gremien, zuerst wird man gelobt.
01:48:21.140 --> 01:48:32.340
bevor man dann zerrissen wird. Also haben alle gelobt. Und der Ire sagt: "ja man muss schon sagen, sein Englisch ist nicht aggressiv."
01:48:37.940 --> 01:48:44.170
Nicht und dann kommt die politische Diskussion und dann wird das Papier eben verändert.
01:48:44.170 --> 01:48:51.820
Und diese Stufe zu erreichen wäre ohne Fulbright und Amerika nicht gelungen.
01:48:52.000 --> 01:49:00.000
Denn es geht- alles das kann man nicht wirklich in einem Sprachkurs lernen. Das muss man üben.
01:49:00.450 --> 01:49:08.400
Man muss ausgesetzt sein der Frage 'jetzt schreib einmal diese Textsorte."
01:49:09.540 --> 01:49:16.680
Und das ist für mein Berufsleben entscheidend gewesen, auch im Deutschen.
01:49:18.220 --> 01:49:25.140
Zu wissen wie man einen akademischen Aufsatz schreibt, wie man ein Arbeitspapier schreibt, wie man ein Manifest schreibt,
01:49:25.140 --> 01:49:38.110
wie man einen Antrag schreibt, ja, wie man ein Urteil schreibt, das sind alles Geschicklichkeiten wenn man so will, die man üben muss bevor man sie kann.
01:49:38.110 --> 01:49:40.170
Und das dann in einer anderen Sprache.
01:49:40.170 --> 01:49:48.970
Also in der ganzen Migrationsfrage muss man schon sagen, können die Wiener Deutsch?
01:49:49.770 --> 01:49:57.600
Es wird ja immer von den Leuten gesprochen mit Migrationshintergrund. Ich wohne ja hier in einem Bezirk der sehr gemischt ist.
01:49:58.110 --> 01:50:09.310
Die Kinder können alle alles. Aber wirklich gut Deutsch können sie nicht. Also das war ich glaube das Entscheidende.
01:50:10.740 --> 01:50:17.080
Das viele andere Sachen wunderbar waren, dass es mir gut gegangen ist, dass nichts passiert ist,
01:50:17.710 --> 01:50:26.050
dass ich eine Frau gewonnen habe, das ist alles wunderbar, das kann woanders auch passieren.
01:50:26.050 --> 01:50:31.600
Also wenn ich in Frankreich gewesen wäre oder in England, dann wäre es wahrscheinlich auch passiert.
01:50:32.850 --> 01:50:35.710
Aber das Andere wäre nicht so gut passiert.
01:50:40.220 --> 01:50:48.340
Ich mein Sie sind nicht nur ein Interview, sondern es ist ein Interview einer Sache, wie ich gesagt habe, die mein Leben bestimmt hat.