WEBVTT 00:00:02.468 --> 00:00:10.302 Ich bin in Wien geboren, ziemlich zu Ende des Krieges. Das heißt, wie ich geboren wurde, 00:00:10.502 --> 00:00:17.843 war Stalingrad schon vorbei und es war vielen Leuten klar, dass der Krieg verloren ist. 00:00:18.043 --> 00:00:26.631 Ich bin in eine Familie mit starker sozialdemokratischer Tradition geboren 00:00:26.831 --> 00:00:39.075 und auch mit starker nicht-konfessioneller Tradition. Meine Großeltern haben bereits 00:00:39.275 --> 00:00:52.451 eine Zivilehe geschlossen. Als Kind habe ich in Wien in den nordwestlichen Bezirken gelebt 00:00:52.651 --> 00:01:00.497 und bin dort auch in die Schule gegangen. Nach der Volksschule in die Mittelschule, 00:01:00.697 --> 00:01:06.169 was also deshalb war, weil ich ein sehr begabtes Kind war, 00:01:06.369 --> 00:01:14.561 nicht weil ich aus einer Familie komme, die aus Akademikern bestanden hat. 00:01:14.761 --> 00:01:20.964 Ich war also eine der ersten in meiner Familie, die eine Matura gemacht hat und dann auch studiert hat. 00:01:21.164 --> 00:01:31.056 Ich bin schon als sehr kleines Kind mit der Sozialdemokratie verbunden gewesen. 00:01:31.256 --> 00:01:40.417 Ich war auf der ersten 1. Mai-Feier der Zweiten Republik, als ganz kleines Kind 00:01:40.617 --> 00:01:44.458 bin ich da eben mitgenommen worden. Und ich bin auch noch mitgenommen worden, 00:01:44.658 --> 00:01:50.402 um den damaligen Bundespräsidenten Renner sprechen zu hören, sodass ich später 00:01:50.602 --> 00:01:54.677 in meinem Leben sagen konnte, ich habe Renner noch sprechen gehört. 00:01:54.877 --> 00:02:03.374 Ich bin dann in Jugendorganisationen, Studentenorganisationen und später Mitglied 00:02:03.574 --> 00:02:11.407 auch der SPÖ geworden und das war immer ein bedeutender Teil meines Lebens – 00:02:11.607 --> 00:02:16.917 vor allem, weil mir schon als Kind wichtig war Gerechtigkeit 00:02:17.117 --> 00:02:26.300 und diese Gleichwertigkeit der Menschen. Dass also nicht einer, oder eine über 00:02:26.500 --> 00:02:29.838 dem anderen steht und bestimmen kann und herunterschaut. 00:02:30.038 --> 00:02:33.648 Das war also eine Sache, die mir schon als Kind extrem wichtig war. 00:02:33.848 --> 00:02:40.367 Und was mir auch schon sehr jung sehr wichtig war, war eine Veränderung der Gesellschaft. 00:02:45.731 --> 00:02:55.554 Eigentlich war der Feminismus in meiner Familie nicht so sehr ein Thema als Bewegung, 00:02:55.754 --> 00:03:00.608 aber es war in meiner Familie, vor allem von meiner Großmutter her, sehr ein Thema, 00:03:00.808 --> 00:03:06.396 dass Frauen die gleichen Rechte haben müssen. Meine Großmutter hat also vor 00:03:06.596 --> 00:03:14.985 dem Ersten Weltkrieg für das Frauenwahlrecht demonstriert und war auch im November 1918 00:03:15.185 --> 00:03:20.266 vor dem Parlament, wie es also darum gegangen ist, dass die Republik gegründet wird 00:03:20.466 --> 00:03:27.405 und war also sehr, sehr stolz, wie sie das erste Mal wählen konnte. Und ich denke mir, 00:03:27.605 --> 00:03:32.530 wenn wir jetzt 100 Jahre bald Frauenwahlrecht in Österreich haben, dass 00:03:32.730 --> 00:03:38.056 das eine Sache ist, die sehr wichtig ist den jungen Frauen weiterzugeben, 00:03:38.256 --> 00:03:42.429 dass das Frauenwahlrecht nicht immer so selbstverständlich war wie das Männerwahlrecht 00:03:42.629 --> 00:03:51.270 und dass also Wahlrecht eine so wichtige Sache ist nicht nur in Hinblick darauf, 00:03:51.470 --> 00:04:00.378 dass man seine Repräsentanten und Repräsentantinnen wählt in den verschiedenen Gremien 00:04:00.578 --> 00:04:10.993 von den Bezirken, Gemeinden, Städten, regionalen Parlamenten, Parlament, Europäisches Parlament etc. 00:04:11.193 --> 00:04:18.246 sondern dass man auch dieses Wahlrecht als etwas betrachtet, das sich entwickelt. 00:04:18.446 --> 00:04:25.400 Und ich meine damit nicht eine Entwicklung des Wahlrechts im Sinne von mehr 00:04:25.600 --> 00:04:38.635 Volksbefragungen, sondern ich meine eine Entwicklung der Mitbestimmung, 00:04:38.835 --> 00:04:38.835 die angehängt sein sollte an bestimmten gesetzlichen Vorhaben oder 00:04:39.035 --> 00:04:44.207 Die Verwirklichung bestimmter gesetzlicher Vorhaben müssen meiner Meinung nach – 00:04:44.407 --> 00:04:49.568 und dafür habe ich mich auch immer sehr eingesetzt als Gesetzgeberin, dann später 00:04:49.768 --> 00:04:56.037 müssen einen verbindlichen Zusammenhang mit Mitbestimmung haben. Also ich denke da 00:04:56.237 --> 00:05:04.569 an Dinge wie Flächenwidmung, oder auch, sagen wir, in Betrieben eine stärkere 00:05:04.769 --> 00:05:14.946 Mitbestimmung. Weil ich mir denke, dass diese Art der wie zum Beispiel in der Schweiz, 00:05:15.146 --> 00:05:25.596 ausgeführten Volksbefragungen, dass das eine sehr, ja, altmodische, tradierte Form ist. 00:05:25.796 --> 00:05:30.834 Das war einmal so, im Mittelalter sind die Leute, die Männer – eigentlich nur die Männer – 00:05:31.034 --> 00:05:33.769 zusammengekommen und haben gesagt, „Wir wollen das und jenes!" 00:05:33.969 --> 00:05:38.912 Und das war in einem kleinen überschaubaren Bereich. Das ist heute nicht mehr so. 00:05:39.112 --> 00:05:03.801 So, glaube ich, kann man nicht mehr abstimmen. Aber ich glaube, dass angehängt 00:05:43.001 --> 00:05:49.156 sein sollte an Gesetzgebung Partizipation in verschiedensten kleineren Bereichen. 00:05:49.356 --> 00:05:55.898 Und dann auch natürlich immer fix dazu Geschlechterdemokratie. 00:06:01.733 --> 00:06:09.160 Sozusagen mit der Frauenbewegung bin ich in Kontakt gekommen wie also in den späteren 60er Jahren 00:06:09.360 --> 00:06:14.791 auch in Österreich eine Frauenbewegung entstanden ist und wie ich also auch, 00:06:14.991 --> 00:06:19.256 nachdem ich also Mitte der 60er Jahre begonnen habe zu arbeiten, 00:06:19.456 --> 00:06:27.928 mir sehr schnell klar geworden ist, wie benachteiligt ich am Arbeitsplatz bin. 00:06:28.128 --> 00:06:36.967 Ich habe angefangen zu arbeiten in einem Industriebetrieb und habe also sozusagen die gleiche Position 00:06:37.167 --> 00:06:42.120 gehabt wie ein junger Mann, der das gleiche Studium gehabt hat wie ich 00:06:42.320 --> 00:06:51.321 und der also mir vorausgehabt hat den Militärdienst, den ich natürlich nicht gemacht habe, 00:06:51.521 --> 00:07:00.646 aber ich habe ihm vorausgehabt also drei Mal drei Monate Praktikum im fremdsprachigen Ausland, 00:07:00.846 --> 00:07:07.633 was natürlich für eine Position in einer Exportabteilung ganz wichtig war. 00:07:07.833 --> 00:07:15.726 Er hat um ein Drittel mehr Gehalt bekommen als ich und auf meine Frage, warum denn das so wäre, 00:07:15.926 --> 00:07:24.495 war die Antwort, „Er ist ein Mann und hat eine Familie zu erhalten, sie sind eine Frau und verheiratet.“ 00:07:24.695 --> 00:07:35.948 Und da habe ich dann begonnen mit anderen Frauen darüber zu reden und habe also, 00:07:36.148 --> 00:07:45.326 weil ich sehr viele Kontakte zu Freundinnen in Großbritannien habe, auch Kontakte 00:07:45.526 --> 00:07:55.449 bekommen zu den ersten Frauenhausbewegungen dort und auch- also dann Autorinnen 00:07:55.649 --> 00:08:00.771 gelesen, amerikanischen Autorinnen, britische Autorinnen, später dann auch deutsche, 00:08:00.971 --> 00:08:05.449 aber so eigentlich ist für mich der Zugang zur Frauenbewegung 00:08:05.649 --> 00:08:10.121 zuerst über die amerikanische, britische gewesen. 00:08:16.600 --> 00:08:24.105 Also engagiert habe ich mich dann innerhalb der sozialistischen Frauen 00:08:24.305 --> 00:08:30.890 und habe aber immer daran gearbeitet Kontakte zu anderen Frauen zu haben und 00:08:31.090 --> 00:08:38.671 daran zu arbeiten gemeinsame Dinge zu tun, was nicht immer so einfach war, 00:08:38.871 --> 00:08:44.488 weil es sehr viel Misstrauen zwischen den verschiedenen Frauengruppen gegeben hat. 00:08:44.688 --> 00:08:51.128 Also da waren die Parteifrauen und die unabhängigen Frauen, da war noch sehr viel 00:08:51.328 --> 00:08:55.496 Misstrauen und das war fast nur mit persönlichen Kontakten abzubauen. 00:08:55.696 --> 00:09:05.826 Und es war in dieser Zeit, also ich erinnere mich, wie also damals in Österreich 00:09:06.026 --> 00:09:11.829 die ersten Frauenhäuser gegründet wurden – weil das war sozusagen das erste große Projekt, 00:09:12.029 --> 00:09:19.360 wo viele verschiedene Frauenorganisationen und unabhängige Frauengruppen mitgearbeitet haben 00:09:19.560 --> 00:09:29.940 da war sehr viel Misstrauen und es war sozusagen - Ich war damals in Linz, 00:09:30.140 --> 00:09:35.673 ch habe ja nach Linz geheiratet, habe in Linz gelebt. Und ich war sozusagen in einer 00:09:35.873 --> 00:09:44.050 Mittelposition. Ich war schon gewählt in den Linzer Gemeinderat, wo wir zu dieser Zeit, 00:09:44.250 --> 00:09:57.316 on 61 Mandataren vier Frauen waren. Und ich habe also dort eben dafür geworben, 00:09:57.516 --> 00:10:04.448 dass wir von der Stadt ein Haus bekommen. Dass wir also dort das Frauenhaus unterbringen können 00:10:04.648 --> 00:10:11.799 weil wir wollten keine Wohnung, sondern ein Haus, wegen des Zugangs, der Sicherheit und so. 00:10:11.999 --> 00:10:20.945 Und diese Verhandlungen, die ich da geführt habe, waren natürlich auf dieser einen Seite 00:10:21.145 --> 00:10:25.998 sehr schwierig, weil vor allem die älteren Männer überzeugt werden mussten und 00:10:26.198 --> 00:10:31.172 Fantasien gehabt haben, die man sich gar nicht vorstellen hat können. 00:10:31.372 --> 00:10:40.594 Die jüngeren Männer waren also eher unterstützend. Aber die Zeit, die das gebraucht hat 00:10:40.794 --> 00:10:46.019 natürlich, von der anderen Seite, von den Frauen her, sehr gedrängt worden ist, so dass 00:10:46.219 --> 00:10:55.030 es eine relativ zerrissene Position war, mit wenig Möglichkeit eine Stützung zu bekommen. 00:10:55.230 --> 00:11:01.052 Aber es ist dann doch gut gegangen und es ist ein Haus mit einem Garten sogar gefunden 00:11:01.252 --> 00:11:08.903 worden und das ist dann also eröffnet worden. Da haben wir Vorhänge genäht und Fenster 00:11:09.103 --> 00:11:12.755 geputzt und alles gemacht. Und wir waren dann sehr stolz. Und es war eigentlich 00:11:12.955 --> 00:11:17.919 nach einem Jahr schon fast zu klein und wir haben ein größeres Haus suchen müssen. 00:11:18.119 --> 00:11:24.858 Und es war dann deutlich, dass das ein Problem war, dass also so lange unter den Tisch 00:11:25.058 --> 00:11:29.844 oder unter den Teppich gekehrt worden ist, bis man über den Teppich gestolpert ist. 00:11:35.770 --> 00:11:41.583 Ja, also ich war eben schon in der Jugendorganisation, ich habe Funktionen dann später 00:11:41.783 --> 00:11:51.508 in der SPÖ gehabt und ich bin in den Gemeinderat gekommen, was - Damals war das 00:11:51.708 --> 00:11:56.391 also eigentlich so, da waren ein paar Frauen und nur wenn eine Frau ausgeschieden ist 00:11:56.591 --> 00:12:00.940 ist sie durch eine andere ersetzt worden. Das war nicht so selbstverständlich. 00:12:01.140 --> 00:12:09.936 Und es war auch- es waren auch nicht viele junge Frauen in der Frauenorganisation 00:12:10.136 --> 00:12:20.522 das war alles am Anfang ein bisschen, ja, fremd auch für mich, weil ich sehr weltoffen 00:12:20.722 --> 00:12:26.267 aufgewachsen bin und gelebt habe und manchmal war es schon ein bisschen eng in Linz. 00:12:26.467 --> 00:12:35.392 Aber das hat sich also dann schon auch geändert und ich war also im Gemeinderat 00:12:35.592 --> 00:12:42.491 am Anfang, wie es ja alle Frauen in allen Parteien – oder jetzt vielleicht nicht mehr 00:12:42.691 --> 00:12:48.105 aber damals sind die Frauen in die Ausschüsse gesteckt worden, wo es um Jugend 00:12:48.305 --> 00:12:53.407 gegangen ist, um Familie und Soziales. Und mich hat eigentlich von meiner Ausbildung 00:12:53.607 --> 00:13:00.477 ich habe ja an der WU studiert –, hätte mich eigentlich Finanzielles viel mehr interessiert 00:13:00.677 --> 00:13:05.008 und es hat einige Zeit gedauert, bis ich in diesen Ausschuss gekommen bin 00:13:05.208 --> 00:13:13.153 aber das war auch zu schaffen. Und ich war auch im Gemeinderat Schriftführerin des 00:13:13.353 --> 00:13:20.764 Gemeinderates, was also bedeutet hat, dass ich die Protokolle gemeinsam mit dem Bürgermeister, 00:13:20.964 --> 00:13:24.766 oder mit dem Ausschussvorsitzenden – da gab es keine Frauen, das waren alles nur Männer 00:13:24.966 --> 00:13:30.211 unterzeichnet habe. Und ich habe also damals darauf bestanden, dass man, wenn ich es unterschreibe 00:13:30.411 --> 00:13:36.941 unter meinen Namen „Schriftführerin“ schreibt, was die Beamten entsetzt hat. 00:13:37.141 --> 00:13:41.727 Und ich habe das dann rot ausgebessert und dann haben sie es noch einmal schreiben 00:13:41.927 --> 00:13:43.915 müssen und das war mir gleich, weil ich gesagt habe: 00:13:44.115 --> 00:13:47.970 ich bin eine Frau und ich bin nicht Schriftführer, sondern Schriftführerin. 00:13:48.170 --> 00:13:54.725 Und das war mir immer ein großes Anliegen, dass die weiblichen Formen in der Sprache kommen 00:13:54.925 --> 00:14:01.944 weil wenn man für eine Position eine Person sucht und es wird immer nur gesagt: 00:14:02.144 --> 00:14:09.532 „Ich brauche einen Juristen, ich brauche einen Arzt, ich brauche einen Wissenschafter" 00:14:09.732 --> 00:14:16.297 dann denke ich automatisch an einen Mann. Während wenn eine weibliche Form verwendet wird 00:14:16.497 --> 00:14:23.843 dann kommen auch Kandidatinnen in meinen Kopf, die also dafür verwendbar wären. 00:14:24.043 --> 00:14:26.735 Und das war mir immer sehr, sehr wichtig. 00:14:31.582 --> 00:14:40.381 Wie ich dann im Gemeinderat war, war es so, dass es politisch ein wenig einen Umbruch 00:14:40.581 --> 00:14:49.105 in der Linzer SPÖ in dem Sinn gegeben hat, dass also Funktionäre, die schon sehr lange waren 00:14:49.305 --> 00:14:52.927 und ein gewisses Alter erreicht haben, ausgeschieden sind und also Jüngere 00:14:53.127 --> 00:15:02.979 meist Männer, aber nicht mehr nur Männer – nachgekommen sind und da war eben die Idee 00:15:03.179 --> 00:15:11.178 dass es gut wäre, mich in den Nationalrat zu entsenden, weil ich in verschiedenen Bereichen 00:15:11.378 --> 00:15:17.487 Kompetenz gehabt habe und auch von mir bekannt war, dass ich, wenn ich einen neuen 00:15:17.687 --> 00:15:23.053 Bereich bekomme, ich mich sofort sehr bemühe auch dort Kompetenz zu bekommen. 00:15:23.253 --> 00:15:32.734 Und das war ein bisschen umstritten, weil an und für sich wäre das ein Platz der für einen Mann 00:15:32.934 --> 00:15:42.315 vorgesehen war, aber es ist dann doch – zwar knapp, aber doch – bin ich also auf die Parteiliste 00:15:42.515 --> 00:15:49.192 und bei der Wahl war- bin ich also dann eigentlich mit einer entsprechenden 00:15:49.392 --> 00:15:53.830 Mehrheit gewählt worden und bin dann in den Nationalrat gekommen. 00:15:54.030 --> 00:16:00.559 Und da war also eine Episode, die mir jetzt eingefallen ist, wo in den letzten Wochen 00:16:00.759 --> 00:16:07.424 diese Diskussionen jetzt sind, wo die Frauen sagen „me too“ und die will ich vielleicht erzählen 00:16:07.624 --> 00:16:14.819 obwohl es nicht eine sexuelle Belästigung in dem Sinne war. Wie ich das erste Mal 00:16:15.019 --> 00:16:21.635 zu einer internen Sitzung in den Nationalrat gegangen bin, war das Fernsehen dort 00:16:21.835 --> 00:16:29.135 und die wollten die neuen so filmen. Und da hat mir der Reporter gesagt, ich soll einen älteren Mann 00:16:29.335 --> 00:16:36.203 der schon länger dort war, fragen, wo mein Platz ist. Und ich habe gesagt: 00:16:36.403 --> 00:16:40.582 „Ich weiß, wo ich sitze.“ Sagt er, „Nein, fragen Sie den, wo ihr Platz ist!“ 00:16:40.782 --> 00:16:48.342 Und dann hab ich den gefragt- ist er eben gekommen und ich habe gesagt: „Ja, also Guten Tag, Genosse“ 00:16:48.542 --> 00:16:52.467 ich habe ja nicht gewusst, wie der heißt, ich habe den ja nicht gekannt – „weißt du, wo ich sitze?“ 00:16:52.667 --> 00:16:57.706 Daraufhin ist der Reporter wütend geworden und hat gesagt, „Sie sollen doch fragen, wo ihr Platz ist!“ 00:16:57.906 --> 00:17:01.683 Und ich habe gesagt, „Ich soll sagen, wo ich sitze?!“ Dann hat er gesagt: "Das ist doch 00:17:01.883 --> 00:17:06.107 das gleiche – Platz und-“ Und dann habe ich gesagt, „Nein, Sitz ist nicht mein Platz!“ 00:17:06.307 --> 00:17:13.620 Aber der hat das nicht verstanden und es ist dann im Fernsehen gekommen so - eher so als Blondi-Witz 00:17:13.819 --> 00:17:22.951 Aber das war noch eine Zeit, wo viele Dinge, die heute viel mehr Leuten klar sind 00:17:23.151 --> 00:17:27.563 überhaupt noch nicht klar waren, ja. Deswegen - Wenn ich zu jemandem sage, wo 00:17:27.763 --> 00:17:33.432 ist mein Platz in der Fraktion, dass ich damit in die Rangordnung gegeben werde 00:17:33.632 --> 00:17:40.010 das war also fast niemandem damals – auch nicht allen Frauen noch – klar. 00:17:40.210 --> 00:17:48.910 Und das ist mir auch ein Anliegen daran zu arbeiten, dass Frauen, also vor allem auch oft 00:17:49.110 --> 00:17:54.102 junge Frauen, die meinen, es ist eh alles erreicht, sehr durchschauen, 00:17:54.302 --> 00:18:00.877 wie viele subtile Mechanismen noch laufen, um die Ungleichheit zu festigen. 00:18:01.077 --> 00:18:08.308 Ja und im Nationalrat bin ich dann natürlich auch am Anfang in den Familienausschuss gekommen 00:18:08.508 --> 00:18:15.729 und dann habe ich mich entwickelt als Spezialistin für den Familienlastenausgleichsfonds. 00:18:15.929 --> 00:18:23.481 Das ist ein Finanz-Instrument für die Familie. Und da kennen sich ganz wenige Leute aus. 00:18:23.681 --> 00:18:30.275 Auch wie jetzt während des Wahlkampfes 2017 die Diskussion um die Familienbeihilfen geführt 00:18:30.475 --> 00:18:34.221 worden ist, war es so, als ob die nicht aus diesem Fonds finanziert werden, sondern von den 00:18:34.421 --> 00:18:39.440 allgemeinen Steuern, was ja nicht stimmt. Und über das – da hat man gesagt, "na ja 00:18:39.640 --> 00:18:44.082 die kennt sich aus auch mit Finanz-Sachen“ – da bin ich dann in andere Ausschüsse gekommen 00:18:44.282 --> 00:18:47.865 war auch im Rechnungshofausschuss eine Zeit lang, was sehr interessant war 00:18:48.065 --> 00:18:57.176 weil- Auch das habe ich denken müssen bei der Diskussion jetzt nach der Wahl: Es gibt jedes 00:18:57.376 --> 00:19:07.335 Jahr im Parlament eine Diskussion über den Budgetvollzug. Die wird komplett unbeachtet abgewickelt. 00:19:07.535 --> 00:19:13.623 Dabei ist das das allerwichtigste, weil wenn ich wissen will, was wirklich passiert, muss ich mir ja anschauen 00:19:13.823 --> 00:19:18.191 wie das Geld wirklich ausgegeben ist, nicht wie es geplant war ausgegeben zu werden. 00:19:18.391 --> 00:19:24.804 Und dass jetzt ein Kassasturz gemacht wurde, heißt, dass alle diese Leute sich das nicht 00:19:25.004 --> 00:19:29.379 angeschaut haben, weil sonst wüssten sie das ja. Da braucht man ja nicht nachfragen. 00:19:29.579 --> 00:19:40.361 Ja. Und ich bin dann, weil ich also ziemlich gut verschiedene Sprachen kann, bin ich dann auch Mitglied 00:19:40.561 --> 00:19:45.992 der Delegation in die Parlamentarische Versammlung des Europarates geworden, 00:19:46.192 --> 00:19:51.337 wo ich also im Umweltbereich, der mich sehr interessiert hat immer, gearbeitet hab. 00:19:51.537 --> 00:19:56.453 Auch im Nationalrat habe ich schon im Umweltbereich gearbeitet, also im Gesundheits- und im Umweltbereich. 00:19:56.653 --> 00:20:04.524 Dann im Europarat auch, da habe ich also auch einen ganz großen Bericht gemacht zu dem 00:20:04.724 --> 00:20:16.016 europäischen Umweltjahr 1995, wo ich sämtliche Umweltminister der Mitgliedsstaaten 00:20:16.216 --> 00:20:22.385 es Europarates kennengelernt habe, auch damals Frau Merkel die Umweltministerin war. 00:20:22.585 --> 00:20:30.926 Und dann ist also ziemlich klargeworden, dass ich eine sehr geeignete Kandidatin wäre 00:20:31.126 --> 00:20:34.735 wenn Österreich der europäischen Union beitritt, für das Europäische Parlament. 00:20:34.935 --> 00:20:41.930 Und ich war dann auch als erste Beobachterin im Europäischen Parlament, was mir sehr gefallen hat. 00:20:42.130 --> 00:20:45.166 Und ich bin dann also auch ins Europäische Parlament gewählt worden. 00:20:45.366 --> 00:20:54.165 Dort ist für parlamentarische Arbeit wesentlich mehr Platz als in einem nationalen Parlament, 00:20:54.365 --> 00:21:02.507 weil es- weil das ganze Parlament ist Opposition. Das verstehen bei uns viele Leute nicht 00:21:02.707 --> 00:21:06.713 und wie ich es so begeistert gesagt habe, weil ich ja immer bei einer Regierungspartei war 00:21:06.913 --> 00:21:16.534 wo man natürlich nicht immer so ganz Opposition sein kann, auch wenn man manchmal 00:21:16.734 --> 00:21:21.411 die Dinge schneller und anders verändern möchte – vor allem in einer Koalition 00:21:21.611 --> 00:21:31.397 wo es also schon gewisse, ja, was man Sachzwänge nennt- aber natürlich sich wegen 00:21:31.597 --> 00:21:38.172 manchen Sachen, die nur wenigen Leuten sehr wichtig sind, wird eine Koalition nicht aufs Spiel gesetzt. 00:21:38.372 --> 00:21:43.646 Ich meine, das ist die politische Wirklichkeit. Aber im Europäischen Parlament, 00:21:43.846 --> 00:21:54.681 da ist das Parlament sozusagen nur angehalten sich untereinander zu einigen 00:21:54.881 --> 00:22:00.579 und dann gemeinsam gegen Rat – weil der Rat ist ja der zweite Gesetzgeber nicht die 00:22:00.779 --> 00:22:07.283 Kommission – aufzustehen und zu sagen- Und da gibt es auch eine Form der Verhandlung 00:22:07.483 --> 00:22:13.248 die bei- in Österreich nicht bekannt ist, oder nicht durch- nicht vorgesehen ist: 00:22:13.448 --> 00:22:21.127 der Vermittlungsausschuss, wo also Vertreter des Parlamentes und Vertreter des Ministerrates 00:22:21.327 --> 00:22:26.626 zusammen ein Gesetz bauen und zusammen diskutieren und das ist also sehr spannend. 00:22:26.826 --> 00:22:33.239 Da kann man, wenn man Ideen hat und Leute überzeugen kann, das eine oder andere sehr 00:22:33.439 --> 00:22:39.519 gut durchbringen. Das hat mir schon gefallen. Und auch im Europäischen Parlament 00:22:39.719 --> 00:22:43.858 da waren viel mehr Frauen, früher schon viel mehr Frauen und da hat es auch zwischen 00:22:44.058 --> 00:22:50.553 den Frauen viel mehr Zusammenhalte gegeben und gute Gespräche, sehr viel Stützung. 00:22:50.753 --> 00:22:57.937 Und da war also nicht diese Konkurrenz, die halt leider in der Politik auch unter Frauen 00:22:58.137 --> 00:23:02.759 vor allem wie so wenige Frauen waren und wie es halt immer nur, wenn eine Frau ausgeschieden ist 00:23:02.959 --> 00:23:08.536 ein Mandat für eine andere Frau gegeben hat – war das schon – die Konkurrenz schon 00:23:08.736 --> 00:23:19.733 manchmal sehr zu spüren. Das ist nicht immer klar gewesen allen Frauen, dass wir stärker wären 00:23:19.933 --> 00:23:29.486 wenn wir einander mehr stützen und wenn wir einander auch nicht – wenn eine Erfolg hat 00:23:29.686 --> 00:23:32.897 unterstellen, dass dieser Erfolg sich gegen die anderen Frauen richtet. 00:23:33.097 --> 00:23:36.663 Sondern das dieser Erfolg die anderen Frauen mitnehmen kann. 00:23:42.200 --> 00:23:49.558 Ja, also in der Frauenpolitik natürlich war das sehr starke Thema Gewalt gegen Frauen 00:23:49.758 --> 00:23:57.300 wobei ich ja auch immer mich sehr bemüht habe, die strukturelle Gewalt anzusprechen 00:23:57.500 --> 00:24:04.799 und Beispiele dafür zu finden und klarzumachen, dass Gewalt nicht nur körperlich ist, 00:24:04.999 --> 00:24:13.295 sondern dass also die Gewalt sehr - Dadurch dass mir immer so die Gleichheit ganz, ganz wichtig war. 00:24:13.495 --> 00:24:17.617 Also bevor ich - Auch als Kind so, bevor ich das so als Mann-Frau gesehen habe sondern 00:24:17.817 --> 00:24:26.085 insgesamt zwischen allen Menschen, habe ich also mich auch immer sehr um die Partizipation bemüht 00:24:26.285 --> 00:24:34.722 und zwar sozusagen nicht - Ja, das muss ich als Beispiel sagen: 00:24:34.922 --> 00:24:43.528 Ich erinnere mich an eine der ersten Reden, die ich im Nationalrat gehalten habe, bei einer dringlichen Anfrage. 00:24:43.728 --> 00:24:48.246 Eine dringliche Anfrage kommt an dem Tag, wo sie beantwortet wird, da arbeitet dann 00:24:48.446 --> 00:24:54.498 das Büro der Ministerin, des Ministers, was der antwortet und dazu reden dann Abgeordnete, ja. 00:24:54.698 --> 00:24:59.146 Und das war eine dringliche Anfrage und dazu hat man dann eine Besprechung gehabt, 00:24:59.346 --> 00:25:04.416 wer die Redner, Rednerinnen sein werden. Also da war ein Mann, der hat aus der Sicht 00:25:04.616 --> 00:25:10.834 der Wirtschaft gesprochen, ein Mann der aus der Sicht der Gewerkschaft gesprochen hat 00:25:10.900 --> 00:25:14.373 ein Mann der aus der Sicht von irgendeiner Regierung gesprochen hat 00:25:14.573 --> 00:25:17.525 und worüber habe ich gesprochen? Aus der Sicht der Frau. 00:25:17.725 --> 00:25:23.332 So als ob es eine Sicht der Frau gibt! Ja, und das habe ich mich immer sehr bemüht den 00:25:23.532 --> 00:25:27.586 Frauen zu vermitteln: Es gibt nicht eine Sicht der Frau, Frau-Sein ist kein Programm! 00:25:27.786 --> 00:25:39.189 Frauen sollen sich Wissen, Kompetenzen, Möglichkeiten in verschiedensten Bereichen 00:25:39.389 --> 00:25:44.309 erarbeiten, um mitreden zu können. Weil sie bringen eine andere Sicht ein, das stimmt schon 00:25:44.509 --> 00:25:50.701 weil ihre Sozialisation eine andere war. Aber es gibt nicht eine Sicht der Frau sondern 00:25:50.901 --> 00:26:00.376 es gibt Ansichten von Frauen zu allen Themen, die also sind - Und mir war das also immer 00:26:00.576 --> 00:26:05.750 ehr wichtig, dass also mit den Frauen so zu besprechen und dann, wie ich also älter war 00:26:05.950 --> 00:26:14.220 auch jüngere Frauen zu motivieren, also sich stark- aber in einem Bereich einzubringen 00:26:14.420 --> 00:26:19.387 und nicht also zu sagen nur, „Es müssen mehr Frauen-“ und „Die Frauen müssen überall 00:26:19.587 --> 00:26:26.358 mehr vertreten sein“, sondern „Es ist notwendig Frauen in den Bereich zu bringen, weil…“ 00:26:26.558 --> 00:26:36.843 Und ich mein- Ja, die Frauen- irgendwo ist jede Politikerin auch eine Frauenpolitikerin. 00:26:37.043 --> 00:26:45.179 Das ist also nicht trennbar, weil die Sozialisation von Frauen auch heute noch anders ist 00:26:45.379 --> 00:26:53.367 als die Sozialisation von Männern, ja. Und auch die Bemühungen Kinder gleich aufzuziehen 00:26:53.567 --> 00:27:03.025 sind nicht wirklich erfolgreich, weil ja die Kinder von der ganzen Welt aufgezogen werden, ja. 00:27:03.225 --> 00:27:11.410 Wenn sie das Fernsehen aufdrehen, werden ihnen Bilder wieder vor Augen geführt, 00:27:11.610 --> 00:27:17.262 die also in der Zeit, wo ich meine Tochter erzogen habe, nicht da waren. 00:27:17.462 --> 00:27:23.416 Ja, wenn ich mir das anschaue, jetzt gibt es LEGO für Mädchen. Das hat es nicht gegeben. 00:27:23.616 --> 00:27:29.417 Ja, also meine Tochter hat Matador gespielt und Matador war für alle. Aber ja. 00:27:29.617 --> 00:27:41.879 Und es gibt also dieses - die Lilifee geistert sehr herum, ja. Es gefällt mir nicht so sehr 00:27:42.079 --> 00:27:47.994 wenn kleine Mädchen so aufgezogen werden. Aber es ist schwierig sie aus dem herauszuhalten. 00:27:52.453 --> 00:28:00.191 Ja, also ich habe schon das Gefühl, dass es einen Backlash gibt. Das ist schon länger, 00:28:00.391 --> 00:28:07.413 das ist also nicht erst jetzt unmittelbar, sondern das hat sich eigentlich eh schon, ja, 00:28:07.613 --> 00:28:14.033 zu Ende der 90er Jahre- Also dieser Optimismus und dieses „Wir schaffen das!“ und 00:28:14.233 --> 00:28:20.179 dieses Fortschreiten, was da war in den 80er Jahren, noch in den 90er Jahren 00:28:20.379 --> 00:28:30.678 ist irgendwie stehen geblieben, angelaufen. Es ist - Ich meine, nicht nur in der Frauenbewegung 00:28:30.878 --> 00:28:41.884 auch in der Umwelt eigentlich sehr, ja. Und es sind dann andere Dinge in den Vordergrund gerückt. 00:28:42.084 --> 00:28:53.312 Und überhaupt also mit der Finanzkrise dann sind auf einmal wieder so alte Ideen und 00:28:53.512 --> 00:29:00.893 alte Schemen hervorgekommen. Und vor allem mit dem verstärkten Nationalismus in Europa. 00:29:01.093 --> 00:29:09.580 Weil Nationalismus ist kein Freund der Gleichberechtigung. Weil wenn ich sage, 00:29:09.780 --> 00:29:14.294 mein Volk – ja, da muss ich sagen „Volk“, obwohl ich das nicht gerne sage 00:29:14.494 --> 00:29:20.327 ist mehr als das andere Volk, dann bedeutet das, dass ich eine Rangordnung einführe. 00:29:20.527 --> 00:29:24.526 Und dann ist es ganz leicht zu sagen, ein Mann ist mehr als eine Frau. 00:29:24.726 --> 00:29:33.048 Während wenn ich sage, die Menschen, unter denen ich lebe, sind gleichwertig den Menschen 00:29:33.248 --> 00:29:38.144 die in einem anderen Land, in einem anderen Kontinent leben, dann ist auch die Gleichwertigkeit 00:29:38.344 --> 00:29:44.954 zwischen Männern und Frauen und auch Kindern, weil- ja, eine andere. 00:29:45.154 --> 00:29:51.500 Aber dies ist leider noch in vielen Köpfen so, diese Rangordnung, ein Mann und zwischen 00:29:51.700 --> 00:29:53.207 Mann und Kind ist irgendwo die Frau angesiedelt. 00:29:53.407 --> 00:29:58.817 Und das kommt mit dem Nationalismus zurück. Auch wenn nationalistische Parteien 00:29:59.017 --> 00:30:05.812 oft Frauen und oft sehr – ja, wie soll ich sagen? – oft sehr puppenhafte Frauen, so Mädis 00:30:06.012 --> 00:30:12.032 vorne stehen haben, heißt das in Wirklichkeit nichts, weil dahinter stehen alte Männer 00:30:12.232 --> 00:30:21.398 mit sehr alten Ideen. Und ich fürchte das sehr, also dass das stärker wird und dass 00:30:21.598 --> 00:30:25.986 die Gesellschaft umgestaltet wird. Und ich fürchte also zum Beispiel in Österreich, 00:30:26.186 --> 00:30:36.217 das also seit den 70er Jahren die Individualbesteuerung hat – die also damals 00:30:36.417 --> 00:30:41.985 von der UNO empfohlen worden ist, in dem ersten Jahr der Frau, das die UNO veranstaltet hat 00:30:42.185 --> 00:30:45.344 und die eben in Österreich eingeführt worden ist –, dass die wieder abgeschafft wird. 00:30:45.544 --> 00:30:54.377 Das fürchte ich sehr. Und das wäre für die Frauen in ihrer Möglichkeit sich beruflich zu 00:30:54.577 --> 00:30:59.792 verwirklichen sehr schlecht, weil mit einer Familienbesteuerung, wo alles in einen Topf 00:30:59.992 --> 00:31:06.469 geworfen wird, kommt man steuerlich am besten weg mit einer Frau, die in einem Supermarkt 00:31:06.669 --> 00:31:15.852 ein paar Stunden als Kassiererin arbeitet, oder karitativ irgendwo ein wenig etwas tut aber 00:31:16.052 --> 00:31:20.036 nicht mit einer Frau, die eine Karriere macht. 00:31:20.236 --> 00:31:28.454 Aber ja, das wird unter Aspekten diskutiert, die mit Frauengleichheit nichts zu tun haben. 00:31:28.654 --> 00:31:41.371 Ja, na es ist bitter, wenn man so alt ist wie ich und sieht, dass das, was ich mir gewunschen habe 00:31:41.571 --> 00:31:50.410 als jüngere Frau, als, was weiß ich, als 50-jährige Frau oder so, dass es immer einen 00:31:50.610 --> 00:32:00.285 Fortschritt gibt und die Gesellschaft offener wird und partizipativer und dass ich also auch 00:32:00.485 --> 00:32:06.875 einen Teil dazu beitragen kann, dass es so ist, dass mir das nicht in dem Maße gelungen ist 00:32:07.075 --> 00:32:11.916 wie ich das gerne gehabt hätte und wie ich auch gemeint habe mich dafür einzusetzen 00:32:12.116 --> 00:32:18.394 durch Faktoren, die sich meiner Kontrolle natürlich weitgehend entzogen haben. 00:32:18.594 --> 00:32:28.475 Und ich wünsche mir oft - Ich habe das ja erst letztes Wochenende in Malta diskutiert: 00:32:28.675 --> 00:32:36.689 Ich wünsche mir oft, dass ich Ideen hätte, wie diese Hoffnung, die wir gehabt haben 00:32:36.889 --> 00:32:46.188 so 70, 71 – nach der Studentenbewegung, weil in Österreich war die Studentenbewegung 00:32:46.388 --> 00:32:55.746 noch keine Frauenbefreiungsbewegung, da haben noch- da haben die progressiven linken Studenten 00:32:55.946 --> 00:33:01.740 den Mädln noch Geschirr abwaschen und kochen lassen, ja, da ist gesprochen worden 00:33:01.940 --> 00:33:07.507 „Ihr seids gleich“, aber das war noch nicht wirklich. Das ist erst eigentlich danach 00:33:07.707 --> 00:33:11.124 gekommen Anfang der 70er Jahre, wo auch die Frauen gesagt haben, "Hey, 00:33:11.324 --> 00:33:15.943 Warum sollen wir Geschirr abwaschen? Ihr esst von den Tellern genauso wie wir!“ 00:33:16.143 --> 00:33:24.193 Aber dass man diesen Aufbruch, diese Hoffnung auf eine bessere Welt 00:33:24.393 --> 00:33:30.309 wie ich das jungen Leuten vermitteln könnte, das würde mich freuen, das zu tun. 00:33:30.509 --> 00:33:36.702 Und ich wünsche mir immer, und denke sehr viel nach, was ich da tun könnte. 00:33:41.768 --> 00:33:47.906 Ich habe mich sehr jung schon auch engagiert im Verband der Akademikerinnen wo es 00:33:48.106 --> 00:33:52.707 also darum gegangen ist- zuerst, dass Mädchen überhaupt studieren können und dass 00:33:52.907 --> 00:33:57.891 Mädchen alles studieren können und wo es jetzt also mehr darum geht, dass mehr Frauen 00:33:58.091 --> 00:34:05.882 Karrieremöglichkeiten auf Universitäten, in wissenschaftlichen Forschungsinstituten etc. 00:34:06.082 --> 00:34:13.583 haben. Und da sind natürlich Erfolge: Es gibt Rektorinnen in Österreich, 00:34:13.783 --> 00:34:21.108 es gibt also auch in vielen akademischen Berufen mehr Frauen, der Anteil steigt. 00:34:21.308 --> 00:34:25.517 Aber es ist natürlich nicht so, dass man sagen kann, jetzt haben wir’s und wir hören auf. 00:34:25.717 --> 00:34:35.438 Das ist sicher auch ein wichtiges- ein wichtiger Bereich, weil wenn die Gläserne Decke 00:34:35.638 --> 00:34:44.569 durchstoßen werden soll, dann müssen Frauen in- mit einer sehr guten Ausbildung 00:34:44.769 --> 00:34:49.690 die gute Berufsmöglichkeiten haben, die ersten sein, die das tun und das öffnen für die anderen. 00:34:49.890 --> 00:34:55.866 Das sehe ich auch als Verpflichtung. Das habe ich also immer auch, wie ich im Verband 00:34:56.066 --> 00:34:59.789 der Akademikerinnen war, da war auch oft so der Vorwurf von Leuten: 00:34:59.989 --> 00:35:07.245 „Na ja, jetzt erreichst du, dass eine Frau Abteilungsleiterin, in einem Ministerium, 00:35:07.445 --> 00:35:10.667 Sektionschefin oder sowas wird – aber was ist mit der Supermarktkassiererin?“ 00:35:10.867 --> 00:35:19.461 Und da habe ich immer gesagt, die Verpflichtung der Frau, die Sektionschefin ist, ist auch 00:35:19.661 --> 00:35:26.342 so gut zu sein, so tüchtig zu sein und den Weg zu öffnen für alle anderen Frauen. 00:35:26.542 --> 00:35:33.365 Die Supermarktkassiererin kann nicht den Weg so einfach für die Gleichberechtigung öffnen, 00:35:33.565 --> 00:35:39.194 weil die ist mit ihrer Arbeit so eingedeckt und vermutlich mit ihrer Familie, dass sie 00:35:39.394 --> 00:35:42.930 die Zeit nicht aufbringt. Aber wenn ich in einer gehobeneren Position bin, habe ich 00:35:43.130 --> 00:35:52.411 die Möglichkeiten und die Zeit etwas für andere Frauen zu tun. Das war- Ja, und ich meine, 00:35:52.611 --> 00:35:56.694 ich habe lange auch in Frauenhaus-Vereinen auch gearbeitet. 00:35:56.894 --> 00:36:03.306 ch habe also auch eben durch den Österreichischen Frauenring auch auf europäischer Ebene 00:36:03.506 --> 00:36:16.333 in der EWL, also European Women’s Lobby, mitgearbeitet, weil eben gerade Frauenanliegen 00:36:16.533 --> 00:36:23.996 nicht national gelöst werden können und deshalb auch nicht nur national behandelt werden sollen. 00:36:24.196 --> 00:36:34.992 Und auch Dinge, die man also sagen wir durchbringen will, dass Frauen teilnehmen 00:36:35.192 --> 00:36:40.136 können an Friedensverhandlungen innerhalb der Vereinten Nationen und so 00:36:40.336 --> 00:36:46.241 das sind alles Vorhaben, die nicht umgesetzt werden können von einem Land, sondern nur 00:36:46.441 --> 00:36:51.628 in Gemeinschaft mit anderen Ländern. Und die Europäische Union  halt nun mal eine 00:36:51.828 --> 00:36:58.428 stärkere Plattform, um das durchzubringen. Das ist mir auch wichtig. Und ich bin also jetzt noch 00:36:58.628 --> 00:37:04.429 auch engagiert in der Organisation der ehemaligen ParlamentarierInnen. 00:37:04.629 --> 00:37:16.985 Dort werde ich also eingesetzt auch als Vortragende bei Jean Monet-Seminaren 00:37:17.185 --> 00:37:27.231 auf Universitäten in verschiedenen EU-Mitgliedsländern. Da spreche ich aber nicht so sehr 00:37:27.431 --> 00:37:32.116 das sind sehr selten Frauen- da geht es mehr um nachhaltige Entwicklung. 00:37:32.316 --> 00:37:37.310 Nur denke ich mir, nachhaltige Entwicklung ist ohne Gleichheit unmöglich. 00:37:37.510 --> 00:37:47.153 Wir können nicht eine Entwicklung einleiten, in der jede Aktivität der Menschen darauf ausgerichtet 00:37:47.353 --> 00:37:57.337 ist, die Erde zu erhalten und an Nachkommen weiterzugeben, wenn es keine Gleichheit gibt. 00:37:57.537 --> 00:38:05.041 Weil auch der Umgang mit der Natur bedingt die Gleichheit. Und wenn jemand meint, 00:38:05.241 --> 00:38:09.958 dass es Unterschiede zwischen den Menschen gibt, dann wird er auch Unterschiede 00:38:10.158 --> 00:38:15.748 in der Natur finden und sagen, „Das kann man halt kaputt machen, nur es ist wichtig, 00:38:15.948 --> 00:38:21.713 das andere zu erhalten“. Also für mich ist immer so die Gleichheit - das ist so der Grundstein 00:38:21.913 --> 00:38:30.053 ohne dem gibt es für mich keine positive Entwicklung. Und das muss mehr sein als nur 00:38:30.253 --> 00:38:36.383 Männer und Frauen. Aber das muss so ein Prinzip im Kopf sein, das immer da ist. 00:38:41.113 --> 00:38:48.929 Also an sich ist es also schon so, dass es heute- dass heute Frauen in den verschiedensten 00:38:49.129 --> 00:38:53.748 Bereichen nicht mehr so wie sie früher die Ausnahme waren, dass es also so eine 00:38:53.948 --> 00:39:02.669 Frau hat es gegeben und sonst lauter Männer. Es ist also in mehr Bereichen wird es so unter 00:39:02.869 --> 00:39:11.714 Anführungszeichen „normal“, dass Frauen da sind. Und es ist auch jetzt, wenn das 00:39:11.914 --> 00:39:15.923 österreichische Parlament diese Woche angelobt wird- werden ja auch wesentlich mehr 00:39:16.123 --> 00:39:24.122 Frauen im Parlament sein, als im Parlament davor. Wichtig wäre es in allen Berufen 00:39:24.322 --> 00:39:27.663 und ich glaube, das wird viel diskutiert und ich glaube, da ist man jetzt schon auf dem Weg 00:39:27.863 --> 00:39:33.156 sozusagen einen 40-Prozent-Anteil von jedem Geschlecht zu haben. 00:39:33.356 --> 00:39:40.544 Weil man kann also- Sagen wir Hälfte-Hälfte ist manchmal auch organisatorisch schwierig 00:39:40.744 --> 00:39:46.544 ganz genau zu haben. Aber 40 Prozent- Und 40 Prozent, das ist auch organisatorisch 00:39:46.744 --> 00:39:53.898 überall locker machbar. Und ich denke mir, das sollte das Ziel sein und das ist- das wird 00:39:54.098 --> 00:39:59.937 schon immer mehr, es beginnt jetzt auch schon- Also nicht nur dass Frauen in Berufe 00:40:00.137 --> 00:40:04.863 wollen, die früher den Männern vorbehalten waren oder wo man gemeint hat, das können 00:40:05.063 --> 00:40:09.524 nur Männer – sondern dass auch Männer beginnen in Berufe zu gehen, wo man früher 00:40:09.724 --> 00:40:14.078 gemeint hat, da braucht man das weibliche Mitgefühl, weil sonst geht das nicht. 00:40:14.278 --> 00:40:20.743 Und es sind die jungen Mädchen auch schon viel selbstbewusster. Ich denke mir, dass 00:40:20.943 --> 00:40:28.425 also diese Art auch von sexueller Belästigung, über die jetzt sehr viel gesprochen wird, 00:40:28.625 --> 00:40:36.796 mit jungen Mädchen schwieriger funktionieren wird, weil sie mehr Selbstbewusstsein haben. 00:40:36.996 --> 00:40:45.317 Weil sie vielleicht ein bisschen schon diese Angst verlieren, „Wenn ich dieses und jenes 00:40:45.517 --> 00:40:55.140 tue oder nicht tue, dann werde ich nicht geliebt.“ Dass also diese Angst, Verlust der Liebe 00:40:55.340 --> 00:41:02.984 durch unliebsame Handlungen doch schon ein wenig zurück geht. Weil ich denke mir, das 00:41:03.184 --> 00:41:12.782 jeder Mensch, jeder Mann, jede Frau will geliebt werden, um ihrer selbst willen und nicht 00:41:12.982 --> 00:41:17.997 um Dinge, die sie oder er tut oder nicht tut. Und das beginnen jetzt, glaube ich die 00:41:18.197 --> 00:41:25.840 jungen Mädchen mehr zu verstehen. Und ich meine, ja, es ist schon viel mehr. 00:41:26.040 --> 00:41:31.041 Es sind jetzt auch viel mehr junge Männer, die in einer anderen Weise ihre Rolle als Mann 00:41:31.241 --> 00:41:40.268 annehmen als früher. Aber es ist noch ein weiter Weg. Ja, aber ich sehe- Natürlich sehe ich 00:41:40.468 --> 00:41:48.904 auch in der Gesetzgebung gibt es Fortschritte, es gibt- Ja, Gewalt gegen Frauen 00:41:49.104 --> 00:41:54.888 auch in der Ehe – das ist alles nicht mehr in der Weise toleriert, wie es einmal war. 00:41:55.088 --> 00:41:59.585 Und auch wenn es vorkommt, ist jetzt zumindest das weg, weil sie ein Recht, 00:41:59.785 --> 00:42:05.948 die Möglichkeit haben, wo anders hinzugehen, die Möglichkeit. Was ich ein bisschen fürchte, 00:42:06.148 --> 00:42:14.426 ist die gemeinsame Obsorge, von der halte ich sehr wenig, weil sie meiner Meinung nach 00:42:14.626 --> 00:42:21.752 gegen das Wohl der Kinder ist. Und ich sehe das in Frankreich, wo meine Familie lebt 00:42:21.952 --> 00:42:30.490 und wo ich sehr viel bin. Dort sind- dort ist es die Norm. Und da ist es so, dass man 00:42:30.690 --> 00:42:38.031 mittlerweile einen Zweig der Sozialarbeit entwickelt, die sich darum kümmern, dass die Kinder 00:42:38.231 --> 00:42:43.143 die also eine Woche beim Vater, eine Woche bei der Mutter leben, normale Dinge die 00:42:43.343 --> 00:42:49.350 Kinder mit den Eltern tun, tun. Weil keiner die Zeit hat, das mit ihnen zu tun. Die gehen 00:42:49.550 --> 00:42:55.294 mit den Kindern dann in die Bibliothek oder in ein Theater für Kinder oder auf den Sportplatz. 00:42:55.494 --> 00:42:59.764 Und ich denke mir, das ist irgendwie keine gute Entwicklung. 00:42:59.964 --> 00:43:10.485 Aber das hängt also damit zusammen, dass das Eigentum am Kind durch den Backlash 00:43:10.685 --> 00:43:17.328 wieder in einer anderen Weise diskutiert worden ist als in vergangenen Jahrzehnten. 00:43:17.528 --> 00:43:22.957 Aber insgesamt- Ich meine, insgesamt kann man nicht sagen, dass wir gar nichts erreicht haben 00:43:23.157 --> 00:43:28.326 und dass alles so ist, wie es war, als ich eine junge Frau war. Und ich hoffe – 00:43:28.526 --> 00:43:32.710 ich habe ja auch eine Enkeltochter – ich hoffe, das, wenn sie eine junge Frau ist, dass 00:43:32.910 --> 00:43:35.940 dass also die Dinge für sie gut werden. 00:43:36.140 --> 00:43:44.223 Sie ist mittlerweile in einer Judomannschaft, wo Buben und Mädeln gemeinsam sind. 00:43:48.939 --> 00:43:55.082 Ja, ich war auch im Akademikerinnenverband auf internationaler Ebene - Ja es ist also so 00:43:55.282 --> 00:44:10.632 dass es Länder gibt, in denen Frauen schon zu früheren Zeiten ihren Platz in der Gesellschaft 00:44:10.832 --> 00:44:20.622 bekommen haben. Wo also dieses Prinzip der Gleichheit viel früher schon selbstverständlich war. 00:44:20.822 --> 00:44:25.756 Für mich hängt das ein bisschen auch mit Religion zusammen. 00:44:25.956 --> 00:44:35.638 In den protestantischen Ländern erscheint mir weniger Hierarchie, mehr Einbeziehung, mehr 00:44:35.838 --> 00:44:41.183 Partizipation. Und dadurch – wenn man also schaut in die skandinavischen Länder 00:44:41.383 --> 00:44:47.606 nach Holland, also auch die Kolleginnen von Holland, von Norddeutschland – da war oft 00:44:47.806 --> 00:44:53.633 eine andere Diskussion als mit den Kolleginnen von sehr katholischen Ländern 00:44:53.833 --> 00:45:00.793 wo Hierarchie in der Gesellschaft insgesamt dann noch ein wichtiges- ja, nicht Thema sondern 00:45:00.993 --> 00:45:06.171 einfach die Struktur der Hierarchie ist in der Gesellschaft genauso vorhanden, aber- 00:45:06.371 --> 00:45:11.020 Also ich habe zum Beispiel den Eindruck, dass sich das in Italien, vor allem in 00:45:11.220 --> 00:45:16.187 Norditalien ist eine sehr intensive Frauenbewegung, sehr interessant, die sehr viele 00:45:16.387 --> 00:45:23.731 Dinge für die Frauen machen, wo auch für Frauen so Dinge erkämpft werden, 00:45:23.931 --> 00:45:33.166 wie dass die Nacht in der Stadt frei ist für Frauen. Also dass die Frauen nicht Angst haben müssen 00:45:33.366 --> 00:45:38.210 wenn sie alleine, oder mehrere Frauen, am Abend alleine unterwegs sind. Also diese 00:45:38.410 --> 00:45:49.455 Freiheit für die Person. Auch in Italien sieht man das, wo auch Arbeit von Frauenorganisationen 00:45:49.655 --> 00:46:00.614 stärker weggeht – auch in Skandinavien – von dem, was so Wohltätigkeit ist, zu Partizipation, 00:46:00.814 --> 00:46:07.113 sagen wir auch zu einer Entwicklungszusammenarbeit, die nicht Wohltätigkeit ist 00:46:07.313 --> 00:46:14.334 und das finde ich auch sehr wichtig, weil das sozusagen- ja, wiederum alles mit meinem- 00:46:14.534 --> 00:46:19.823 ja, manche sagen mit meiner Besessenheit von Gleichheit zu tun hat. 00:46:20.023 --> 00:46:25.999 Ja. Weil Wohltätigkeit hat nichts mit Gleichheit zu tun. 00:46:31.936 --> 00:46:40.007 An und für sich aus frauenpolitischer Perspektive wäre es jetzt wirklich wichtig 00:46:40.207 --> 00:46:49.246 sich einmal ganz genau anzuschauen, ob es noch irgendwo so verborgene Ungleichheiten 00:46:49.446 --> 00:46:57.469 gibt, auch in der Gesetzgebung, die man also ändern kann. Es wäre mir sehr wichtig, 00:46:57.669 --> 00:47:09.682 dass in alle Bereiche Frauen selbstverständlich kommen, dass also- Nicht in dem Sinn 00:47:09.882 --> 00:47:15.110 dass man sagt, es muss eine Quote bei jedem Projekt sein, weil das ist vielleicht organisatorisch schwierig 00:47:15.310 --> 00:47:21.391 aber das, was ich zuerst gesagt habe, dieses 40-40 würde mir als ein sehr guter Weg vorkommen, 00:47:21.591 --> 00:47:26.387 weil es dann organisatorisch für manche Dinge allenfalls leichter geht. 00:47:26.587 --> 00:47:31.341 Dass man auch wirklich durchsetzt all die Dinge, die also schon da sind: 00:47:31.541 --> 00:47:38.704 in Stelleninseraten geschlechtsunabhängig, bei der Bezahlung Offenheit über die Bezahlung 00:47:38.904 --> 00:47:43.186 die Lohnschere zwischen Männern und Frauen zu schließen, 00:47:43.386 --> 00:47:52.242 jungen Frauen Förderungen zu geben, dass sie ihr Leben selbstbestimmt leben können 00:47:52.442 --> 00:48:02.270 dass sie nicht meinen, um ihr Leben organisieren zu können, ist ein Partner oder eine Partnerin 00:48:02.470 --> 00:48:07.244 auch notwendig, sondern dass ein- Also ich will mein Leben so, wie ich es möchte – 00:48:07.444 --> 00:48:14.301 wenn sie das wollen. Und dass das also auch für Kinder ein bisschen stärker gilt. 00:48:14.501 --> 00:48:21.131 Dass man also Kinder weniger über ihre Herkunft und Eltern definiert, 00:48:21.331 --> 00:48:26.988 sondern über ihre Fähigkeiten und diese Fähigkeiten ihnen ermöglicht zu entwickeln. 00:48:27.188 --> 00:48:33.270 Das ist sicher auch ein Teil einer Frauenpolitik, weil ja aus Kindern Erwachsene werden. 00:48:33.470 --> 00:48:44.639 Und weil sowohl Erwachsene Männer, die in ihrer Kindheit- ja, vielleicht beeinträchtigt 00:48:44.839 --> 00:48:49.712 waren durch diese oder jenes Vorurteil, dieses Vorurteil ja auch weitertragen können 00:48:49.912 --> 00:48:59.666 als auch Mädchen. Und ich glaube auch, dass frauenpolitisch sich sehr eingebracht werden muss 00:48:59.866 --> 00:49:04.592 in die nachhaltige Entwicklung. Weil eine nachhaltige Entwicklung ist nur möglich, 00:49:04.792 --> 00:49:07.408 wenn die Frauen da auch sehr stark beteiligt sind. 00:49:07.608 --> 00:49:11.407 Ja, das wäre eh schon sehr viel, wenn es ginge. 00:49:17.005 --> 00:49:24.838 Ich möchte, dass in 100 Jahren die Wirklichkeit so ist, dass es bei allen Dingen 00:49:25.038 --> 00:49:35.037 darauf ankommt, was die Person tun kann und tun will im Rahmen einer Gemeinschaft 00:49:35.237 --> 00:49:48.180 und nicht ob sie eine Frau, ein Mann, weiß, schwarz, gelb, grün, blau, rot ist. 00:49:48.380 --> 00:50:00.851 Und dass jedem und jeder die Möglichkeit gegeben wird, sich ihrer Fähigkeiten bewusst 00:50:01.051 --> 00:50:06.519 zu werden und diese Fähigkeiten so wie sie es möchte entwickeln kann. 00:50:06.719 --> 00:50:14.766 Es wird vielleicht nicht jede, jeder jede Fähigkeit entwickeln wollen, aber dass man also 00:50:14.966 --> 00:50:18.336 so dieses Eingesperrt-Sein und Eingeschränkt-Sein und in ein Kasterl- 00:50:18.536 --> 00:50:23.267 Dass das vollkommen vorbei ist und dass dann niemand mehr an die gute alte Zeit, 00:50:23.467 --> 00:50:29.935 wo jeder seinen Platz in der Gesellschaft gekannt hat, zurückdenkt. Also ich will sehr viel freier- 00:50:30.135 --> 00:50:34.082 Ich will ein sehr viel freieres Leben für alle Menschen haben.