WEBVTT 00:00:04.900 --> 00:00:13.460 Mein Name ist Margarethe, passt gar nicht zu dem, dass alle zu mir Kitty sagen. 00:00:13.460 --> 00:00:21.180 Aber mein Vater hat meine Mutter als Kitty benannt und die haben dann mir das weitergegeben. 00:00:21.180 --> 00:00:26.060 Und darum bin ich die Margarethe am Papier und die Kitty im Leben. 00:00:26.060 --> 00:00:41.860 Ich bin am 7.9.33 in Wien geboren. Habe die schweren 34er Jahre 00:00:41.860 --> 00:00:55.860 nicht miterlebt, weil ich noch zu klein war. Meine Mutter und mein Vater, die wohnten im 00:00:55.860 --> 00:01:03.540 dritten Bezirk - nein, nicht ganz richtig. Sie wohnten eigentlich in Kaisermühlen. Und in Kaisermühlen 00:01:03.540 --> 00:01:11.980 da haben sie eine Wohnung gehabt, eine kleine Wohnung und die haben sie dann getauscht 00:01:11.980 --> 00:01:23.260 auf eine etwas Größere. Dort bin ich aufgewachsen. Die ersten Jahre weiß ich nur aus Erzählungen. 00:01:23.260 --> 00:01:33.420 Erlebt habe ich sie nicht. Das heißt, erlebt habe ich sie schon aber ich habe sie nicht geistig vor mir. 00:01:33.420 --> 00:01:48.020 Wir waren in Kaisermühlen oft mit den Eltern, mit Schwiegermutter und Mutter beisammen und wir sind auch 00:01:48.020 --> 00:02:03.700 viel an der alten Donau gewesen und es waren noch relativ ruhigere Zeiten. Und mein Vater hat am Strand an der alten Donau 00:02:03.700 --> 00:02:18.780 ein Boot gehabt und wir durften dort an der alten Donau mit dem Boot auch fahren, baden und viel Spaß haben. Das waren so die ersten 00:02:18.780 --> 00:02:27.580 Eindrücke, die ich von dieser Zeit habe. Mein Vater war Straßenbahner und meine Mutter war zu Hause. 00:02:27.580 --> 00:02:43.340 Und das war ein angesehener Beruf und wir waren recht gut situiert durch diese Anstellung die er hatte. 00:02:43.340 --> 00:02:56.100 Das ging lange Zeit gut und ich habe noch ein ganz ein nettes Erlebnis in Sicht. Das war zu Weihnachten, 00:02:56.100 --> 00:03:09.660 das war im 36er, 37er Jahr. Da war Weihnachten und mein Vater hat Marzipanstangerl gebracht und die sollten auf 00:03:09.660 --> 00:03:18.180 den Christbaum kommen aber meine Mutter und ich wir sind im Bett gesessen, haben ihm zugeschaut wie er den Baum 00:03:18.180 --> 00:03:26.860 aufputzt und haben die Marzipanstangerl gegessen. Das war eine ganz eine gute Erinnerung, die ist mir geblieben, 00:03:26.860 --> 00:03:37.020 also muss es für mich auch sehr gut gewesen sein. Ich habe es genossen. Da haben wir gehabt eine Zimmer-Küche-Kabinett 00:03:37.020 --> 00:03:49.100 Wohnung und im Zimmer war das Doppelbett und der Tisch und dort war der Christbaum. Das war - ungefähr, ich kann es nicht 00:03:49.100 --> 00:04:06.780 genau sagen aber im 37er Jahr. Dann war die Zeit, wo ich sehr behütet war und wo es für mich sehr gut war. 00:04:06.780 --> 00:04:17.780 Ich habe alles gehabt, war behütet, beschützt und gut aufgehoben. Dann kam die Zeit wo ich in die Schule kam und das war 00:04:17.780 --> 00:04:29.060 im Jahre 39. Und im 39er Jahr waren schon diese Unruhen. Ich habe es nicht ganz mitgekriegt aber da hat schon 00:04:29.060 --> 00:04:35.420 begonnen die Zeit des zweiten Weltkriegs - die Hitler Zeit. 00:04:39.300 --> 00:04:50.060 Ich weiß noch ganz genau, ich bin in die erste Klasse gekommen und wir haben damals, jeder nur ein Heft bekommen 00:04:50.060 --> 00:05:00.820 und einen Bleistift und wenn wir den Bleistift, wenn der abgeschrieben war, dann hat man müssen den Stummel zurückgeben 00:05:00.820 --> 00:05:10.100 und dann hat man einen Neuen bekommen. Selber kaufen und so war schon nicht mehr möglich. In der Schule hast du das gekriegt, was 00:05:10.100 --> 00:05:23.620 du brauchst. In der Zeit bin ich dann auch noch in die zweite Klasse gekommen in Wien. Das war die Zeit der Erstkommunion. 00:05:23.620 --> 00:05:36.540 Und bei der Erstkommunion, da haben wir alle ein Kleid bekommen, dass alle ganz gleich ausgeschaut haben. Das war ein weißes Kleid 00:05:36.540 --> 00:05:45.860 mit zwei blauen Streifen und zwar bis zum Boden und wir waren ganz seelig mit diesen. Wir waren alle die Schönsten. Und ich weiß noch 00:05:45.860 --> 00:05:56.300 wie sehr wir uns gefreut haben und wie wichtig wir damals gewesen sind. Die Wichtigkeit war besonders. Aber es war schon in der 00:05:56.300 --> 00:06:17.100 Kriegszeit. Es war am Anfang, es war in den 40er. Diese Zeit wurde für mich immer enger in der Freiheit. Ich durfte dann nicht mehr 00:06:17.100 --> 00:06:29.740 mit allen über alles reden und ganz Groß ist gekommen, was zu Hause gesprochen wird, wird nicht nach außen getragen und 00:06:29.740 --> 00:06:44.940 dieser Aspekt wurde hochgehalten und ich habe wohl können im Park unten Ball spielen und mit den Freundinnen tollen aber 00:06:44.940 --> 00:06:58.940 erzählen war verboten und mein Vater der war bei den Funkern. Er wurde dann zum Militär einberufen und war bei den Funkern 00:06:58.940 --> 00:07:08.300 und er hat auch zu Hause dann immer, im hintersten Eck des Zimmers das Radio abgehört und hat immer versucht 00:07:08.300 --> 00:07:19.900 die ausländischen Sender zu empfangen und da war es auch so, dass seine Mutter mit ihm bei uns in der Wohnung gesessen ist 00:07:19.900 --> 00:07:29.700 und meine Mutter vor Angst vergangen ist, dass da irgendwo jemand am Gang zuhören könnte und das irgendetwas 00:07:29.700 --> 00:07:43.020 nach außen dringt. Da wurde ich auch immer wieder weggeholt und ich durfte dort nicht hin. Natürlich, was man nicht darf ist 00:07:43.020 --> 00:07:54.340 immer das Wichtigste. Und ich wollte immer wissen, was da vorgeht, warum sie das machen aber es wurde mir nicht erklärt und 00:07:54.340 --> 00:08:09.780 nicht gesagt. Je weniger ich wusste, um so weniger konnte ich ausplaudern. Dann ist es - das war diese Zeit, die eigentlich 00:08:09.780 --> 00:08:27.780 die Zeit der Enge geworden ist. Je weniger man nach außen konnte, um so eingesperrter fühlte man sich. In der Schule, war es doch noch 00:08:27.780 --> 00:08:39.100 lustig. Ich glaube, es ging allen anderen ebenso wie mir, wir haben getollt, gespielt aber wir haben nichts von zu Hause - es wurde nichts 00:08:39.100 --> 00:08:52.580 von zu Hause nach außen getragen. Auch von den Anderen nicht. Dann ist die Zeit gewesen, wo der Krieg begonnen hat. 00:08:52.580 --> 00:09:08.740 Mein Vater musste einrücken und es wurde angeordnet, dass alles was man für das Heer braucht, was man zu Hause hat, soll man 00:09:08.740 --> 00:09:21.340 abgeben. Ob das die Skier waren oder sonstige Gegenstände. Da gab es Sammelstellen und dort hat man diese Dinge abgeben müssen 00:09:21.340 --> 00:09:39.700 oder können. Wie ist das dann weitergegangen... Dann war mein Vater beim Militär und meine Mutter verging vor Angst. Jeden Tag 00:09:39.700 --> 00:10:00.900 aufs Neue. Im 41er Jahr, da war er dann im Waldviertel stationiert. Dann hat er gemeint, meine Mutter und ich sollten ins Waldviertel 00:10:00.900 --> 00:10:19.900 nachkommen. Er wollte uns von Wien hinausbringen. Wir haben dann auch tatsächlich die Wohnung verlassen und sind nach Weinpolz 00:10:25.500 --> 00:10:46.180 Dort haben wir in einem Bauernhof, in einem Nebenhaus gewohnt. Ich weiß nur, dass es dort kein Klo gegeben hat, das ist mir noch in 00:10:46.180 --> 00:10:56.220 Erinnerung und das ist eine Kindheitserinnerung. Da hat es nur das Plumplsklo im Hof gegeben und das war kalt und schirch und wah 00:10:56.220 --> 00:11:04.340 und ich wollte dort nicht gehen, dafür bin ich immer in den Weingarten, hinter die Weinstauden gelaufen und bin dort gegangen. 00:11:04.340 --> 00:11:15.580 Aber die ander Zeit natürlich - die Zeit ging vorüber und ich musste auch dort in die Schule. In Weinpolz gibt es an der Anhöhe 00:11:15.580 --> 00:11:27.860 wenn man nach Weinpolz kommt, eine einklassige Volksschule und dort bin ich dann in die Schule gegangen. War natürlich 00:11:27.860 --> 00:11:38.420 den anderen Kindern unterlegen, denn die haben sich ausgekannt. Im Waldviertel hat es viel Schnee gegeben und wir haben nur so 00:11:38.420 --> 00:11:48.140 Holzschuhe gehabt und an den Holzschuhen unten, hat es Kufen gegeben und mit diesen Kufen-Schuhen sind wir in die Schule 00:11:48.140 --> 00:12:02.540 und dann den Berg hinunter - also andere Schuhe haben wir gar nicht gebraucht. Das ist gegangen, bis zur vierten Klasse 00:12:02.540 --> 00:12:24.020 und dazwischen aber ist im 41er Jahr mein Vater auf Urlaub gekommen und da haben sich meine Eltern getroffen und 00:12:24.020 --> 00:12:36.900 da ist meine Schwester entstanden und das war für meine Mutter nicht sehr hilfreich und für mich auch nicht. Wir sind dann zurück nach 00:12:36.900 --> 00:12:51.620 Wien. Sind dann eine zeitlang in Wien gewesen und da sind dann die Bombenangriffe gekommen. Das heißt es haben die Alarmanlagen 00:12:51.620 --> 00:13:06.100 funktioniert und die Alarmanlagen angezeigt, wenn es dreimal auf und ab heulen, dann muss man in den Keller. Ich weiß noch, wir 00:13:06.100 --> 00:13:14.780 sind im dritten Stock gestanden, meine Mutter hat dann meine Schwester am Arm gehabt, im 42er Jahr und es haben die Sirenen 00:13:14.780 --> 00:13:28.100 geheult und sie war verzweifelt. Ich habe dann das Flascherl genommen und ich habe die restlichen Dinge, die man dazu braucht, 00:13:28.100 --> 00:13:39.340 wenn man in den Keller geht, habe ich mitgenommen. Dann sind wir in den Keller. Das war ein kalter, nasser Keller, finster. 00:13:39.340 --> 00:13:55.900 Eigentlich schrecklich. Da hat meine Mutter gesagt, wir gehen wieder ins Waldviertel und haben dann wieder zusammengepackt und sind 00:13:55.900 --> 00:14:08.660 ins Waldviertel. Bevor wir aber ins Waldviertel gingen, haben sie meine Schwester noch getauft. Da ist mein Vater, heimlich 00:14:08.660 --> 00:14:23.020 nach Hause gekommen, nur, dass er bei der Taufe dabei war und dann ist er wieder zurück zur Armee und wir sind ins Waldviertel. 00:14:23.020 --> 00:14:39.620 Und von dort - da war dann die Zeit, dass ich Schule wechseln musste, die Volksschule. Es war eigentlich eine gute Volksschule 00:14:39.620 --> 00:14:53.100 ich kann mich erinnern, wir waren nur in einem Zimmer, waren ungefähr 15 Kinder und die Großen haben den Kleinen gelernt, 00:14:53.100 --> 00:15:02.700 was sie brauchten und sind ihnen beigestanden und wenn die Großen gearbeitet haben, haben wir irgendetwas schreiben können 00:15:02.700 --> 00:15:15.940 Es war ein guter Unterricht, es hat uns gut getan. Das war eben dann auch zu Ende. Dann musste ich nach Waidhofen in die 00:15:15.940 --> 00:15:32.660 Hauptschule gehen und das heißt, Hauptschule beginnt um acht Uhr. Es gibt ja nicht einen Autobus hat es nicht gegeben, wir mussten 00:15:32.660 --> 00:15:43.540 schauen, dass wir den Milchbauern erwischten. Mit dem Milchbauern, der mit Pferd und Milch nach Waidhofen gefahren ist, der hat uns 00:15:43.540 --> 00:15:53.260 dann mitgenommen und dort sind wir in Waidhofen in die Schule gekommen. Und einmal war ich zu spät dran - wir waren vier 00:15:53.260 --> 00:16:02.900 Mädls und einmal bin ich zu spät gekommen und da war der schon weg. Die Anderen waren auch weg und ich bin übrig geblieben 00:16:02.900 --> 00:16:12.300 und habe mir gedacht, ich gehe zur Bahnstation - weiß Momentan nicht, wie die heißt - aber es war nicht weit aber es war durch den 00:16:12.300 --> 00:16:25.980 Wald und es war Schnee und ich bin dort hin gestapft, durch den Wald, alleine, einsam zum Zug und wie ich hingekommen bin 00:16:25.980 --> 00:16:38.740 habe ich nur mehr das rote Licht gesehen und da war ich sehr traurig. Ich kann mich heute noch erinnern, wenn ich daran denke 00:16:38.740 --> 00:16:53.260 rührt es mich immer noch, wie verlassen ich mir damals vorgekommen bin. Aber es hat ja nichts genutzt, bin wieder zurück, wieder nach 00:16:53.260 --> 00:17:07.580 Hause und am nächsten Tag zeitgerecht aufgestanden. Wenn man in die Schule gekommen ist in Waidhofen, da hat es 00:17:07.580 --> 00:17:18.260 in dem Klassenzimmer - da gab es einen großen Ofen, der wurde geheizt und alle haben Schafwoll-Jacken angehabt 00:17:18.260 --> 00:17:30.860 oder Schafwoll-Bekleidung und da hat es gestunken, dass war ganz furchtbar. Aber man hat es ausgehalten. Bis zum nach 00:17:30.860 --> 00:17:41.380 Hause gehen waren meistens unsere Jacken auch trocken. Das war immer im Winter. Im Sommer war es leichter, da sind wir mit dem 00:17:41.380 --> 00:17:51.580 Rad gefahren und weil ich aber klein war und das Rad hoch und groß war, habe ich ein Herrenrad gehabt. Bei dem Herrenrad 00:17:51.580 --> 00:18:00.060 habe ich nicht am Sitz sitzen können, sondern musste ich so durchsteigen. Dann bin ich beim Rad durchgestigen und bin so 00:18:00.060 --> 00:18:11.660 diese acht Kilometer in die Schule gefahren. Das sind so die Erinnerungen die mir geblieben sind. In der Zwischenzeit 00:18:11.660 --> 00:18:25.980 hat mein Vater den Posten in Weinpolz den er dort gehabt hat wechseln müssen und ist näher in das Kriegsgeschehen gerückt. 00:18:25.980 --> 00:18:41.900 Ich weiß nicht mehr genau den Ort, wo er gewesen ist aber er war nicht mehr in Weinpolz stationiert. Von dort weg ist er dann 00:18:41.900 --> 00:18:58.260 nach Russland gekommen. Das heißt er wurde dann beordert in die Armee, die nach Russland gefahren ist und diese Zeit 00:18:58.260 --> 00:19:14.900 das war Winter, das war Februar, Februar 43. Ja, ich glaube das war Februar 43 - nein, das war schon 44. Es war Februar 44 00:19:14.900 --> 00:19:35.140 und er war in Russland und er hat noch einen Brief geschrieben "Habt keine Angst, es ist nicht für jeden eine Kugel gegossen". 00:19:35.140 --> 00:19:45.860 Trotzdem, hat ihn eine Kugel erwischt. 00:19:55.260 --> 00:20:05.140 Und ich bin aus der Schule gekommen und bin den Weg durch den Schnee nach Hause gegangen und wir haben noch geblödelt und 00:20:05.140 --> 00:20:12.860 haben die Schneemanderl in den Schnee - haben uns fallen lassen und haben diese Schneemanderl gemacht. Und wie ich nach Hause 00:20:12.860 --> 00:20:25.260 gekommen bin, war eben die Botschaft da, mein Vater ist tot. 00:20:35.560 --> 00:20:45.140 Das war ein großer, großer Schlag für uns alle. Meine Mutter war verzweifelt, meine Schwester war zwei Jahre alt 00:20:45.140 --> 00:21:03.340 Meine Großmutter, die Mutter meiner Mutter, war die tapferste Frau. Sie war bei uns und sie hat uns über den Berg geholfen und sie hat 00:21:03.340 --> 00:21:19.900 uns auch dann getröstet, obwohl sie selbst ganz kurz danach ihren Sohn im Krieg verloren hat. 00:21:34.100 --> 00:21:55.740 Und ich weiß, das Begräbnis war in Wien, wir mussten nach Wien und da haben wir noch vorher ein Frühstück - ich weiß nicht mehr was 00:21:55.740 --> 00:22:14.060 das wirklich war. Es war einfach ganz schlimm. Und da haben wir so einen Spirituskocher gehabt und auf diesen Spirituskocher 00:22:14.060 --> 00:22:27.260 haben sie für meine Schwester das Flascherl noch gewärmt. Der ist dann noch zu allem Unglück - hat er zu brennen begonnen. 00:22:27.260 --> 00:22:43.220 Wir haben dann nur Decken darüber gelegt um das Feuer zu löschen und sind dann eben, so wie wir waren - ich weiß nicht mehr wie wir 00:22:43.220 --> 00:22:54.660 nach Wien gekommen sind. Womit und wie, das weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass wir dann in Kaisermühlen in der Kirche uns 00:22:54.660 --> 00:23:11.660 wiedergefunden haben. Das dazwischen hab ich nicht mehr. Ich war damals 11 Jahre, da hat mir meine Großmutter, die Mutter 00:23:11.660 --> 00:23:34.900 meiner Mutter, ein schwarzes Kleid genäht. Das war einfach schlimm. Und in der Kirche, dieser aufgestellte Tatafalg, nur trauernde 00:23:34.900 --> 00:23:38.020 Menschen... 00:23:43.620 --> 00:23:47.020 Ja, so war das. 00:23:51.020 --> 00:24:09.100 Aber alles geht vorüber und wir sind dann nocheinmal zurück nach Weinpolz. Da hat es dann noch die Schwester meines Vaters und 00:24:09.100 --> 00:24:20.540 seine Mutter waren dann noch mit im Spiel, denn alle waren betroffen und meine Tante - also die Schwester von meinem Vater, sie 00:24:20.540 --> 00:24:35.180 ist dann auch draußen gewesen. Meine Mutter hat sich mit ihnen nicht verstanden und es hat sich dann die Familie auseinander gelebt. 00:24:40.700 --> 00:24:53.260 Da bin ich noch im letzten Kriegsjahr - da war ich dann noch bei einer Vereinigung, die hat geheißen, BDM. Bund deutscher Mädchen. 00:24:53.260 --> 00:25:12.260 Die haben uns irgendwie eine Heimat geboten. Da haben wir Theater gespielt. Ich kann mich erinnern, da habe ich die Hexe gespielt. 00:25:12.260 --> 00:25:22.260 War die Hexe und mein Spruch war "Huihui summsilisei, komm schnell auf deinem Besen herbei. Habe tausend Meilen zurück gelegt, 00:25:22.260 --> 00:25:31.540 bin über Wiesen und Felder gefegt...". Wie es weitergegangen ist, weiß ich nicht mehr aber dieser Spruch ist mir noch geblieben. 00:25:31.540 --> 00:25:45.980 Da sind wir dann mit dieser Truppe nach Zwettl gefahren und das war schon Ende 44. Und in Zwettl hätten wir dort spielen sollen. 00:25:45.980 --> 00:26:04.180 In dem Zusammenhang, wie wir dort waren, sind die Bomber gekommen. Die Flieger mit den Bomben. Es hat die Sirene geheult 00:26:04.180 --> 00:26:19.660 und es hat geheißen, alles irgendwo weg und in Deckung. Wir waren wieder die drei Mädchen und wir wollten nach Hause und es ist aber 00:26:19.660 --> 00:26:32.180 von Zwettl nach Weinpolz ist es ja eine größere Strecke und da haben wir müssen über Felder. Indem wie wir gelaufen sind, sind die 00:26:32.180 --> 00:26:45.660 Tiefflieger gekommen. Da haben wir uns in die Furchen fallen lassen und sind dann lange Zeit, so lange es irgenwo ein Flugzeuglärm war 00:26:45.660 --> 00:26:59.980 dort liegen geblieben und die Bomber haben den Zug erwischt. Wären wir im Zug geblieben, wäre ich heute nich mehr. Da sind alle 00:26:59.980 --> 00:27:09.220 damals umgekommen und wir sind stundenlang dort im Feld gelegen und haben uns dann, wie es dunkel geworden ist, in den Wald 00:27:09.220 --> 00:27:19.540 gerettet und in dem Wald, sind wir dann noch so lange geblieben, bis uns jemand - ich weiß aber nicht mehr wer das war und woher der 00:27:19.540 --> 00:27:30.140 gekommen ist aber es hat uns dann jemand gefunden und hat uns nach Hause gebracht. Wie das gegangen ist, ist mir nicht mehr klar. 00:27:30.140 --> 00:27:46.180 Aber damals hat es viele Tote gegeben. Das war die Zeit, ganz knapp vor Kriegsende. Das heißt, es war im Oktober, November 44 00:27:46.180 --> 00:28:01.460 und dann ist eben. Dann ist es immer ärger geworden. Die Bombardements sind stärker geworden. Wir haben am Land 00:28:01.460 --> 00:28:14.580 also in Weinpolz selbst, haben wir Gefangene - haben die Deutschen die Gefangenen abgesetzt und die Deutschen haben dort 00:28:14.580 --> 00:28:34.140 im Stall eine Brotbackmaschine gehabt. Dort haben sie Brot gebacken und von dort haben wir dann Brot gekriegt. Die Gefangenen 00:28:34.140 --> 00:28:54.460 haben müssen in Weinpolz arbeiten, bei den Bauern. Da waren Franzosen... An die Franzosen kann ich mich noch erinnern. 00:28:54.460 --> 00:29:10.660 Die habe ich noch im Gedächtnis und die Frauen, die da mitgefangen wurden, da hat meine Großmutter aus Decken von den Pferden 00:29:10.660 --> 00:29:25.580 für die Mäntel geschneidert, denn sie war Schneiderin. Die haben uns dann Eier und Milch und Nahrungsmittel gebracht. Sie hat die 00:29:25.580 --> 00:29:36.100 Decken von den Pferden - ich weiß nicht wo sie das hergehabt haben, sie werden es wahrscheinlich genommen haben. Aber die Bauern 00:29:36.100 --> 00:29:49.820 haben nichts dazu gesagt und haben das eigentlich auch zugelassen. Sie hat die Decken zu Mäntel verarbeitet. Das war diese letzten 00:29:49.820 --> 00:30:06.580 Tage und da waren die Gefangenen und dann sind die Deutschen gekommen. Die Deutschen sind nur durchgezogen und dann hat es 00:30:06.580 --> 00:30:26.340 geheißen, es ist der Krieg zu Ende. Aber vorher ist noch einiges was mir einfällt. Das Vorhergehende war, das wir - wir haben aus Wien 00:30:26.340 --> 00:30:42.140 unsere Wertsachen nach Weinpolz geholt. Diese Wertsachen, war ein Radio und ein paar bessere Kleidungsstücke, weil viel mehr 00:30:42.140 --> 00:30:55.100 haben wir auch gar nicht gehabt. Die haben wir in Weinpolz vergraben. Und zwar in einer Dreschmühle und das war ein Balken 00:30:55.100 --> 00:31:08.980 den hat man gedreht und dann hat man das Korn damit dreschen können. Das ist noch ein Teil der zum Vorhergehenden dazugehört 00:31:08.980 --> 00:31:25.100 Dann - Beistrich, jetzt gehe ich wieder zurück zu dem Zeitpunkt des Kriegsende. Dann hat es geheißten der Krieg ist aus und dann sind 00:31:25.100 --> 00:31:26.780 Russen gekommen. 00:31:33.980 --> 00:31:47.140 Und dann war es wieder ganz schlimm. Vor den Russen sind die meisten Bauern auch geflohen. Haben Pferd und Wagen genommen, 00:31:47.140 --> 00:31:59.860 haben ihr Gut auf den Wagen gelegt, haben eine Plane darüber gegeben und wollten davon. Wollten wo die Russen gekommen sind 00:31:59.860 --> 00:32:12.380 weg. Und da sind aber die Russen schneller gewesen und da waren diese Übergriffe, Vergewaltigung und da haben sie uns 00:32:12.380 --> 00:32:28.020 egal als Frau, jede Frau, jedes Mädchen, wurden wir verkleidet. Haben uns auf Alt getrimmt, so dass sie uns nicht finden und uns nicht 00:32:28.020 --> 00:32:42.980 als Vergewaltigungsopfer nehmen können. Dann haben die Russen, alles was sie gefunden haben auch für sich eingesteckt. 00:32:42.980 --> 00:33:03.660 Und dieser Durchzug der Russen, das ist weitergegangen bis nach Wien. Da war eben 45 war der Krieg zu Ende, die Russen waren 00:33:03.660 --> 00:33:16.100 in Wien. Es waren alle vier Mächte in Wien und wir haben in Kaisermühlen war ein Russenviertel, dort haben die Russen zuständig 00:33:16.100 --> 00:33:30.780 und in der Zwischenzeit wurde ja auch Wien sehr stark bombardiert. Bevor der Krieg eben aus war, da war ja noch das Bombardement, 00:33:30.780 --> 00:33:43.940 wo Wien sehr stark hergenommen wurde. Da hat es auf der Donauinsel, hat es unendlich viele Einschläge von Bomben gegeben, 00:33:43.940 --> 00:33:58.860 die Bombentrichter. Und die Häuser in Kaisermühlen, so wie ich zurückgekommen bin waren ziemlich getroffen. Unseres ist noch 00:33:58.860 --> 00:34:09.700 in Ordnung gewesen. Unsere Wohnung ist noch bestanden gewesen. Wir haben aber keine Fenster - es gab keine Fenster. 00:34:09.700 --> 00:34:22.900 Es haben die Tauben am Kasten genistet, es war alles durcheinander und die Nachbarin hat uns erzählt, dass die Russen 00:34:22.900 --> 00:34:33.140 eine Flasche von, sie glaubt es war irgendwie ein Wein oder sowas, aus unserem Kasten genommen haben. Es war aber 00:34:33.140 --> 00:34:42.940 in Wirklichkeit ein Eau de Cologne, was mein Vater meiner Mutter, wie er in Frankreich war geschickt hat. Die haben das Eau de Cologne 00:34:42.940 --> 00:34:46.780 also das war dann die lustige Seite. 00:34:52.660 --> 00:35:07.420 Ich bin dann in den Hort, in der Klosterschule gewesen. Ich wollte immer ins Internat. Ich weiß nicht warum aber ich war 00:35:07.420 --> 00:35:18.460 begeistert von einem Internat und wollte dort hin. Ich bin aber nicht dazugekommen, weil ich eben - weil die Zeit so schnell 00:35:18.460 --> 00:35:25.220 vergangen ist. Ich bin schneller groß geworden, als ich ins Internat kam. Da habe ich dann meine Schwester wollen 00:35:25.220 --> 00:35:34.180 ins Internat bringen und sie hat gar keine Lust gehabt. Sie hat sich mit Händen und Füßen gewehrt dort hin zu kommen. Ich habe 00:35:34.180 --> 00:35:46.060 ihr alles mögliche versprochen und sie ist aber nicht gegangen und ich war dann im Hort und wie die Schule aus war, war ich eben 00:35:46.060 --> 00:36:00.260 14 und habe dann im Hort dort gleich zu arbeiten begonnen. Habe dort gleich einen Platz gekriegt als Helferin und habe im Hort 00:36:00.260 --> 00:36:13.020 zwei Jahre als Helferin im Kloster - die Klosterschwestern führten dieses Internat und den Hort - dort habe ich arbeiten dürfen. 00:36:13.020 --> 00:36:29.180 Das war eine sehr gute und lustige Zeit. Der Hort war sehr gut - war gut geführt. Ich glaube viel habe ich von dort mitgenommen 00:36:29.180 --> 00:36:42.780 um für meinen Beruf weiterzuarbeiten. Berufsbedingt bin ich dort gewesen und habe alles genossen, was man dort genießen kann. 00:36:42.780 --> 00:36:54.980 Wir haben die Schwestern geärgert - um vier Uhr in der Früh haben wir Fenster geputzt für den Hort. Und alles mögliche angestellt 00:36:54.980 --> 00:37:07.700 und es war eine lustige Zeit und die Schwestern waren gütig. Die haben sich von uns wirklich tyrannisieren lassen. 00:37:07.700 --> 00:37:21.660 Das war die Zeit, wo ich dann auch dort gearbeitet habe und bin von dort dann in die Kenyongasse gekommen. In die Berufsschule für 00:37:21.660 --> 00:37:34.500 Kindergärtnerinnen. Und habe dort angefangen zu studieren, habe dort meinen Abschluss gemacht und weil ich eigentlich 00:37:34.500 --> 00:37:41.940 weil sie gespürt haben, dass ich ein Gefühl habe für Kinder, haben sie mich gleich dort behalten und haben mich gleich dort angestellt. 00:37:41.940 --> 00:37:54.940 Ich war dann als Kindergärtnerinn in der berufsausbildenden Schule angestellt. Das war sehr gut, hat mir gefallen 00:37:54.940 --> 00:38:10.660 und in der Zwischenzeit habe ich die Schwestern - ja genau, das war es - die Schwestern auch sehr gemocht, es hat mir sehr gefallen, 00:38:10.660 --> 00:38:22.380 das Klosterleben war gut. Ich habe mir gedacht, aha, jetzt gehst du auch ins Kloster und bin - in Hacking hat es das Mutterhaus gegeben 00:38:22.380 --> 00:38:33.620 und im Mutterhaus habe ich mich angemeldet und bin mit meiner Freundin gewesen und wir haben uns beide angemeldet, 00:38:33.620 --> 00:38:44.740 Klosterschwestern zu werden. In der Zwischenzeit hat es meine Mutter erfahren, war völlig fertig, hat das nicht durchgehen lassen 00:38:44.740 --> 00:38:52.860 wollen. Das gibt es nicht, du kannst nicht ins Kloster gehen, das ist nicht möglich. Ich bin nach Hacking gefahren, 00:38:52.860 --> 00:39:02.300 sie hat gewusst dass ich hin, sie ist hinter mir mit der Tramway nachgefahren und wie ich in Hacking fertig war, ist sie angekommen 00:39:02.300 --> 00:39:10.460 und ich bin wieder eingestiegen und in die andere Richtung gefahren. Das hat sich über Tage so abgespielt und meine arme Mutter 00:39:10.460 --> 00:39:27.100 hat eigentlich meine Schwester die 14 war behüten müssen und mich vor dem Kloster retten müssen und war ziemlich angestrengt. 00:39:27.100 --> 00:39:37.780 Musste eigentlich eine Menge aushalten. Damals war ich bitterböse auf sie und habe sie überhaupt nicht gemocht. Sie hat mir mein - 00:39:37.780 --> 00:39:49.340 nimmt mir mein Leben weg und - also ich habe ihr ganz schön viel anschauen lassen. In der Früh bin ich immer in Kaisermühlen 00:39:49.340 --> 00:39:58.660 bin ich vom Schüttauplatz, wo ich gewohnt habe, ins Kloster gegangen, dort war eine Frühmesse und ich war fromm 00:39:58.660 --> 00:40:13.700 bis zum geht nicht mehr und bin dort mit dem Katholizismus eins gewesen und habe mir dort wirklich auch mein zu Hause aufgebaut 00:40:13.700 --> 00:40:28.220 Meine Schwägerin, die hatte auch in der Schüttaustraße gewohnt und die war auch im Kloster tätig aber sie war nicht so wie ich 00:40:28.220 --> 00:40:36.260 sondern sie hat eine Buchhandlung gehabt und in der Buchhandlung da hat es die Schulbücher gegeben, die Gratisbücher und 00:40:36.260 --> 00:40:47.820 die hat sie gehabt und die hat sie ins Kloster gebracht. In der Klosterschule haben sie die Bücher dann gebraucht. Sie hat immer 00:40:47.820 --> 00:41:02.500 beim Fenster runter geschaut und hat zu ihrem Bruder, dem Josef, gesagt: "Schau, da geht eine, die wäre was für dich". Er war auch 00:41:02.500 --> 00:41:19.140 ein eher - fromm ist übertrieben aber - ein gut katholischer Mann, hat in der Kaisermühlner Kirche - bei der Messe die Lesungen gelesen 00:41:19.140 --> 00:41:29.300 und wenn ich dort war, dann hat er mir eigentlich sehr gut gefallen. Ich habe immer wieder hingespenzelt aber - Kloster ist es! 00:41:29.300 --> 00:41:43.860 Ich gehe ins Kloster. Das Abwägen von ihm und dem Kloster ist der Mittelpunkt gewesen. Meine Mutter hat mich so geärgert, 00:41:43.860 --> 00:41:56.180 dass ich vor Zorn, bis in die Lobau hinuntergegangen bin und habe nur gekeppelt und habe gesagt, so und jetzt ist Schluss. 00:41:56.180 --> 00:42:08.980 Wollte schon eintreten, nicht bleiben und da hat meine Schwägerin gesagt: "Geh, kommst du mit einmal zu uns auf einen Kaffee" 00:42:08.980 --> 00:42:23.380 Naja, dann bin ich auf einen Kaffee und da oben war der Josef. Sie haben sich langsam verdrückt, sind weggegagen und haben mich 00:42:23.380 --> 00:42:31.500 mit ihm und dem Kaffee oben sitzen lassen und wir haben geplaudert und das war ganz nett und eigentlich habe ich mir gedacht, 00:42:31.500 --> 00:42:44.820 mhm, nicht schlecht. Wir haben uns dann noch einmal ein Rendez-vous ausgemacht und das war zu Muttertag und wir haben 00:42:44.820 --> 00:42:55.140 uns - wir wollten uns treffen. Ich habe aber im Kindergarten viel Arbeit gehabt und habe länger gebraucht. Er ist unten beim 00:42:55.140 --> 00:43:06.300 Haustor - beim C-Wagen, der damals dort gefahren ist, wo ich aussteigen hätte sollen - ist er gestanden und hat gewartet. Kurze Zeit 00:43:06.300 --> 00:43:15.980 hat er gewartet und dann hat er sich gedacht, nein, also sie kommt eh nicht, ich gehe, einen warte ich noch ab. Und genau in 00:43:15.980 --> 00:43:31.700 diesem einen, bin ich gewesen. Da haben wir uns wiedergesehen und da haben wir ausgemacht - das war am 30. April 55 00:43:31.700 --> 00:43:47.380 Da haben wir uns dann im Stadtpark getroffen und im Stadpark war es eigentlich - naja, wir werden beisammen bleiben, 00:43:47.380 --> 00:43:55.500 das ist relativ schnell gegangen. Wir wollten in ein Eisgeschäft, das hat nichts gehabt, da sind wir nicht hin, dann sind wir 00:43:55.500 --> 00:44:06.660 in die Urania gegangen, haben uns den Film "Treue" angeschaut, das war ein Pferdefilm und mit diesem Pferdefilm, war eigentlich - 00:44:06.660 --> 00:44:19.900 war es besiegelt. Wir sind dann nach Hause und haben gesagt, gut - meine Schwiegermutter, also die Mutter vom Josef 00:44:19.900 --> 00:44:32.300 hat gesagt: "Wir fahren im Sommer nach Abtenau auf Urlaub, unverheiratet fahrt ihr nicht mit, ihr müsst vorher heiraten". 00:44:32.300 --> 00:44:46.180 So in dem Moment haben wir gesagt, gut, dann heiraten wir. Haben geheiratet und die ganze Verlobungszeit hat ja nicht einmal ein Monat 00:44:46.180 --> 00:45:00.020 gedauert - war ich verheiratet. Kloster war weg, ich war verheiratet und eigentlich war meine Mutter Schuld, weil sie mich so geärgert hat. 00:45:00.020 --> 00:45:10.380 Und jetzt war meine Mutter wieder ganz glücklich und ich war verheiratet. Das war so, wie ich meinen Mann kennengelernt habe. 00:45:18.820 --> 00:45:31.860 Die Zeit wo ich im Kloster gearbeitet habe als Helferin und bis zur Hochzeit, war ich sehr gläubig und sehr katholisch und habe 00:45:31.860 --> 00:45:44.060 mehr von den Schwestern abgeschaut als überhaupt nötig gewesen wäre. Habe auch die Schwestern sehr gemocht, habe auch eine 00:45:44.060 --> 00:45:56.940 besondere gehabt, die mich auch sehr verwöhnt hat. Wo ich eigentlich in meiner kindlichen Naivität gar nicht gewusst habe, was sie 00:45:56.940 --> 00:46:07.580 mit mir wirklich will. Sie war aus Gurk, sie hat mich dann eingeladen und ich bin mit nach Gurk und sie hat mich in Gurk betreut 00:46:07.580 --> 00:46:22.140 und ich habe es wirklich nicht kapiert, was da auch abgelaufen ist, was ich da auch erlebt habe. Ich habe es als sehr schön empfunden 00:46:22.140 --> 00:46:39.420 und sie war Lehrerin in der Klosterschule in Kaisermühlen und wie ich dann draufgekommen bin, was da dahinter steckt, habe ich 00:46:39.420 --> 00:47:00.980 abgebrochen die Beziehung und habe dann eigentlich diesen Wandel in der Gesinnung und was alles möglich ist, was man alles machen 00:47:00.980 --> 00:47:17.340 kann und was alles geschieht ohne dass ich draufkomme. Das habe ich erst sehr spät erfahren und war im Sexunterricht 00:47:17.340 --> 00:47:32.220 ein Baby, wie ich geheiratet habe. Denn für mich hat es damals nur geheißen, ins Bett geht es nur, wenn man ein Kind will. 00:47:32.220 --> 00:47:48.100 Das war so die Umgangssprache. So war es richtig. Eine Schwangere - das ist mir auch heute noch nicht so klar, wie man so denken konnte 00:47:48.100 --> 00:47:59.700 eine Schwangere, einen Bauch herzeigen - das war schrecklich. Man muss darüber alles hängen lassen, damit man das ja nicht sieht. 00:47:59.700 --> 00:48:16.580 Der Unterschied zu heute ist so enorm, das kann man sich gar nicht vorstellen. Was da damals gehandelt wurde. Und wie damals 00:48:16.580 --> 00:48:32.980 die Heimlichkeiten groß geworden sind oder groß waren. Es hat sich niemand zu dem bekannt, was er wirklich ist. Ob er jetzt sexuell ein 00:48:32.980 --> 00:48:53.140 Bi oder nicht so is. Das war alles heimlich, verboten und nur unter der Decke zu halten. Natürlich, war ich voll von diesen 00:48:53.140 --> 00:49:05.940 Erziehungsmethoden, von diesen Einstellungen - denn ich habe ja mittendrinnen gelebt und habe das in dem Fall für gut befunden. 00:49:05.940 --> 00:49:19.660 Habe bis heute verstehe ich es nicht, dass ich nicht zu irgendeiner Meinung gekommen bin, dass das ja überhaupt nicht passt, dass das 00:49:19.660 --> 00:49:32.980 gehört nicht. Aber diese Freiheit, diese Freizügigkeit ist erst nachher gekommen. Ich habe noch meine Kinder gekriegt in dieser Zeit 00:49:32.980 --> 00:49:48.420 und meine Kinder, denen wollte ich natürlich schon - ich wollte aufklärerisch sein. Ich wollte ihnen aufklären, wie es mit Sexualität und 00:49:48.420 --> 00:49:57.580 was damit zu tun hat und war sehr vorsichtig. In der Zwischenzeit, haben sie schon alles gewusst und ich war immer noch hinten nach 00:49:57.580 --> 00:50:14.700 Ich habe auch mit ihnen dann geredet aber sie waren schon gescheiter als ich. 00:50:20.100 --> 00:50:34.220 Dann war ja die Zeit nach der Hochzeit, nach der Hochzeit sind wir sofort nach Abtenau und da haben wir einen Ausflug gemacht 00:50:34.220 --> 00:50:44.860 nach Ischl und beim nach Hause fahren mit dem Zug, ist mir so schlecht geworden. Aber da hat sich eben schon mein Norbert 00:50:44.860 --> 00:50:58.860 angekündigt. Das war dann - er ist dann gleich gekommen. Das war ein süßes Kind, ein schönes Kind. Den Norbert, den haben sie 00:50:58.860 --> 00:51:13.780 Spital herumgezeigt, so schön war er. Wohlgeformt, vier Kilo 45, wunderschön. Und damit bin ich nach Hause gekommen, 00:51:13.780 --> 00:51:24.980 dann war ich in Mutterschutz und damals hat es den Mutterschutz ja noch nicht so gegeben wie jetzt, sondern nur sechs Wochen. 00:51:24.980 --> 00:51:39.460 Dann bin ich aber zu Hause geblieben und habe den Posten nicht weiter ausführen können, es hat sich ja sofort der Nächste 00:51:39.460 --> 00:51:51.060 angekündigt und es war ja innerhalb von 12 Monaten waren ja zwei Kinder da. Habe ich noch einmal den Mutterschutz genossen 00:51:51.060 --> 00:52:00.340 und bin zu Hause geblieben. Und wir haben dann eine ganz kleine Wohnung von 42 Quadratmetern im 12. Bezirk 00:52:00.340 --> 00:52:14.260 gekriegt. Die war im fünften Stock, neben dem Dachboden ohne Lift. Dort habe ich mit zwei kleinen Kindern und mit meinem Mann gelebt. 00:52:14.260 --> 00:52:22.020 Wir waren aber trotzdem sehr glücklich da oben, denn da konnte man die Türe zumachen und niemand hat uns mehr gestört. 00:52:22.020 --> 00:52:29.740 Und keiner hat gesagt, das musst du machen oder das musst du nicht machen oder das lasse oder das tue. Und da haben wir 00:52:29.740 --> 00:52:44.940 sehr schöne Zeiten verbracht. Es war sehr eng, weil wir haben dann im Schlafzimmer unsere Betten gehabt, dann die zwei Buben 00:52:44.940 --> 00:52:54.860 die Betten und dann hat sich aber gleich das Nächste angekündigt und dann ist schon die Irmgard unterwegs gewesen und da ist 00:52:54.860 --> 00:53:05.700 es ziemlich eng geworden, da habe ich dann aus einer Gehschule ein Gitterbett gemacht. Das hat dann noch im Zimmer Platz gehabt 00:53:05.700 --> 00:53:16.500 und dann waren wir zu fünft in einem Kammerl. Dann haben wir geschaut, dass wir eine größere Wohnung kriegen und sind dann - 00:53:16.500 --> 00:53:22.700 haben sie auch bekommen - und sind dann nach Floridsdorf übersiedelt. 00:53:29.880 --> 00:53:45.140 Also er war ja Anti-Nationalsozialistisch, er wollte ja auch desertieren. Er hat ja durch die Funker, mit dem Abhören - und meine Mutter war 00:53:45.140 --> 00:54:05.540 nur nichts sagen oder sagen müssen. Sie hat sich da total rausgehalten und war aber sehr verängstigt. Die Mutter von meinem 00:54:05.540 --> 00:54:21.220 Vater, die waren auch alle Anti-Nazi - also Anti-Deutschland. Sonst habe ich eigentlich niemanden - sonst war die Familie ja noch nicht so 00:54:21.220 --> 00:54:36.980 groß. Die Grundeinstellung war gegen den Nationalsozialismus. 00:54:50.770 --> 00:55:19.420 Aber im Großen und Ganzen - die Judenfrage habe ich einmal persönlich erlebt und zwar im Krieg, da haben sie die Juden in der - 00:55:19.420 --> 00:55:30.340 weiß ich jetzt nicht, wie die Gasse heißt - in Kaisermühlen, haben sie die Juden den Gehsteig reinigen lassen und das war - 00:55:30.340 --> 00:55:45.140 ich weiß nicht, wieso ich überhaupt dort hin gekommen bin, denn ich war alleine dort. Oder - ich weiß es nicht, ich war noch sehr jung 00:55:45.140 --> 00:55:59.020 war ja noch sehr klein. In dem Zusammenhang war ich ja noch um die neun oder zehn Jahre alt. Da weiß ich, da hat es Unmengen von 00:55:59.020 --> 00:56:07.860 Menschen gegeben, das sehe ich noch vor mir. Das Bild habe ich noch vor mir - ich weiß nicht ob ich es damals empfunden habe - aber 00:56:07.860 --> 00:56:22.820 nur den Gedanken, das Bild dorthin - es ist furchtbar, diese Demütigung die dort passiert ist. Wie Menschen - aber das sage ich jetzt 00:56:22.820 --> 00:56:36.460 bitte von mir jetzt - wie Menschen grausam sein können. Wie Freunde umschlagen können. Wie Freunde aus der Freundschaft 00:56:36.460 --> 00:56:48.020 eine Feindschaft gemacht haben. Das war - ich habe es erlebt, heute kann ich es formulieren. Mir war es damals schon, sonst hätte ich es 00:56:48.020 --> 00:56:58.900 heute nicht - mir war es damals schon sehr unangenehm. Wieso ich dort war, wie ich das erlebt habe, kann ich nicht sagen 00:56:58.900 --> 00:57:11.580 weil ich nicht weiß, wo meine Mutter - mein Vater war sicher nicht dabei, weil er war schon im Krieg und ansonsten kann es nur meine 00:57:11.580 --> 00:57:19.260 Mutter gewesen sein. Entweder hat sie mich dann auch gleich weggeholt - das kann auch sein aber das ist jetzt ein Vermutung, die 00:57:19.260 --> 00:57:40.860 ich nicht bestätigen kann. So im Großen und Ganzen - was ich damals wahrscheinlich gespürt habe und was ich auch heute erst formulieren 00:57:40.860 --> 00:57:57.700 kann, ist, dass die Juden verfolgt wurden auf Schritt und Tritt und dass die Abneigung zu dieser Art von Menschen undendlich groß war. 00:57:57.700 --> 00:58:22.940 Und diese Diskriminierungen und die Zeichnung, wie sie damals war, war enorm. Und ich kann es nur gespürt haben, sonst würde ich es 00:58:22.940 --> 00:58:41.180 heute nicht so empfinden. Weil von den Deportationen habe ich wenig gewusst. Da habe ich eigentlich gar nichts - ich habe nur 00:58:41.180 --> 00:58:53.300 das Geschehen in Kaisermühlen. Das ist mir - das ist da. Aber es geht nicht so weit, dass ich weltpolitisch da irgendetwas mitgekriegt 00:58:53.300 --> 00:59:07.060 habe. Das mich so bewegt hat. Denn es gibt ja nur das Radio, damals. Das hat meine Mutter jede Nachrichten abgedreht. 00:59:07.060 --> 00:59:12.220 Die hat sie gar nicht hereingelassen. 00:59:17.460 --> 00:59:32.940 Ich weiß nicht wie weit sie müssen haben, diese Zeit in den Schulen einzubringen aber sicherlich ist es da gewesen, denn das deutsche 00:59:32.940 --> 00:59:49.220 Mädchen oder der HJ-Bub war - der war stramm, der war pflichtbewusst. Der ist für sein Vaterland, egal ob Mädchen oder Bub. 00:59:49.220 --> 01:00:00.420 Das waren eben diese BDM, die Mädchen und die Burschen haben auch - jeder hat ja so ein - das war so ein Jugendlager. 01:00:00.420 --> 01:00:12.820 Diese Jugendlager haben sich bis in die Schule verpflanzt und die Lehrer - es hat Lehrer gegeben, die weniger da mitgeholfen haben, 01:00:12.820 --> 01:00:21.780 oder die sich zurückgehalten haben in der Anschauung und haben die Kinder erzählen lassen, weil es war ja nicht gesund, wenn er sich 01:00:21.780 --> 01:00:33.660 dagegen gewehrt hätte aber die Kinder haben es in die Schule getragen und der Lehrer, der dafür war, hat es genutzt. 01:00:41.100 --> 01:00:53.940 Diese Gruppen die da waren, die waren sehr gut angelegt. Heute weiß ich, wie die das geschickt gemacht haben, die Kinder einzufangen. 01:00:53.940 --> 01:01:08.540 Auch für diese Ideologie zu streiten, zu leben, hochzuhalten. Wenn du ein BDM Mädchen bist, dann bist du etwas. 01:01:08.540 --> 01:01:24.260 Dann hast du - dann kriegst du eine Stecknadel oder so einen Anstecker und die trägst du dann öffentlich, weißt gar nicht warum. 01:01:24.260 --> 01:01:37.220 Aber du hast die Ideologie gekriegt und die wurde ausgewiesen. Und auf die war man stolz. Da hat der Stolz dann mitgespielt, 01:01:37.220 --> 01:01:48.340 dass du dann dabei sein darfst. Du darfst bei solchen Sachen dabei sein. Das ist ein Unterschied zu vielen Dingen, die man heute hat 01:01:48.340 --> 01:02:02.180 gehörst dazu aber du darfst dazu gehen. Dieser Unterschied ist enorm. Weil wenn es frei ist, dann, naja, kann ich, muss ich aber nicht. 01:02:02.180 --> 01:02:11.740 Aber wenn ich dort hinein will und ich darf - und das haben sie sehr gut gemacht. Das war in der Ideologie, äußerst gut verankert. 01:02:11.740 --> 01:02:26.940 Und das hat jeder wollen. Und was sie noch gehabt haben, sie haben so ganz nette Kleinigkeiten gehabt, so Figuren, so Bleifiguren 01:02:26.940 --> 01:02:38.860 und alles mögliche. So Manderl und das waren eben irgendwelche Soldaten. Jedenfalls etwas, was zur Ideologie gepasst hat. 01:02:38.860 --> 01:02:52.580 Ich habe noch irgendwo - ich habe noch so ein Manderl aus der damaligen Zeit - das habe ich mir aufgehoben. Und da sind 01:02:52.580 --> 01:03:02.540 da bist du mit den Büchsen gegangen. Da hast du so Sammelbüchsen gehabt und hast den Leuten verkauft. Und die haben gespendet 01:03:02.540 --> 01:03:16.060 und dann hast so ein Manderl gekriegt. Und das war die Hilfe der Jugendlichen oder der Kinder. Weil da sind die Kinder gegangen und 01:03:16.060 --> 01:03:27.420 haben damit das System unterstützt. Was noch dazu war, wie man das System unterstützt hat, wir sind Heilkräuter sammeln gegangen. 01:03:27.420 --> 01:03:39.340 Aber das war ein Muss. Du hast in der Schule einmal in der Woche war das glaube ich - einen Vormittag gehabt, wo du auf die 01:03:39.340 --> 01:03:47.340 Donauwiese gegangen bist und auf der Donauwiese oder irgendwo auf einer Wiese hast du Heilkräuter - Schafgabe 01:03:47.340 --> 01:04:00.260 und Efeu und solche Sachen gesammelt und die wurden ja auch als Heilmittel verkauft. Das ist auch - wenn du da etwas geleistet hast, 01:04:00.260 --> 01:04:14.460 warst du etwas. Da hast du unterstützt und bist gut gewesen und hast dazugehört. Und diese Dazugehörigkeit, die spüre ich jetzt 01:04:14.460 --> 01:04:22.420 die kann ich jetzt aussprechen. Die habe ich damals gespürt und ich habe es genommen. Ich wollte auch dazugehören. 01:04:22.420 --> 01:04:32.660 Habe aber nicht gewusst, was für eine Ideologie da dahinter steckt. Das ist diese Machenschaften das ist schon enorm. 01:04:32.660 --> 01:04:43.460 Wenn man sich das jetzt nocheinmal so durch den Kopf gehen lässt, was da so passiert ist und wie da gearbeitet wurde. 01:04:43.460 --> 01:04:45.460